Beizen bekommen wegen Kartenzahlung weniger Trinkgeld
Bargeld wird immer unbeliebter, viele Restaurantgäste zahlen mit Karte. In den meisten Aargauer Beizen bekommt das Personal deshalb weniger Trinkgeld.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Aargau scheint bargeldloses Bezahlen zu einem Rückgang an Trinkgeld zu führen.
- Darüber klagen rund 80 Prozent der Beizen.
- Ein Gastronom sagt: «Heute herrschen ganz verschiedene Auffassungen» zum Trinkgeld.
Seit 1974 ist in der Schweiz der Service im Preis eines Restaurant- oder Barbesuchs inklusive. Trotzdem hat sich die Trinkgeld-Kultur hierzulande lange gehalten.
Nun zeichnet sich eine Veränderung in der Gastronomie ab, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Dies zeigen Beispiele aus dem Kanton.
Stefan Schoch vom «Platzhirsch» in Aarau sagt: «Früher hat man oft mit Geldnoten bezahlt und vom Rückgeld ein paar Münzen als Trinkgeld zurückgegeben.» Heute schauen Gäste oft nicht einmal auf den angezeigten Betrag, so der Inhaber.
80 Prozent von ihnen bezahlen bei ihm mit der Karte – oder mit dem Handy. Das hat negative Auswirkungen aufs Trinkgeld.
80 Prozent der Aargauer Beizen erhalten weniger
Kein Einzelfall: «80 Prozent der Wirtinnen und Wirte sagen mir, dass sie weniger Trinkgeld als früher erhalten.» Das sagt Bruno Lustenberger, Präsident des Branchenverbands Gastro Aargau. «Früher haben alle Trinkgeld gegeben, heute herrschen ganz verschiedene Auffassungen», erklärt er.
Tatsächlich gibt es sogar diverse Studien, die zeigen, dass die Gäste wegen des bargeldlosen Zahlens weniger Trinkgeld geben. Allerdings scheint die Situation nicht überall gleich zu sein.
Patrik Hasler-Olbrych vom landesweiten Branchenverband Gastrosuisse erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Gemäss unserer Jahresumfrage stellt fast die Hälfte der Betriebe in den letzten Jahren keine Veränderung im Trinkgeldverhalten fest. Und knapp ein Fünftel einen Anstieg.»
Will heissen: 30 Prozent melden, dass sie weniger Trinkgeld erhalten.
«Wer zufrieden ist, soll Trinkgeld geben, wenn er oder sie das will»
So geht es auch der Sommerbeiz Uferlos in Brugg AG. Weil für Kartenzahlungen Jahresgebühren anfallen, akzeptiert sie nur Barzahlung.
Anderes lohnt sich für den kurzen Saisonbetrieb der Brüder Fernando, Franco und Claudio Cassano nicht. Vor allem, weil sie ihre Preise nicht erhöhen wollen.
Der Mitinhaber vermutet gegenüber der «Aargauer Zeitung», dass insgesamt ungefähr ein Viertel kein Trinkgeld gibt – wie schon immer. Ob das dem Bargeld geschuldet ist?
Ähnlich sieht die Situation jedenfalls in Oberlunkhofen AG aus. Dort führt Andreas Hagenbuch seit acht Jahren das Gasthaus zum Bauernhof. Auch er sieht keine Veränderung im Verhalten seiner Gäste bezüglich des Trinkgelds.