Basler Pädophilen-Fall: Oskar Freysinger kritisiert Urteil scharf

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Basel,

Der pädophile Basler Sek-Lehrer, der innerhalb von 10 Jahren über 200 Buben in die Falle lockte, muss ein Jahr hinter Gitter. Für Oskar Freysinger unglaublich.

oskar freysinger
Oskar Freysinger sass 2014 im Co-Präsidium der Initiative «Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen». - Keystone

Seit dem 1. Januar 2019 gilt die 2014 durch die Bevölkerung angenommene Pädophilen-Initiative. Im Initiativ-Präsidium: Oskar Freysinger, damaliger SVP-Nationalrat. Er hat kein Verständnis für das Urteil zum Basler Seklehrer, der wegen mehrfacher sexueller Handlung mit Kindern und Pornografie angeklagt war.

Die Verteidigung mache aus dem Täter eigentlich ein Opfer oder gar einen Patienten. «Damit bin ich nicht einverstanden», so der dreifache Vater. «Ich wurde dazu erzogen Verantwortung zu übernehmen. Jeder Mensch sollte doch Verantwortung für seine Taten tragen.»

Zwischen 2003 und 2013 soll der Pädophile in Internetforen mit 246 Schülern Kontakt gehabt haben. Nun muss er drei Jahre hinter Gitter, zwei davon bedingt. Für fünf Jahre erhält er ein Berufsverbot.

Schliesslich macht sich Freysinger auch Gedanken, was nach den fünf Jahren Berufsverbot passiert. «Wer übernimmt Verantwortung, wenn dieser Pädophile rückfällig wird?» Er findet, dass viel vorsichtiger mit solchen Fällen umgegangen werden sollte.

«Dieses Urteil ist stossend»

Das Wichtigste in Kürze

  • Oskar Freysinger findet nicht gut, dass Pädophilie zu wenig streng verurteilt wird.
  • Ein Pädophiler hat fast 250 Buben missbraucht und erhält dafür ein Jahr Gefängnis.
  • Freysinger findet die fünf Jahre Berufsverbot viel zu wenig.

«Das Strafmass ist unglaublich», sagt Freysinger zu Nau. «Es geht hier schliesslich um Kinder, die zu Schaden kommen. Solche Ereignisse verfolgen sie nicht selten bis ans Ende ihres Lebens. Heute werden Vergehen gegen das Besitztum häufig strenger geahndet als Vergehen gegen die menschliche Psyche.»

Schliesslich halte sich der Schaden bei einem Einbruch zum Beispiel für den Geschädigten in Grenzen. «Bei pädophilen Straftaten sind die Konsequenzen jedoch viel grösser», so Freysinger.

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Der Schatten von einem Mann und einem schaukelnden Kind auf einem Spielplatz. - dpa

Der ehemalige Gymnasiallehrer hätte mindestens zwei Jahre Gefängnis erwartet. Dieses Urteil sei für ihn nicht nachvollziehbar. «Ich finde das natürlich stossend.»

Straftaten von Pädophilen sollten nicht verjähren, findet Freysinger. Er forderte deshalb 2011 in der Pädophilen-Initiative, dass Pädophile nicht mehr mit Kindern oder Abhängigen arbeiten dürfen. 2014 nahm das Volk die Initiative mit 63,5 Prozent an.

Freysinger: «Pädophilie ist nicht therapierbar»

«Die Justiz scheint die Message des Volkes nicht verstanden zu haben. In unserer Initiative stand ganz klar, dass Pädophile ein lebenslanges Berufsverbot erhalten sollen. Und die Bevölkerung sprach sich eben genau für dieses Verbot aus. Die Politik hebelt diese Schärfe aber aus.»

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Die Initiative änderte Artikel 123c der Bundesverfassung wie folgt: «Personen, die verurteilt werden, weil sie die sexuelle Unversehrtheit eines Kindes oder einer abhängigen Person beeinträchtigt haben, verlieren endgültig das Recht, eine berufliche oder ehrenamtliche Tätigkeit mit Minderjährigen oder Abhängigen auszuüben.» - Keystone

«Meine Erfahrung ist, dass diese sexuelle Neigung kaum therapierbar ist», so Freysinger. Die Argumentation der Verteidigung mache deshalb keinen Sinn. Diese hatte nämlich eine bedingte Freiheitsstrafe gefordert. Eine Haftstrafe hätte der bereits begonnenen Therapie geschadet, so die Begründung.

Für Freysinger ist hingegen klar: Die sexuellen Neigungen der Menschen sind nun mal unterschiedlich. «Sie lassen sich aber nicht ändern. Einen Homosexuellen will man ja auch nicht therapieren wollen.»

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