Autsch! Diese Sex-Unfälle zwingen Schweizer in die Notaufnahme
Von schmerzhaften Penisbrüchen bis zu steckengebliebenen Fremdkörpern – Experten erklären, wie häufig Sexverletzungen sind und wann es gefährlich wird.

Das Wichtigste in Kürze
- Wer es beim Sex übertreibt, kann sich verletzen – manchmal mit schweren Folgen.
- Männer begeben sich etwa wegen Penisbrüchen oder Fremdkörpern in den Notfall.
- Frauen begeben sich insbesondere wegen Rissen in Behandlung.
Sex gilt bekanntlich als die schönste Nebensache der Welt. Doch wers beim Bettsport übertreibt, bei dem kann die Lust in Frust umschlagen – und direkt in die Notaufnahme führen.
Schwerwiegende Sexualverletzungen treten in der Schweiz zwar selten auf, wie Anfragen bei diversen Spitälern zeigen. Werden diese jedoch nicht rechtzeitig behandelt, drohen Langzeitschäden.
Achtung, jetzt wirds pikant!
Penisfraktur: Kein wirklicher Bruch, aber nicht weniger schmerzhaft
Zu den häufigsten Verletzungen bei Männern gehört der Penisbruch. Darunter ist kein klassischer Bruch zu verstehen, denn im männlichen Glied gibt es keine Knochen.
Vielmehr handelt es sich um einen Riss in der Schwellkörperhülle, der durch eine abrupte Biegung des erigierten Penis entsteht.
Begleitet wird das Einreissen «von einem knackenden Geräusch, starken Schmerzen und einer sofortigen Schwellung», erklärt Urologe Sven Wenske.
Innerhalb weniger Minuten kommt es zu ausgeprägten Blutergüssen, der Penis verfärbt sich dunkelrot bis bläulich.
«Ohne Behandlung kann es zu dauerhaften Verformungen oder Erektionsstörungen kommen», warnt Wenske, der im Spital Männedorf praktiziert. Solche Brüche sollten daher innert 24 Stunden operiert werden.
Bei diesen Stellungen kann es zum Penisbruch kommen
Vor allem eine sexuelle Position birgt ein erhöhtes Risiko für eine Penisfraktur: die Reiterstellung.
Eine umfangreiche Studie brasilianischer Ärzte aus dem Jahr 2014 kam zum Schluss: Die Cowgirl-Position ist für rund die Hälfte aller während des Geschlechtsverkehrs auftretenden Penisbrüche verantwortlich.
Urologe Wenske erklärt dies damit, dass die Bewegung schwer zu kontrollieren sei: «Daher kann es durch das Körpergewicht der Partnerin zu einer plötzlichen Überdehnung oder einem Riss der Schwellkörperhülle kommen.»

Vorsicht geboten ist laut dem Zürcher Facharzt auch bei der Doggy-Style-Stellung: «Hier kann es bei einem plötzlichen Richtungswechsel oder einem zu harten Eindringen ebenfalls zu einer unkontrollierten Überdehnung des Penis kommen.»
Die brasilianische Studie identifizierte die Doggy-Position als Ursache für 29 Prozent der Penisfrakturen.
Fremdkörper – eine unterschätzte Gefahr
Ein weiterer Risikofaktor: Fremdkörper, die sich Männer während des Masturbierens in die Harnröhre einführen – und anschliessend nicht mehr allein herausbekommen.
«In seltenen Fällen müssen diese Gegenstände operativ entfernt werden», erklärt Donat Jost, Urologe am Universitätsspital Basel.
Meist handle es sich um Sexspielzeuge, sogenannte «Sounds», die jedoch unsachgemäss angewendet wurden.
«Alternativ mussten wir jedoch auch schon Klaviersaiten, Magnete, Stifte, Deckel, Telefonkabel oder Strohhalme operativ entfernen», sagt Donat.

Auch Wenske berichtet von abgebrochenen Kugelschreiberminen und anderen Gegenständen, von denen er Harnröhren befreien musste. «Solche Fälle sind jedoch die Ausnahme», fügt er an.
Deutlich häufiger seien Fremdkörper im Rektum – diese Fälle würden jedoch in der Chirurgie und nicht in der Urologie behandelt.
«Hier werden mitunter unterschiedlichste Gegenstände eingeführt, die dann nicht mehr selbstständig entfernt werden können», so Wenske.
Die Experten raten dringend dazu, sich in derlei Fällen nicht aus Scham zurückzuhalten.
«Solche Situationen sind für die Betroffenen sicher unangenehm, aber auch potenziell gefährlich. Insbesondere, wenn es zu inneren Verletzungen oder Infektionen kommt», warnt Wenske.
Viagra-Überdosierung – Mythos oder Realität?
Man kennt die Situation aus Filmen: Männer übertreiben es mit Viagra und haben danach mit einem permanenten Ständer zu kämpfen. Mehr ein Klischee?
«Das kommt tatsächlich häufiger vor, als man denkt», sagt Wenske.
Eine Überdosierung von Potenzmitteln kann einen sogenannten Priapismus verursachen – eine schmerzhafte Dauererektion, die länger als vier Stunden anhält.

Bleibt diese unbehandelt, drohten irreparable Schäden am Schwellkörpergewebe und eine dauerhafte Erektionsstörung, erklären die Urologen.
Jost ergänzt, dass auch bestimmte Vorerkrankungen wie Sichelzellanämie oder die Einnahme bestimmter Antidepressiva das Risiko eines Priapismus erhöhen können.
Meist gehe die Erektion durch Kühlen des Penis zurück. «In gewissen Fällen ist jedoch eine medikamentöse oder operative Therapie akut notwendig», so Jost.
Frauen: Dunkelziffer bei Verletzungen
Und die Frauen?
Wenn sie den Notfall im Zusammenhang mit Sexualverletzungen aufsuchen, dann vorwiegend wegen Vaginalrissen und damit verbundenen Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr.
Das passiere jedoch «insgesamt sehr selten», sagt Rosalind Egg, Gynäkologin an der Frauenklinik des Unispitals Basel.
Sie merkt indes an, dass Frauen zuweilen aus Gründen der Scham auf eine ärztliche Behandlung verzichten. «Die Patientinnen kommen ‹nur› bei starken Schmerzen oder Blutungen», so Egg. Daher liege die Dunkelziffer der Verletzungen sicherlich höher.
Bei den Männern hingegen steht die Sorge vor Langzeitschäden oder Erektionsproblemen im Vordergrund, sagt Wenske: «Die Angst vor dauerhaften Beeinträchtigungen überwiegt meist die Scham, sodass Betroffene in der Regel medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.»