Abschaltung AKW Mühleberg: Klimaschutz wird davon kaum profitieren
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag wird das AKW Mühleberg vom Netz genommen.
- Es ist das erste AKW der Schweiz, das komplett stillgelegt wird.
- Dem Klimaschutz wird dies jedoch kaum nützen, sagt ein Experte.
Der 20. Dezember 2019 wird ein historischer Tag für die Schweizer Energiepolitik. Als Bestandteil der Energiewende 2050 wird das Atomkraftwerk Mühleberg als erstes AKW der Schweiz abgeschaltet. Damit soll einerseits die Sicherheit der Bevölkerung, andererseits der Klimaschutz erhöht werden.
Abschaltung des AKW Mühleberg ist «richtig»
Den Gedanken der erhöhten Sicherheit stützt auch Michael Prasser von der ETH Zürich. Prasser ist Professor für nukleare Energie, sein Lehrstuhl wird von den Schweizer Kernkraftwerken mitfinanziert.
Er schaut der Abschaltung vom Freitag positiv entgegen. «Es ist der richtige Schritt», sagt er. «Die Aufrüstung der Sicherheit einer kleinen Altanlage auf einen verantwortbaren Standard für einen Langzeitbetrieb ist zu teuer.»
Er sei allerdings davon überzeugt, dass der Verzicht auf einen Neubau des AKWs für die Schweiz langfristig ein Fehler sei. «Die Abschaltung von Altanlagen mag die Sicherheit erhöhen, aber ausgehend von einem ohnehin guten Sicherheitsniveau in der Schweiz», sagt Prasser.
Kaum Nutzen für Klimaschutz
Aus diesem Grund ist für Prasser klar, dass die Schweiz neue Kernkraftwerke «auf höchstem sicherheitstechnischem Niveau» brauche. Dies gilt auch im Hinblick auf den Klimaschutz. «Die Chancen, das Klimaproblem zu lösen, werden durch den Abbau deutlich gesenkt», sagt er.
Die durch den Abbau entstehende Stromlücke könnte zwar mit erneuerbaren Quellen gestopft werden, es bräuchte jedoch eine Lösung des Stromspeicherproblems. «Die gesellschaftlichen Kosten als auch die Umweltbelastung werden dabei aber um ein Vielfaches höher sein», sagt Prasser.
Für den Experten ist die einzig sinnvolle Lösung daher eine Kombination aus erneuerbaren Energien und Kernenergie. Gerade im Hinblick darauf, dass das AKW Mühleberg nicht das letzte AKW sein wird, das abgestellt wird. «Es muss darüber nachgedacht werden, was kommt, wenn die grossen Werke in Gösgen und Leibstadt eines Tages ebenfalls abgeschaltet werden.»