Auswirkungen von ESC in der Schweiz werden «überschätzt»

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Zürich,

Mit Nemos Sieg am ESC ist klar: Die Schweiz wird den Anlass nächstes Jahr durchführen. Ein Tourismus-Experte glaubt aber nicht an dessen langfristige Wirkung.

Nemo weggis
Nemo gewinnt den ESC. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Eurovision Song Contest 2025 findet in der Schweiz statt – wo genau, ist noch unklar.
  • Tourismus-Experte Jürg Stettler sieht langfristig keine Wirkungen auf die Schweiz.
  • «Die Auswirkungen werden überschätzt, auch wenn es ein grosser Anlass ist», erklärt er.

Mit gut 40 Punkten Vorsprung hat Nemo vergangenen Samstag den Eurovision Song Contest gewonnen. Für die Schweiz ist es nach Lys Assia (1956) und Céline Dion (1988) der dritte Sieg am ESC.

Damit ist auch klar: Der Eurovision Song Contest 2025 findet in der Schweiz statt. Der genaue Austragungsort muss aber noch bestimmt werden. Infrage kommen derzeit Zürich, Bern, Genf oder Basel.

Zu den Kosten kann die SRG als Organisatorin deswegen noch keine Angaben machen: «Weil es entscheidend sein wird, wie und wo der ESC organisiert wird», erklärt Mediensprecherin Siraya Schäfer auf Anfrage.

Es sei vielleicht Zeit für eine Neujustierung dieses Events. «Das werden wir uns in den kommenden Wochen und Monaten sehr genau gemeinsam mit den Experten der European Broadcasting Union (EBU) anschauen und dann ein Budget machen können.»

So viel kostete der ESC bisher

Fest steht: Die bisherigen Austragungsorte mussten tief in die Tasche greifen. Die britische Stadt Liverpool kostete er rund 30 Millionen Franken. Das dänische Kopenhagen gab 2014 fast 50 Millionen aus. Aserbaidschans Hauptstadt Baku 2012 sogar satte 69 Millionen Franken. Es geht aber auch bescheidener: Das schwedische Malmö gab bei der Austragung 2013 rund 14 Millionen Franken aus.

Aus Liverpool weiss man aber, was zurückkommt: Die Beatles-Stadt erzielte eine wirtschaftliche Wertschöpfung von rund 62 Millionen Franken. Der ESC lohnte sich für sie also.

Klar ist schon jetzt: Das Bundesamt für Kultur (BAK) wird sich nicht finanziell daran beteiligen. Das stehe nicht zur Diskussion, erklärte eine BAK-Sprecherin gegenüber dem «Blick».

Kurzfristiger wirtschaftlicher Impuls

Was die Austragung des ESC der Schweiz als Tourismus-Standort bringt, scheint aber schon jetzt klar: «Kurzfristig gibt es eine hohe mediale Aufmerksamkeit für die Schweiz und den Austragungsstandort», sagt Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern zu Nau.ch.

Dazu komme ein wirtschaftlicher Impuls: «Das heisst zusätzliche Umsätze, Wertschöpfung und Beschäftigung durch die Veranstaltung sowie die Teilnehmenden und deren Begleitpersonen sowie die Besucherinnen und Besucher.»

Profitieren würden alle in den Event involvierten Unternehmen sowie die Hotellerie und Restaurants dank der zusätzlichen Besucher.

Auswirkungen des ESC «werden überschätzt»

Trotzdem gibt sich Stettler kritisch. «Langfristig wird die Durchführung des ESC 2025 aber keine Wirkungen haben. Die Auswirkungen werden zudem überschätzt, auch wenn es ein grosser Anlass ist», sagt der Tourismus-Experte. Zudem seien mit der ESC-Austragung beachtliche Kosten verbunden, die zu einem wesentlichen Teil von der öffentlichen Hand getragen werden müssten.

Für ihn ist ausserdem klar: «Die Möglichkeiten sind beschränkt, vom Event, zusätzlich zu den Medienberichterstattungen und den wirtschaftlichen und touristischen Wirkungen der unmittelbaren Durchführung, zu profitieren.»

Doch allenfalls gelinge es, die ESC-Besucher über entsprechende Angebote dazu zu bewegen, früher anzureisen oder länger zu bleiben. Und zu einem späteren Zeitpunkt die Schweiz wieder zu besuchen.

Freust du dich schon auf den Eurovision Song Contest 2025 in der Schweiz?

Substanzielle Investitionen in Verbindung mit dem ESC 2025 mit einem längerfristigen Nutzen seien wegen der Kurzfristigkeit und Art des Events kaum möglich.

Immerhin sind laut Stettler keine Nachteile zu erwarten. «Ausser, wenn der Event noch politischer wird und wenn daraus Sicherheitsprobleme für die Durchführung und die Besucherinnen und Besucher des ESC sowie allenfalls für andere Gäste oder die Bevölkerung resultieren.»

SRG: Gemeinschaftsgedanke und Förderung der Schweizer Musik

Die SRG hebt den Gemeinschaftsgedanken hervor, der den ESC bis heute prägt. Zudem leiste der Event «einen wesentlichen Anteil zur Förderung der Schweizer Musik. Beides gehört zum Kern des Service public».

Als Mehrwert der Austragung des Eurovision Song Contest bezeichnet die SRG auch die internationale Zusammenarbeit, den kulturellen Austausch und die Förderung der europäischen Musik und Kultur.

Kommentare

User #3581 (nicht angemeldet)

Marketing für Cowards die denken es sei Musik.

User #3353 (nicht angemeldet)

Auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Ist sowieso nur eine Minderheit, die das gut findet.

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