Baumeisterverband wehrt sich gegen Vorwürfe der Unia

Michelle Blatter
Michelle Blatter

Bern,

Die Verhandlungen zum GAV zwischen Gewerkschaft und Baumeisterverband sind ins Stocken geraten. Der Verband will flexiblere Arbeitsstunden, die Unia nicht.

unia
Die Gewerkschaft Unia ist mit rund 200'000 Mitgliedern die grösste Gewerkschaft der Schweiz. Sie handelt die Arbeitsbedingungen und Löhne von mehr als einer Million Menschen aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Baumeisterverband und Gewerkschaften verhandeln über den neuen Landesmantelvertrag.
  • Der Verband bedauert die angekündigten Bauproteste vonseiten der Gewerkschaften.
  • Streitpunkt sind die flexiblen Arbeitszeiten und die älteren Arbeitnehmer.

Der Landesmantelvertrag (LMV) der Baubranche, der Gesamtarbeitsvertrag für Bauarbeiter, läuft Ende diesen Jahres aus. Bei den Verhandlungen zum neuen LMV haben sich die Fronten verhärtet. Die Unia wirft dem Schweizer Baumeisterverband (SBV) mangelnden Verhandlungswillen vor und plant Demonstrationen in der ganzen Schweiz.

Flexiblere Arbeitsstunden für mehr Familienzeit

Der Baumeisterverband SBV sagt hingegen, die Verhandlungen seien von Seite der Unia über Monate hinweg blockiert worden. Geeinigt hat sich der Verband mit der Unia auf eine Lohnerhöhung von 150 Franken. Im Gegenzug fordern die Baumeister jedoch 300 anstatt wie bisher 100 Arbeitsstunden, die der Arbeitgeber flexibel einteilen kann. So sollen die auftragsschwachen Wintermonate mit längeren Arbeitstagen im Sommer kompensiert werden können.

Laut SBV kommt man damit der Forderung der Gewerkschaft nach stärkerem Gesundheitsschutz und mehr Familienzeit nach. Arbeitsstunden, die im Winter nicht durch Freizeit kompensiert werden können, sollen weiterhin als Überstunden ausbezahlt werden. Matthias Engel, Mediensprecher des SBV betont: «Weder wird die Gesamtarbeitszeit erhöht, noch werden Bauarbeiter Gratisarbeit verrichten müssen.»

Beim Schutz der älteren Bauarbeiter sind sich die beiden Verhandlungspartner in der Interpretation uneinig. Um ältere Arbeiter vor Lohndumping zu schützen, schreibt der aktuelle LMV vor, neue Mitarbeiter in der selben Lohnklasse einzustufen, wie bei ihrer vorherigen Anstellung – «unabhängig von der aktuellen Leistungsfähigkeit,» wie der SBV schreib.

Ein weiteres Problem im aktuellen LMV sieht der Baumeisterverband beim 6-monatigen Kündigungsschutz für Bauarbeiter über 50. Vor allem für ältere Mitarbeiter ohne Weiterbildung sei dies eine zusätzliche Hürde bei der Stellensuche.

Bauarbeiter-Proteste trotz Verhandlungen

«Der Schweizerische Baumeisterverband bedauert, dass die Gewerkschaften lieber auf Proteste statt auf Verhandlungen setzen», schreibt Engel vom SBV. Werden sich die beiden Parteien nicht einig, kommt es nach Ablauf des Landesmantelvertrags Ende Jahr zu einem vertragslosen Zustand. Diesen Zustand will auch der Baumeisterverband verhindern.

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