«Alkohol und Spitzensport passen nicht gut zusammen»
Die Schweizer Skistars erringen dieses Jahr Sieg um Sieg. Und feiern entsprechend oft. Nicht selten mit Alkohol. Mehr als andere Sportler?

Das Wichtigste in Kürze
- Marco Odermatt und seine Teamkollegen heimsen diese Saison Sieg um Sieg ein.
- Dabei darf der Champagner nie fehlen. Oder auch das Bier.
- Experte Alain Meyer geht nicht davon aus, dass Skifahrer mehr trinken als andere Sportler.
- Swiss Olympic plädiert indes für Siegesfeiern ohne Alkohol.
Abfahrts-Weltmeister Franjo von Allmen (23) verkündet nach WM-Gold in Saalbach: «Ich glaube, heute gehen wir ‹z'Bode›!»
Sein Red Bull wird er somit später wohl gegen ein anderes Getränk getauscht haben.
Alexis Monney lässt es bereits vor der Ski-WM heftig krachen.
Nach seinem zweiten Platz in Kitzbühel feiern er und seine Teamkollegen ausgelassen in einem Klub. Oben ohne trinken sie hochprozentigen Alkohol direkt aus der Flasche.
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Und Überflieger Marco Odermatt gönnt sich nebst seinen unzähligen Sieger-Champagnerduschen auch gerne mal ein Bier mit dem Team.
Täuscht der Eindruck oder wird im Skisport lockerer mit Alkohol umgegangen als in anderen Sportarten?
«Kultur beim Skifahren ist anders»
Sportpsychologe und Coach Alain Meyer ist zurzeit mit der Frauen Fussball-Nationalmannschaft unterwegs. Er sagt: «Die Kultur beim Skifahren ist bestimmt etwas anders. Trotzdem glaube ich nicht daran, dass die Skifahrer vor einem Rennen einen feucht-fröhlichen Abend verbringen.»
Schliesslich sehe man von aussen immer nur einen Ausschnitt. «Man sieht das halbe Bier. Aber nicht den Liter Mineralwasser, den der Sportler danach trinkt.»
Im modernen Fussball zum Beispiel möge es nichts vertragen. Denn mentale Frische, ein guter Schlaf und eine gute Durchblutung seien zentral. Dies alles werde durch den Alkohol gehemmt.
Er sehe entsprechend immer mehr Spitzensportler, die ganz auf Alkohol verzichten würden. «Bei uns gibt es beim Abendessen im Hotel nur Wasser.»
Das sei selbstverständlich und allen klar. Die Trainerin müsse das gar nicht explizit erwähnen. Denn: «Alkohol und Spitzensport passen nicht gut zusammen», so Alain Meyer.
An Olympischen Spielen kein Alkohol auf Podest
Das sieht auch Swiss Olympic so. Die Verantwortlichen setzten dort mit dem Präventionsprogramm «cool and clean» unter anderem auf den Verzicht von Alkohol.
«Aus Sicht von Swiss Olympic passen Sport und Alkohol nicht zusammen», sagt Mediensprecher Fabio Gramegna auf Anfrage.
Zu den Bildern von Odi und Co. sagt Gramegna: «Die Bilder können suggerieren, dass man nur mit Alkohol richtig feiern kann, was natürlich nicht der Fall ist.»
Gramegna präzisiert: «Wir sind nicht weltfremd und wissen, dass nach einem Sieg gerne angestossen wird. Das wollen wir erwachsenen Athletinnen und Athleten auch nicht verbieten.»

Swiss Olympic plädiere aber für einen vernünftigen Umgang mit Alkohol, gerade in der Öffentlichkeit.
Spitzenathletinnen und -athleten seien oft Vorbilder für die Jugend. «Mit Blick auf die Alkoholprävention im Jugendsport wünschten wir uns diesbezüglich die entsprechende Sensibilität und mehr Kreativität.»
Letztlich stehe es erwachsenen Athletinnen und Athleten, Sportverbänden sowie Veranstaltern frei, wie sie die Feier eines Podestplatzes gestalten wollen. «Aus Sicht von Swiss Olympic muss das nicht immer mit Alkohol sein.»
An den Olympischen Spielen sehe man zum Beispiel keinen Alkohol auf den Podien.
Swiss-Ski wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen.