Balkonsprung: Todesfälle von Montreux als Suizid ad acta gelegt
Rund ein Jahr wurde im Fall der Familie ermittelt, die sich in Montreux von einem Balkon stürzte. Als Hintergrund der Todesfälle gilt ein kollektiver Suizid.
Das Wichtigste in Kürze
- Ende März 2022 stürzte sich eine fünfköpfige Familie in Montreux von ihrem Balkon.
- Die Ermittlungen lassen laut Staatsanwaltschaft auf einen kollektiven Suizid schließen.
- Deswegen werden die Untersuchungen voraussichtlich eingestellt.
Vor rund einem Jahr sprang eine Familie von einem Balkon in Montreux VD. Vier Menschen starben dabei, ein Jugendlicher überlebte. Schon damals gab die Polizei bekannt, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen kollektiven Suizid handelte. Diesen Verdacht bestätigte am Dienstag die Waadtländer Staatsanwaltschaft.
Nach ihren Ermittlungen gehe auch sie davon aus, dass die Todesfälle auf einen vorsetzlichen Selbstmord zurückzuführen sind. Bei heutigem Stand wird es zu keinem Gerichtsverfahren kommen – der zuständige Staatsanwalt forderte um Schliessung der Ermittlung an.
Kein anderer Grund für Todesfälle ersichtlich
Der Autopsie-Bericht und die Auswertung der Bilder einer Überwachungskamera des Casinos von Montreux bestätige die Theorie des kollektiven Suizids. Es seien auch keine Spuren von Substanzen oder andere Verletzungen, die nicht vom Sturz herrührten, entdeckt worden.
Eine auf dem Balkon aufgestellte Trittleiter, die wahrscheinlich zum Überklettern des Geländers benutzt wurde, untermauern die These des kollektiven Selbstmords. Auch das Fehlen von Schreien während des Sturzes der fünf Personen spricht dafür.
Keine Vorzeichen für Tat
Es habe keinerlei Vorzeichen für eine solche Tat gegeben. Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass die Familie seit Beginn der Pandemie sehr an Verschwörungstheorien und Survival-Thesen interessiert gewesen sei. «Aber es gibt keine Spur, die uns zu einem sektenhaften Milieu führt», sagte Polizeisprecher Jean-Christophe Sauterel über die Todesfälle.
Die Familie lebte beinahe autark und zog sich aus der Gesellschaft zurück. Nur die Zwillingsschwester der Mutter arbeitete ausserhalb des Hauses. Weder die Mutter noch ihre achtjährige Tochter waren bei der Einwohnerkontrolle in Montreux gemeldet. Die Kinder seien zu Hause unterrichtet worden und hätten so gut wie keine Kontakte nach aussen gehabt.
Die fünf Mitglieder der französischen Familie waren am 24. März 2022 in Montreux VD vom Balkon ihrer im siebten Stock gelegenen Wohnung gesprungen. Dabei kamen der 40-jährige Vater, die 41-jährige Mutter, deren Zwillingsschwester und die achtjährige Tochter des Ehepaars ums Leben. Überlebt hat nur der heute 16-jährige Sohn.
***
Brauchen Sie Hilfe?
Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).
Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.
Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch