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Arzt rechnet 26 Stunden Arbeit am Tag ab – und das völlig legal

Janis Meier
Janis Meier

Solothurn,

Ein Neurologe hat im letzten Jahr medizinische Leistungen von täglich 26 Stunden abgerechnet. Dies ganz legal – wie kann das sein?

Hausärztin (Symbolbild)
Kein Einzelfall: Über 400 Ärztinnen und Ärzte haben im letzten Jahr mehr als 12 Stunden Arbeit pro Tag abgerechnet. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Neurologe rechnete 26 Stunden medizinische Leistungen pro Tag ab – und das ganz legal.
  • Dies ist einem veralteten Tarifsystem geschuldet.
  • Die Vergütungen blieben gleich, doch die Behandlungen wurden schneller.

Ein einzelner Arbeitstag über 26 Stunden? Hört sich unmöglich an. Doch genau das soll ein Neurologe im letzten Jahr geleistet haben. Wie geht das?

Aus seinen Abrechnungen geht hervor: Der Arzt hat medizinische Leistungen mit Dauer von 6192 Stunden erbracht – verteilt auf die üblichen 240 Arbeitstage pro Jahr. Somit soll er täglich ganze 26 Stunden gearbeitet haben.

Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, brachte ihm diese übermenschliche Arbeitsleistung gut 1,3 Millionen Franken ein – Gelder von Krankenkassen und Prämienzahlenden.

Gleiche Kosten trotz kürzerer Dauer

Diese Zahlen stammen von der Krankenversicherungs-Branchenorganisation Santésuisse. Sie sind nur ein Beispiel für eine Reihe von Ärzten und Ärztinnen mit ähnlich hohen Abrechnungen. Einige dieser Fälle könnten betrügerisch sein. Jedoch sind viele dieser ungewöhnlichen Rechnungsstellungen völlig legal.

Das Problem liegt in einem veralteten System: Der Tarif für ambulante ärztliche Behandlungen (Tarmed) wurde vor zwei Jahrzehnten eingeführt und seitdem nicht mehr aktualisiert.

«Viele Behandlungen lassen sich heute zwar deutlich schneller durchführen als damals. Doch vergütet werden sie nach wie vor mit der gleichen Dauer», erklärt Verena Nold, Direktorin von Santésuisse dem «Tagesanzeiger».

Nold bezeichnet das aktuelle System als eine «Geldmaschine» für einige Medizinerinnen und Mediziner. Sie betont auch, wie wichtig es sei, das Tarifsystem zu überarbeiten. «Getragen wird der Schaden von Prämienzahlerinnen und Prämienzahlern», sagt sie.

Wenige Sekunden statt 15 Minuten Behandlung

Ein Beispiel für das Problem ist die Scanning-Laser-Ophthalmoskopie, eine Untersuchung der Netzhaut. Laut Tarmed benötigen Ärzte 15 Minuten für diese Leistung. In Wirklichkeit dauert das Scanning heute nur wenige Sekunden.

Die Auswirkungen dieses veralteten Systems sind erheblich. Die Daten von Santésuisse zeigen: In mehr als 400 Fällen wurden medizinische Leistungen von über 12 Stunden pro Tag verrechnet.

Sind die Versicherungsprämien zu hoch?

Urs Stoffel vom Zentralvorstand der Schweizer Ärztevereinigung FMH bestätigt, dass es Fälle von einer missbräuchlichen Anwendung des Tarifes gebe. Deshalb fordert er die Versicherer dazu auf, solche Fälle genauer zu prüfen.

Trotz dieser extremen Beispiele betont Stoffel auch das grössere Problem beim Tarifsystem selbst: «Es ist korrekt, dass die Höhe der Taxpunkte bei gewissen Leistungen im veralteten Tarmed nicht mehr korrekt tarifiert ist und deshalb zu viel entschädigt wird.»

Ein neuer Arzttarif, welcher Pauschaulen und Einzelleistungstarife enthält, wurde bereits ausgearbeitet. Dieser kann nun durch die neue Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider geprüft werden.

Kommentare

User #2122 (nicht angemeldet)

Es gibt auch gute und hilfreiche anständige Ärzte. Man müsste diesen nicht noch mehr Belastungen auflegen, als sie schon tragen müssen, sondern endlich ein WIRKLICH funktionierendes Kontrollsystem einführen. Das wäre nämlich über Patientenbefragungen. Dort kann man einen gewissen Prozentsatz 'ewiger Dauermeckerer' abziehen, und wenn es dann noch zu Unregelmässigkeiten kommt, dann weiss man, was zu tun ist. Es gibt nämlich immer weniger gute Ärzte, weil die Regeln immer unmenschlicher werden, mit all dem Digitalisierungskram. So passiert eben genau solches! Die KI lässt sich noch viel besser austricksen als wenn man zum normalen menschlichen Umgang zurückkehren würde. Nicht weil es zu WENIG Kontrolle hat, sondern weil es die FALSCHE Kontrolle hat, passiert solches. Daraufhin den anständigen Ärzten NOCH MEHR digitale Kontrolle aufzuwingen, wäre gemäss Watzlawick noch MEHR Öl ins Feuer giessen. Dann wird es noch schlimmer. Wann kommen unsere Verwaltungs-Götzenanbeter endlich wieder zurück zum gesunden vernünftigen Menschenverstand?

User #4713 (nicht angemeldet)

Viele sog. Hausärzte sind mittlerweile grössere Immobilienbesitzer. Kontrolliert wird keiner.

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