Basler Fasnachtsclique geht mit Trump-Sujet viral
Das Video einer Basler Fasnachtsclique sorgt weltweit für Aufsehen. Über 23 Millionen Mal wird es auf Tiktok angeklickt – die Message aber total missverstanden.
00:00 / 00:00
Das Wichtigste in Kürze
- Das Video einer Basler Fasnachtsclique wird auf Tiktok über 23 Millionen Mal angeklickt.
- Das Sujet wird als Protest gegen US-Präsident Donald Trump interpretiert.
- Dabei wollte die Clique mit ihrem Auftritt eine ganz andere Message transportieren.
Ein Zuschauer der Basler Fasnacht postet ein Video der Fasnachtsclique «Central Club Basel» (CCB) auf TikTok.
Die Aufnahme zeigt die Mitglieder der Clique mit ihren auffälligen Masken und ihrer Laterne. Auf dieser ist unter anderem ein übergrosser Mittelfinger mit dem Konterfei von US-Präsident Donald Trump zu sehen.

Das Video geht viral: Bis Mittwochmittag wird es 23,5 Millionen Mal angeklickt!
Ohne Kontext verbreitet sich das Video rasant weiter. Auf Reddit, X oder Instagram wird es heiss diskutiert und geteilt.
Der Instagram-Account «Travly» (227'000 Follower) schneidet das Video neu und betitelte es als «Anti-Trump-Protest». Was dazu führt, dass viele User davon überzeugt sind, eine politische Demonstration gegen Trump in der neutralen Schweiz zu sehen.
Die eigentliche Botschaft: Kritik an Echokammern
Tatsächlich hatte der CCB mit seinem Sujet «Mit diir reed y nit!» jedoch ein ganz anderes Thema im Fokus: die zunehmende Unfähigkeit, miteinander zu diskutieren.
Die Clique wollte darauf aufmerksam machen, dass Menschen sich oft nur noch in ihrer eigenen Meinung bestärken lassen. Und keinen Dialog mit Andersdenkenden suchen.
«Trump war nur ein Beispiel für dieses Phänomen», erklärt Andi Meier, Obmann des CCB gegenüber dem Regionaljournal von Radio SRF. «Wir wollen eigentlich alle dazu aufrufen, wieder miteinander zu reden.»
Auf ihrem «Zeedel», dem traditionellen Fasnachtsflugblatt, formulierte die Clique ihr Anliegen pointiert:
«Jede rotzt perfid beschränggt, das wo grad im Hirni hänggt, völlig plump und ungeniert, in d Wältgschicht uuse – unfiltriert! Ohni mit dr Wimpre z zugge, duet me schnäll uf ‹sände› drugge. Ob hetze, drohe, diskriminiere – Hauptsach me duet polarisiere …»
Amerikaner missverstehen die Fasnacht
Die US-Amerikanerin Liz Voss, die seit zehn Jahren in Basel lebt, kann die Verwirrung verstehen. Sie engagiert sich bei «Democrats Abroad».
Gegenüber «SRF» erklärt sie: «Der politische Diskurs in den USA ist sehr direkt und schonungslos. Die satirischen Kommentare an der Fasnacht sind für viele schwer verständlich.»
Laut Voss neigten viele Amerikaner dazu, die Welt durch eine US-zentrierte Linse zu betrachten. Dies habe vermutlich dazu beigetragen, dass das Video als politische Kundgebung und nicht als Fasnachtssatire interpretiert wurde.
CCB reagiert mit Aufklärung
Angesichts der anhaltenden Missverständnisse hat die Clique reagiert: Seit dem vergangenen Sonntag findet sich auf ihrer Website eine englischsprachige Erklärung zur Fasnacht und zum Sujet.
Dort wird klargestellt, dass es sich um eine künstlerisch-satirische Auseinandersetzung handelt und nicht um eine Demonstration gegen Trump.
Die unfreiwillige Prominenz zeigt letztlich genau das Problem, das die Clique mit ihrem Sujet ansprechen wollte: In der digitalen Welt werden Inhalte oft ohne Hinterfragen weiterverbreitet – und geraten so schnell in den falschen Kontext.