Achtung an Silvester: Drei-Küssli-Begrüssung ist out

Sina Barnert
Sina Barnert

Köniz,

Lange Zeit begrüsste man sich in der Schweiz mit den obligaten drei Küssli. Nun scheint die Begrüssung auszusterben. Warum?

Begrüssung drei Küssli
Kommt in der Schweiz immer seltener vor: eine Begrüssung mit drei Küssli. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer seltener wird bei der Begrüssung auf die drei Küssli gesetzt.
  • Ein Grund dafür: Man kommt sich sehr nahe und vor allem Frauen mögen die Begrüssung nicht.
  • Wichtig sei, auf die Körpersprache der anderen Person zu achten, so Knigge-Expertinnen.

Sie war beinahe so Schweizerisch wie das Matterhorn oder Ricola: Die obligate Begrüssung, bei der man dem Gegenüber drei Küssli gab.

Doch nachdem man zur Corona-Zeit zu mehr Abstand angehalten wurde und viele Sitzungen im Home-Office stattfinden, scheint sie langsam auszusterben.

kuss
Ein Bild aus dem Jahr 2017: Bundespräsidentin Doris Leuthard begrüsst Jean-Claude Juncker. - keystone

Denn: Viele Leute sehen mittlerweile von der Kuss-Begrüssung ab. Sie ersetzen sie stattdessen mit verbaler Kommunikation, einer Begrüssungs-Faust oder einer kurzen Umarmung.

Was macht man also am Silvester-Fest?

Viele wollen die «drei Küssli nicht zurück»

«Tatsächlich sieht man diese Begrüssungsform immer seltener», sagt Knigge-Trainerin Susanne Abplanalp. Denn: «Man kommt der anderen Person auf diese Weise schon sehr nahe.»

Ihre Berufskollegin Katrin Künzle meint dazu: «Nach der Pandemie hat sich gezeigt, dass viele Menschen die Begrüssung mit drei Küsschen nicht zurückwollen. Oft wurde insbesondere den Frauen diese Begrüssungsform aufgedrängt.»

Magst du die Begrüssung mit drei Küssli?

Bedeutet das, dass die drei Küssli über kurz oder lang aussterben werden?

Begrüssungsformen passen sich den Umständen an

Das kann die lizenzierte Knigge-Trainerin Katrin Künzle nicht bestätigen. «Aussterben wird keine Begrüssungsform. Sie passt sich lediglich den Umständen an.»

Es gebe Begrüssungsformen, die nach Covid ein Comeback feiern würden, sagt Künzle. So beispielsweise der Handschlag.

Auf die Frage, welche Begrüssungsformen gerade in seien, meint Künzle: «In ist, was für das Gegenüber stimmt.»

«Jede und jeder hat ein individuelles Distanzgefühl»

Es sei wichtig, zu spüren, wie viel Raum eine Person sich wünsche. «Lieber jemandem die Hand reichen oder kontaktlos begrüssen», meint Künzle.

Dies, wenn man nicht sicher sei, ob jemand geküsst oder umarmt werden wolle. Denn: «Jede und jeder besitzt ein individuelles Distanzgefühl.»

Das könne man auch an sich selbst feststellen, so Künzle. «Wenn uns jemand auf die Pelle rückt, fühlen wir uns unwohl.»

Katrin Künzle meint zudem, dass Küssen und Umarmen im geschäftlichen Kontext nicht angebracht sei. Dies gehe nur, wenn man sich gut genug kenne.

Im Business-Kontext nicht empfehlenswert

Dem pflichtet Susanne Abplanalp bei, die sich auf Business-Knigge spezialisiert hat. Die Begrüssungs-Form der drei Küssli sei im Business-Kontext nicht empfehlenswert.

Sie beobachtet aber auch, dass andere Begrüssungen weniger regelmässig werden: «Nach Covid wollten einige Personen nicht mehr per Handdruck grüssen.»

«Ich empfehle den Dienstleistern, die Körpersprache der Kunden wahrzunehmen», so Abplanalp. So könne man beobachten, ob die Kunden den Handschlag wünschen oder eher ablehnen.

Abplanalp erklärt weiter: «Wenn beispielsweise eine Person einen Gegenstand hält, ist dies ein Zeichen, dass Körperkontakt nicht erwünscht ist. Die Hygiene ist dabei der Hauptgrund der Ablehnung.»

Hat die Corona-Pandemie die Schweizer Begrüssungsformen tatsächlich verändert? Und sind gewisse Begrüssungsformen bedenklicher, als andere?

Küssli vermeiden aus Virologen-Sicht nur bedingt wirkungsvoll

Dass Covid das Verhalten der Menschen nachhaltig verändert habe, lasse sich nicht so genau sagen, meint Virologin Isabella Eckerle.

Auf die Frage nach Krankheitserregern meint Eckerle: «Atemwegserreger werden über Tröpfchen übertragen.»

«Darunter fallen grössere, wie zum Beispiel Speicheltröpfchen oder Tröpfchen durch Niesen oder Husten», so Virologin Eckerle. «Aber auch feinere, die beim Sprechen entstehen und Aerosole bilden, also Tröpfchen, die über längere Zeit in der Luft bleiben.»

Hast du dein Verhalten nach Corona nachhaltig verändert?

Zwar verringere man das Risiko, die grösseren Tröpfchen abzubekommen, wenn man engere Begrüssungen vermeide.

Aber, so Eckerle: «In der Regel verbirgt man ja mit jemandem, den man begrüsst, auch danach Zeit. Man spricht oder isst miteinander, sitzt zusammen und hält sich im gleichen Raum auf.»

Das heisse, dass man auch ohne Küsschen Tröpfchen durchs Sprechen sowie Aerosolen ausgesetzt sei. «Ob das Küsschen deshalb etwas am Infektionsrisiko ändert, erscheint mir in den meisten Alltagssituationen fraglich.»

Kommentare

User #8671 (nicht angemeldet)

Das hat auch etwas mit der Region in der Schweiz zu tun, in welcher man lebt: In der Romandie sind drei angedeutete Küsse normal und üblich.

User #5711 (nicht angemeldet)

Küsse wer sich küssen will...

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