Bei Schweizer Erdbeben-Rettern «kommen Emotionen hoch»
Am Montagabend sind die Schweizer Rettungskräfte nach ihrem Einsatz in der Türkei in der Schweiz angekommen. Retter und Hunde sind in einer guten Verfassung.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Rettungskräfte konnten in der Türkei elf Verschüttete lebend bergen.
- Am Montagabend wurden sie in Zürich empfangen, auch von Türkinnen und Türken.
- Den Rettern und den Redog-Hunden geht es den Umständen entsprechend gut.
Eine Woche lang waren die Schweizer Hilfskräfte in der Türkei im Einsatz und leisteten humanitäre Hilfe. Gestern Abend sind sie aus dem Erdbeben-Gebiet zurückgekehrt und wurden am Flughafen Zürich feierlich empfangen.
«Sie sind natürlich gezeichnet von den Erlebnissen», sagt Sebastian Eugster, Teamleiter der Rettungskette, im Interview mit Nau.ch. Die Teams konnten elf Verschüttete lebend bergen. Der Empfang am Flughafen zeige nun die grosse Solidarität auf, so Eugster.
«Das gibt Kraft und das hilft jetzt auch, diese Erlebnisse in den nächsten Tagen zu verdauen.» Schon vor Ort würde man schwierige Momente zusammen besprechen.
Es sei logisch, dass Emotionen hochkommen würden, die nun bearbeitet werden müssten. Die Zentrale biete dafür allen Mitgliedern der Rettungskette professionelle psychologische Hilfe an.
«Grosse Anstrengungen»
Die körperliche Belastung sei extrem hoch gewesen. «Wir haben in Winterkonditionen gearbeitet und auch gelebt. Wir haben in einer Zeltstadt übernachtet, mit Temperaturen teilweise unter null Grad. In diesen Konditionen zu arbeiten, erfordert grosse Anstrengungen.»
Eine neue Gruppe von zwölf Personen des schweizerischen Korps ist am Samstag im Erdbebengebiet im Bezirk Hatay angekommen. Sie werden die humanitäre Hilfe weiterführen. Das neu entsandte Team sei eines der ersten, das auf die Bedürfnisse nach der Rettungsphase schaue. «Das ist jetzt sehr wichtig, dass diese Hilfe rasch ausgebaut wird.»
Rettern und Hunden geht es gut
Laut Catherine Perren von Redog sei die Stimmung unter den zurückgekehrten Helfern sehr gut. «Es gibt viele positive Gefühle, weil man Menschen bergen und retten konnte.»
Bei den Hunden habe man geschaut, dass sie zu genügend Ruhepausen kommen. «Ich glaube, die Verfassung der Hunde ist sehr gut. Wahrscheinlich hätte der eine oder andere Hund sogar noch länger eingesetzt werden können.»
Zur Rettung der Menschen sagt Perren: «Ich hatte ein extremes Glücksgefühl. Bei diversen Leuten sind Tränen geflossen. Und einfach viel Dankbarkeit.»
«Haben ganz vielen Leuten neue Hoffnung gegeben»
Eine Gruppe von Türkinnen und Türken war für den Empfang überraschend an den Flughafen gekommen, um den Rettungskräften persönlich zu danken.
«Ich bin überwältigt, ich habe das noch nie erlebt», sagt Eugster dazu. «Dieser Ausdruck, diese Freude, diese Dankbarkeit ist eine Bestätigung mehr, dass das, was wir gemacht haben, ein grosses Geschenk ist für ganz viele Leute. Wir haben elf Personen ein neues Leben schenken können und ganz vielen Leuten neue Hoffnung gegeben.»
Die Türkei und Syrien erleben eines der schlimmsten Erdbeben des letzten Jahrhunderts. Mehr als 37'500 Menschen sind bisher verstorben, über 80'000 wurden verletzt.