Aus Ukraine-Krieg geflüchtete Mütter finden keine Kinderbetreuung
Sie sind oft gut gebildet und wollen in der Schweiz einen Job finden: Die Kinderbetreuung stellt aus dem Ukraine-Krieg geflüchtete Mütter aber vor ein Problem.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele der in die Schweiz geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer möchten arbeiten.
- Für Mütter von kleinen Kindern gibt es aber ein Problem: fehlende Betreuung.
- Diese ist nicht nur teuer, in vielen Gemeinden gibt es nicht einmal eine Kinderkrippe.
Bereits 36'000 Menschen sind aus dem Ukraine-Krieg in die Schweiz geflüchtet. Viele von ihnen sind Frauen, oft mit Kindern. Bei der Jobsuche stehen diese trotz hohem Bildungsniveau nun oft vor einem grossen Problem: Sie finden keine Kinderbetreuung.
«Ich möchte gerne arbeiten», sagt etwa Tetiana Ostapenko in einer «10vor10»-Reportage des SRF. «Deshalb hoffe ich, dass meine Tochter in den Kindergarten kommt und betreut wird. Wenn sie noch zu jung ist, müssen wir uns selber organisieren.»
In der Berner Gemeinde Melchnau, wo die Ukrainerin jetzt wohnt, gäbe es leider keine Kinderkrippe. Das bereitet Frauen mit Kindern im Vorschulalter Schwierigkeiten.
Auch die aus der Ukraine geflüchtete IT-Spezialistin Olena Petriakova kennt das Problem: «Es ist schwierig, weil hier nur die Schulkinder betreut werden. Bei uns in der Ukraine werden Kinderkrippen vom Staat bezahlt. Hier in der Schweiz sind sie sehr teuer», erklärt die Mutter eines Zweijährigen gegenüber «10vor10».
«Die Kinderbetreuung liegt in der Verantwortung der Gemeinden», so Miriam Behrens, Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. «Das ist anspruchsvoll, wenn viele Menschen auf einmal dazukommen.»
«Wir brauchen mehr Fachpersonal», fordert Markus Guhn, Vorstandsmitglied des Verbands Kinderbetreuung Schweiz (Kibesuisse). Den Kindern aus der Ukraine müsse ein gutes Umfeld geboten werden können – vor allem, wenn sie psychologische Betreuung benötigen. «Dazu ist die Politik, vor allem in den Kantonen und Gemeinden gefragt», meint er.
Freiwillige sollen aus Ukraine-Krieg Geflüchteten helfen
Behrens schlägt in der SRF-Sendung vor, dass zwischenzeitlich freiwillige Helfer die Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg unterstützen sollen. Unter diesen gäbe es manchmal auch Personen, die Erfahrung mit Kinderbetreuung haben, etwa pensionierte Lehrpersonen. Sie fügt hinzu: «Es gibt gewisse Gemeinden, die sich schon selbst organisiert haben – wo die ganze Gemeinde sozusagen als Gastfamilie dient.»
Auch Olena Petriakova hat selbst eine Lösung gefunden: Sie selbst, ihre Schwester und ihre Mutter, die zusammen geflüchtet sind, wollen sich je eine Teilzeitstelle suchen. So ist immer jemand zu Hause, der sich um die Kinder kümmern kann.