Bergbahnen rechnen mit Umsatzverlust von über 30 Prozent
Ski-Saison neigt sich allmählich ihrem Ende zu. Zeit, für die Bergbahnen Bilanz zu ziehen. Und sie fällt zahlenmässig schlecht aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Seilbahnen Schweiz erwarten einen Umsatzverlust in der Höhe von 30 Prozent.
- Den Skifahrerinnen und Skifahrern fehlten besonders die Restaurants.
- Die Skigebiete sind zufrieden, ein Stück Normalität beigetragen zu haben.
Covid-19 hat den Schweizer Skigebieten in der Wintersaison den Stempel aufgedrückt: Die Seilbahnen Schweiz rechnen bis Ende Winter mit einem Umsatzverlust von über 30 Prozent. Gefehlt haben den Skifahrenden die Skirestaurants.
Bis Ende Februar 2021 gingen die Besucherzahlen um 21 Prozent und der Umsatz um 25 Prozent zurück. Das sagte Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz, am Montag auf Anfrage.
Diese Tendenz werde sich bis nach Ostern noch verstärken. Total rechne man Ende Winter mit einem Umsatzverlust von über 30 Prozent.
Umsatz-Lösungen von Bund und Kantonen gefordert
Die Bergbahnunternehmen hätten Schutzkonzepte «mit grosser Sorgfalt umgesetzt». Und so bewiesen, dass Skifahren und Skiferien in der Schweiz unter Corona-Bedingungen möglich seien.
Insgesamt hätten die Bergbahnen einen grossen Beitrag geleistet zur Normalität, nicht zuletzt dank grosser Investitionen in Schutzkonzepte. Dieses Engagement sei von den Gästen mit «viel Verständnis und grosser Zufriedenheit» honoriert worden, so Stoffel.
Der Winter sei die mit Abstand wichtigste Saison, und derart hohe Umsatzverluste könnten die Bergbahnen nicht tragen. Bund und Kantone müssten deshalb Lösungen finden, um diese systemrelevante Branche zu unterstützen, sagte Stoffel.
Rückmeldungen aus Schweizer Skigebieten zeigen, dass vielerorts die geschlossenen Restaurants den Menschen fehlten. So hiess es bei den Jungfraubahnen im Berner Oberland: Wegen der geschlossenen Gastronomiebetriebe habe ein Stück Skikultur mit Apéro und Mittagessen gefehlt.
Mit blauem Auge davon gekommen
Die Jungfraubahnen verzeichneten indes eine «enorm starke Zunahme» an Gästen, die mit dem Schlitten unterwegs waren oder Winterwanderungen unternahmen. Dies sagte Sprecherin Kathrin Naegeli.
Im Skigebiet Arosa-Lenzerheide GR sei man mit einem blauen Auge davon gekommen. Dies auch, weil man die Kosten - trotz Auslagen für Schutzkonzepte - im Griff behalten habe. Dies sagte Stefan Reichmuth, Mitglied von der Geschäftsleitung der Bergbahnen Arosa-Lenzerheide. Es seien «erheblich weniger» Gäste gekommen als in den Jahren ohne Coronavirus.
Das Personal aus den geschlossenen Restaurants habe man teilweise für die Kundenlenkung einsetzen können. Für Reichmuth ist es jedoch epidemiologisch nicht nachvollziehbar, dass die Restaurants geschlossen sind. Denn beim Take-away komme es teilweise zu Situationen wie «im Wilden Westen».
Problemlose Umsetzung der Massnahmen
Im Skigebiet Andermatt-Sedrun wurden rund 20 Prozent weniger Ersteintritte verzeichnet als im Vorjahr, wie Sprecher Stefan Kern auf Anfrage mitteilte. Der Umsatz sei im ähnlichen Umfang zurückgegangen. Das fehlende Gastronomieangebot habe unter anderem Gäste vom Skifahren abgehalten.
Die Umsetzung der Corona-Massnahmen sei problemlos verlaufen, nicht zuletzt dank Reservationspflicht via App für einige Bahnen. Man stelle jedoch fest, dass die Gäste «langsam Corona-müde» werden. Das Verbot der Nutzung der Terrassen der Restaurants stosse weitgehend auf Unverständnis.
Die Bergbahnen Flumserberg (BBF) in der Ostschweiz verzeichneten gegenüber dem Vorjahr einen Besucherrückgang von 25 Prozent. Das hiess es in einer Mitteilung. Gäste seien wegen der Pandemie teilweise ferngeblieben, zudem habe es wegen geschlossener Restaurants und Terrassen an Gemütlichkeit gefehlt.
Skigebiete mit internationalem Publikum litten
Im Wallis ging die Zahl der Bergbahn-Benutzer um etwa ein Viertel zurück. Dies sagte Damian Constantin, Direktor von Valais-Wallis Promotion. Der Inlandtourismus nahm allerdings von 52 auf über 70 Prozent zu.
Und konnte damit den Schaden durch das Fehlen der Gäste aus dem Ausland teilweise kompensieren. Die Ergebnisse seien jedoch von Ort zu Ort sehr unterschiedlich, sagte Constantin.
Vor allem grosse Skigebiete, die ein internationales Publikum ansprechen, beispielsweise Zermatt und Verbier, litten unter den Einschränkungen wegen Corona. Kleinere Gebiete mit vorwiegend Schweizer Kundschaft konnten die Besucherzahlen der letzten «normalen» Saison 2018/2019 erreichen oder sogar übertreffen.