50 Minuten in Zürich! Mitbewohner messen bei WG-Sex die Zeit
In einer Zürcher WG hält eine Frau ihre Mitbewohner mit lautem Sex wach. Diese stoppen die Zeit. Eine Sexologin schätzt bei Nau.ch ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Zürcherin wird vom lauten Sex ihrer Mitbewohnerin wachgehalten.
- Das Thema ist tags darauf Gesprächsthema in der WG – und sorgt für Unsicherheiten.
- Eine Sexologin gibt Tipps, wie WGs mit dem Tabuthema «Sex» umgehen sollen.
Ein lautes Hämmern gegen die Wand bringt Josephine S.* (23) um den Schlaf. Begleitet wird dieses von zarten Stöhngeräuschen aus dem Zimmer unten dran. «Ich bekomme kein Auge zu», erinnert sich S.
Die Studentin wohnt in einer Siebner-WG in der Stadt Zürich. In einer ringhörigen, doppelstöckigen Wohnung. Sie wird daher kürzlich unfreiwillige Zeugin, wenn es bei ihrer Mitbewohnerin und deren Männerbesuch richtig zur Sache geht.
Und die beiden scheinen ordentlich Ausdauer zu haben. «Immer wenn ich denke, die beiden seien fertig, geht es weiter und weiter.»
Sexologin kritisiert Stoppen der Zeit bei Sex in WG
Nicht nur S. wird vom lauten Geschlechtsverkehr wachgehalten. Am nächsten Tag ist der Sex Gesprächsthema in der WG.
Ein Mitbewohner will sogar die Zeit gestoppt haben. Demnach hat das Spektakel ganze 50 Minuten gedauert!
Geht das zu weit? Eine Sexologin schätzt die Situation bei Nau.ch ein.
«Das Stoppen der Zeit kann tatsächlich als ein übergriffiges Verhalten betrachtet werden», sagt Laura Burkhardt. «Solch ein Verhalten kann leicht dazu führen, dass sich die betroffene Person unwohl oder sogar überwacht fühlt.»
Sie schlägt stattdessen vor, ein WG-Treffen abzuhalten, um gemeinsame Richtlinien für das Zusammenleben zu entwickeln.
Burkhardt findet: «Grundsätzlich müssen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner nicht über sexuelle Aktivitäten informiert werden. Wenn diese jedoch über einen längeren Zeitraum die Zimmerlautstärke überschreiten, ist es wichtig, ein offenes Gespräch zu suchen.»
Keine Vorwürfe erheben
Dabei sei es wichtig, seine eigenen Empfindungen in einer ruhigen und respektvollen Atmosphäre zu teilen. Ohne dabei Vorwürfe zu erheben. So sollte man das Gespräch bestenfalls mit einer positiven Einleitung beginnen.
Die Expertin liefert sogleich ein Beispiel, wie das Gespräch begonnen werden kann: «Ich schätze es sehr, wie offen und verständnisvoll wir in unserer WG miteinander umgehen. Ich möchte etwas ansprechen, das für mich ein wenig schwierig ist.» Anschliessend sollte man konkret und sachlich erklären, was einen genau stört und wie man sich dabei fühlt.
«Letztendlich geht es darum, Lösungen zu finden, die die Privatsphäre und das Wohlbefinden aller Beteiligten berücksichtigt.» Das gemeinsame Suchen nach Lösungen fördere dabei das Zusammengehörigkeitsgefühl, so die Expertin.
Lauter Sex, wenn Mitbewohner nicht zu Hause sind
Laura Burkhardt, die auf Instagram als «Frau Sexologin» unterwegs ist, rät: «Grundsätzlich rate ich, im Voraus klare Vereinbarungen zu treffen.» Es sollte offen darüber gesprochen werden, wie mit Lärm umzugehen ist, «der möglicherweise als störend empfunden werden könnte».
Eine rücksichtsvolle Herangehensweise wäre beispielsweise die folgende: «Laute Aktivitäten auf Zeiten begrenzen, in denen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner nicht zu Hause oder nicht in unmittelbarer Nähe sind.»
Generell sei wichtig, das Tabuthema «Sex» nicht zu scheuen. «Klare Regeln für ‹ruhige Zeiten› oder ein ‹Bitte nicht stören›-Schild können Wunder bewirken.» So bleibe die WG ein «Happy Place für alle», sagt Sexologin Laura Burkhardt.
*Name von der Redaktion geändert