50 Jahre nach Absturz: Ein Tag der Trauer im Kampf für Gerechtigkeit
50 Jahre nach dem Flugzeugabsturz in Würenlingen gedenken 300 Personen den 47 Opfern. Im Zentrum steht die Trauer, doch der Kampf für Gerechtigkeit geht weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- In Würenlingen AG fand heute ein Anlass für die Opfer des Flugzeugabsturzes statt
- Am 21. Februar 1970 verunglückte dort eine Swissair-Maschine nach einer Bombenexplosion.
- Der Anlass stand im Zeichen der Trauer, der Kampf für Gerechtigkeit wird aber weitergehen.
Rund 300 Personen lauschen dem Dudelsackspiel. Ruedi Berlinger hat soeben im Trio den Song «Amazing Grace» angestimmt. Es ist 13.34 Uhr beim Gedenkstein in Würenlingen AG. Exakt 50 Jahre zuvor forderte dort ein Flugzeugabsturz 47 Menschenleben.
Berlinger ist einer der Menschen, die an diesem Wintertag 1970 Angehörige verloren haben. Sein Vater pilotierte die Swissair-Maschine, die Zielscheibe eines Bombenattentats wurde.
Jüdisch gefärbt
Destination des Flugzeugs wäre Tel Aviv gewesen. Auch 15 Israelis finden stattdessen im Wald von Würenlingen den Tod. Dementsprechend ist der heutige Gedenkanlass auch stark jüdisch gefärbt.
Der Synagogenchor Zürich singt zwei Lieder. Ein jüdischer Priester betet auf Hebräisch. Der israelitische Botschafter in der Schweiz spricht eine Grussbotschaft.
Arthur Schneider, Moderator des Anlasses und Alt-Gemeindepräsident von Würenlingen, betont mehrmals, dass heute ein Tag der Trauer sei. Ebenfalls mehrmals erwähnt er aber auch, dass der Kampf für Gerechtigkeit noch lange nicht zu Ende sei.
Berlinger: «Schuldeingeständnis würde helfen»
Schneider bezieht sich auf die mangelnde juristische Aufarbeitung des Absturzes. Nie kam es zu einem Prozess gegen mögliche Täter, obwohl es klare Indizien zu deren Identität gab. Die offizielle Schweiz scheint sich bei der Strafverfolgung nicht mit Ruhm bekleckert zu haben. Ein offizielles Schuldeingeständnis oder das Eingestehen von Fehlern blieb bis jetzt aus.
Doch genau das wäre es, was den Angehörigen bei der Trauerverarbeitung entgegenkäme. Ruedi Berlinger, der ab dem 8. Lebensjahr ohne Vater aufwuchs, ist sich sicher: «Ein Schuldeingeständnis würde allen Hinterbliebenen und auch der Schweiz helfen.» Die offensichtlichen Mängel seien ein «schwarzer Tolggen» im Heft unseres Landes
Keine Bundesräte an Feier
Bundesräte oder Parlamentarier sind denn auch keine an der Feier zugegen. Einflussreichster anwesender Politiker ist der Aargauer Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Er unterstreicht bei seiner Rede das Bemühen der kantonalen Regierung nach einer lückenlosen Aufklärung der Versäumnisse. «Letztlich ist es aber eine Angelegenheit auf Bundesebene», so der SVP-Mann.