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Bern: Sozialhilfebezüger mit Porsche & Goldbarren steht vor Gericht

Simon Binz
Simon Binz

Bern,

Ein Berner schuldet dem Bund, dem Kanton und der Stadt 16 Millionen Franken. Jahrelang täuschte er die Behörden, nun muss er sich vor Gericht verantworten.

Schweizer Handelsfirmen sowie Finanz- und Holdinggesellschaften haben 2019 Milliarden an Geldern aus dem Ausland zurück in die Schweiz geholt. (Themenbild)
Schweizer Handelsfirmen sowie Finanz- und Holdinggesellschaften haben 2019 Milliarden an Geldern aus dem Ausland zurück in die Schweiz geholt. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO CRINARI

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein pensionierter Unternehmer steht vor dem Berner Wirtschaftsstrafgericht.
  • Er soll über Jahrzehnte die Behörden getäuscht und sein Vermögen versteckt haben.
  • Bei dem Mann wurden bei einer Hausdurchsuchung zahlreiche Luxusgüter gefunden.

Mehr als zwei Jahrzehnte entging ein Berner seinen Steuerpflichten, obwohl er als Eigentümer eines Temporärbüros ein Millionenvermögen anhäufte. Trotz zahlreicher Pfändungsversuche gelang es den Behörden nicht, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, da er sich erfolgreich als mittelloser Bürger ausgab. Seine Täuschung war so glaubwürdig, dass er nach seiner Pensionierung mit 63 Jahren sowohl Ergänzungsleistungen als auch Sozialhilfe beziehen konnte.

Wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten, erstattete der Kanton Bern erst im Sommer 2022 eine Anzeige gegen den Betrüger. Daraufhin veranlasste die Staatsanwaltschaft eine umfangreiche Hausdurchsuchung. In der von dem Mann und seiner Ex-Frau gemeinsam bewohnten Wohnung sowie im dazugehörigen Keller eines Berner Mietshauses entdeckten die Ermittler schliesslich einiges an Vermögen.

Hast du Steuerschulden?

Gefunden wurden demnach 20 Luxusuhren, 19 Pelze und Pelzmäntel, 25 Gürtel und Foulards von Luxusmarken, 214 Handtaschen, Reisetaschen und Portemonnaies von Luxusmarken, 63 Kisten Wein sowie 69 einzelne Wein- und Champagnerflaschen, zwei Taschen mit Golfschläger, 1800 Franken und 4600 Euro in bar, 21 Goldvreneli, sieben kleine Goldbarren von total 30,5 Gramm und vier Schusswaffen.

Ausserdem liessen die Behörden fünf Bankkonten des Mannes mit Guthaben von total über eine Million Franken sperren – und drei Bankkonten seiner Ex-Frau mit total über 400'000 Franken. Aus dem Besitz der Einzelfirma der Ex-Frau wurden zudem drei Autos beschlagnahmt: ein VW-Golf Highline, ein Porsche 911 Turbo und ein Porsche Cayenne Turbo. Neupreis total rund 400’000 Franken.

73-Jähriger schuldet Kanton und Stadt mittlerweile 16,5 Millionen

Am Montag fand nun der Prozess gegen den mittlerweile 76-jährigen Berner und seine Ex-Frau am Wirtschaftsstrafgericht in Bern statt. Beide sehen sich schweren Vorwürfen von mehrfachen Pfändungsbetrug und Betrug gegenüber. Der Anklageschrift zufolge schuldet der Mann der Eidgenossenschaft, dem Kanton Bern und der Stadt Bern inzwischen erstaunliche 16,5 Millionen Franken.

Darüber hinaus wird er auch wegen Verstössen gegen das Waffengesetz und Urkundenfälschung angeklagt. Diese Urkundenfälschung steht zwar nicht im direkten Zusammenhang mit den anderen Straftaten, zeigt jedoch die Dreistigkeit des Mannes: Er hatte abgelaufene Parkkarten für Gehbehinderte von Bekannten erhalten und die Daten so manipuliert, dass die Karten wieder gültig erschienen, um sie für sich selbst zu nutzen.

Goldbarren Kilogramm Gramm Unze
Goldbarren gibt es in den Grössenordnungen von 0,5 Gramm bis etwa 400 Unzen, das entspricht ungefähr 12,5 Kilogramm. (Themenbild) - Pexels

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den pensionierten Unternehmer und seine 62-jährige Ex-Frau, ein «Lügenkonstrukt» geschaffen zu haben, um ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse zu verbergen. So fanden die Ermittlerinnen und Ermittler unter anderem auch Hinweise auf eine grössere Anschaffung.

Im Januar 2020 erwarb der Mann demnach 130 Goldbarren, jeder mit einem Gewicht von 250 Gramm. Insgesamt kaufte er damit 32,5 Kilogramm Gold für 1,6 Millionen Franken. Heute beläuft sich ihr Wert auf etwa 2,5 Millionen Franken. Bislang sind die Barren jedoch nicht aufgetaucht.

Der Mann wies die Vorwürfe vor dem Wirtschaftsgericht zurück. Seine Ex-Frau erklärte, dass sie von all dem nichts wisse und zu Unrecht beschuldigt werde. Das Gericht wird sein Urteil am Donnerstag bekannt geben.

Kommentare

User #5967 (nicht angemeldet)

Der kommt sicher mit einem Büessli von 300-400 Fränkli davon, würde mich nicht wundern !

User #6399 (nicht angemeldet)

Es gibt sicher noch mehr solche Fälle mit Betrug ect. Warum schlafen diese Behörden?

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