Algorithmus entschlüsselt Eigenheiten von verschiedenen Jodelstilen

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Luzern,

Inwiefern lassen sich regionale Jodel unterscheiden? Ein Algorithmus deckt einzelne Unterschiede auf.

jodler schweiz
Dass sich die Jodelstile der Schweiz unterscheiden, wird gerne diskutiert. Ein Algorithmus bestätigt dies nun zumindest bezüglich der Melodie. Im Bild: Jodler am Eidgenössischen Jodlerfest in Aarau im Juni 1975. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/STR

Das Wichtigste in Kürze

  • Mithilfe eines Algorithmus können Jodel-Meldien nach Regionen unterschieden werden.
  • Das Programm erkennt charakteristische Merkmale der verschiedenen Stile.
  • Innerhalb der Regionen gibt es abe rnoch viele Fehlzuweisungen.

Ein Algorithmus bestätigt, was sich Jodler schon lange erzählen: Die Nordwestschweizer und Innerschweizer Jodel lassen sich melodisch unterscheiden. Innerhalb der Regionen sind die Melodien für eine zuverlässige Klassifikation jedoch zu ähnlich für den Algorithmus.

Das Innerrhoder «Rugguusseli», das Ausserrhoder «Zäuerli» oder der Innerschweizer «Juiz»: Der Jodel trägt viele Namen in der Schweiz. Doch inwiefern unterscheiden sich die wortlosen Gesänge tatsächlich?

Basieren Unterschiede auf melodischen Eigenheiten?

«Dass sich Jodelstile in verschiedenen Regionen der Schweiz musikästhetisch unterscheiden, wird seit rund 100 Jahren in der folkloristischen Literatur und unter Jodlern gerne diskutiert.» Das sagte der Musikwissenschaftler Yannick Wey von der Hochschule Luzern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Aber wenn man bei Jodlerinnen und Jodlern konkret weiterbohre, charakterisiere jede und jeder die verschiedenen Stile etwas anders. «Uns interessierte nun, ob die Unterschiede tatsächlich auch auf melodischen Eigenheiten basieren», so Wey.

Eidgenössisches Jodlerfest
Das eidgenössische Jodlerfest hat grosse Tradition. - sdf

Das versuchte er in der im Fachmagazin «Music & Science» erschienen Studie zu ergründen. Daran beteiligt war auch die Informatikerin Cornelia Metzig von der Queen Mary University in London. Sie konzentrierten sich dafür auf die Jodelhochburgen Innerschweiz mit den Kantonen Obwalden und Nidwalden. Zudem auf die Nordostschweiz mit den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden sowie Toggenburg.

Melodien in jedem Kanton unterschiedlich

Als Werkzeug diente ein Machine Learning-Algorithmus, den das interdisziplinäre Duo mit Notenblättern von insgesamt 217 Jodelmelodien fütterte. Anhand der melodischen Eigenschaften versucht das Programm charakteristische Merkmale der verschiedenen Stile zu erkennen. Das Toolkit «Melodyfeatures» wurde von Metzig entwickelt und bereits zur Klassifikation von verschiedenen Volksliedern weltweit angewendet. Es extrahiert Merkmale aus Melodien und macht sie so für Algorithmen verwertbar.

Resultat der Jodelstudie: Die Melodien unterscheiden sich in allen Kantonen. Doch innerhalb der Regionen – Innerschweiz und Nordostschweiz – waren die Unterschiede zu schwach. So machte der Algorithmus relativ viele Fehlzuweisungen. Anders zwischen den Regionen: Hier ordnete der Algorithmus mehr als drei von vier Jodeln der richtigen Region zu.

Neuer Blick auf die melodischen Eigenheiten der Lieder

Die ausschlaggebenden Merkmale für den Algorithmus? «Der wichtigste Indikator war, dass in der Zentralschweiz das musikalische Intervall der Oktave deutlich häufiger gesungen wird als in der Nordostschweiz», erklärte Wey. Andere wichtige Kriterien waren beispielsweise ein rhythmisches Muster mit einer punktierten Viertelnote. Auch ein melodisches Muster aus einer aufsteigenden Sexte gefolgt von einem Ganzton abwärts.

Einige Muster würden auch einem Musikwissenschaftler ins Auge springen. Doch der Algorithmus eröffne einen ganz neuen Blick auf die melodischen Eigenheiten der Lieder, sagte Metzig.

Um die Treffsicherheit zu erhöhen braucht es aus ihrer Sicht entweder mehr Daten oder die Kombination mit einer anderen Methode. «Mit Audiodateien wäre es beispielsweise möglich, auch eine charakteristische Betonung oder Aussprache in den Jodelstilen zu identifizieren», so die Informatikerin.

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