Bern will Anwohner-Parkkarten limitieren – Basel und Zürich zögern

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Weniger Parkplätze, dafür immer teurer. Sollten Anwohner-Parkplätze jetzt limitiert werden? In Bern gibt es entsprechende Pläne, die auf Kritik stossen.

Stadt Bern
Städte wie Bern bauen immer mehr Parkplätze ab. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, ob die Anwohnerparkkarten limitiert werden sollten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bern plant schärfere Kriterien für Anwohnerparkkarten zur Druckreduzierung.
  • Städte wie Basel und Zürich zögern, Anwohner-Parkkarten zu limitieren.
  • Parkplätze verschwinden, Preise steigen – die Wut der Anwohner wächst.

Zu dreckig, zu laut, zu gefährlich, zu viele Kosten für die Gesellschaft: Rot-grün-regierte Städte machen es Autofahrerinnen und Autofahrern zunehmend schwerer.

Die Folge: Parkplätze verschwinden, die Preise für Anwohnerparkkarten explodieren – und der Ärger der Anwohnenden wächst.

Thomas Hurter vom Automobilclub der Schweiz (ACS) kritisiert bei Nau.ch: «Leider wurden in den letzten Jahren in den Schweizer Städten laufend öffentliche Parkplätze abgebaut. Und dieser Trend hält zum Leidwesen des ACS weiter an.»

Gibt es genügend Parkplätze in der Stadt?

Allein in Basel verschwanden in den letzten zehn Jahren über 500 öffentliche Parkplätze. In Zürich waren es seit 2011 sogar über 3500.

Besonders drastisch ist der Rückgang auch in Bern: Laut Statistischem Jahrbuch sank die Zahl öffentlicher Parkplätze seit 2014 um 9,6 Prozent von 17'800 auf 16'078.

Städte machen das Parkieren massiv teurer

Während die Städte Parkplätze abbauen, schrauben sie die Preise für Anwohnerparkkarten massiv nach oben.

In Basel steigen die Gebühren ab 2025 auf bis zu 512 Franken – je nach Fahrzeuglänge. In Zürich plant man sogar eine Verdopplung auf 540 Franken, abhängig vom Gewicht des Autos.

Und auch in Bern müssen Autofahrer künftig tiefer in die Tasche greifen: Hier wurde eine Erhöhung von 264 auf 492 Franken vom Volk angenommen. Doch die Umsetzung verzögert sich wegen Beschwerden.

«Preissteigerungen für Parkkarten und öffentliche Parkplätze werden die Nachfrage nach Parkplätzen nicht verringern. Da die Nachfrage nach Parkraum bestehen bleibt», warnt Hurter.

«Preiserhöhungen bescheren lediglich der Stadt Mehreinnahmen zu Lasten der Automobilistinnen und Automobilisten.»

Sollten die Anwohnerparkkarten wegen des geringeren Parkangebots limitiert werden? Das wird kontrovers diskutiert.

Bern will weniger Parkkarten herausgeben

In Bern plant man, die Bezugskriterien für Anwohnerparkkarten zu verschärfen, wie die Stadt gegenüber Nau.ch verrät. Ziel sei es, die Ausgabe der Karten zu reduzieren und den Parkierungsdruck zu verringern.

Die genaue Ausgestaltung ist noch nicht bekannt. Vorstellbar wäre aber, dass Anwohnende nachweisen sollen, dass sie keinen privaten Parkplatz nutzen können.

Wer diesen Nachweis nicht erbringen kann, würde seinen Anspruch auf eine Parkkarte verlieren.

Zudem soll man für Fahrzeuge mit höherer Umweltbelastung mehr für die Parkkarten bezahlen müssen.

Stadt Bern
So plant die Stadt Bern die Bezugskriterien für die Anwohnerparkkarte zu verschärfen. - Stadt Bern

Diese Mehrkosten hätten dann quasi eine Abschreck-Wirkung – und es würden voraussichtlich weniger Anwohnerparkkarten beantragt.

In Basel und Zürich wird die Zahl der Anwohnerparkkarten nicht limitiert, wie die Städte gegenüber Nau.ch verraten.

Ende 2023 standen in Zürich 31'141 Parkkarten knapp 32'000 Parkplätzen gegenüber. Basel rechtfertigt den Verzicht auf eine Deckelung damit, dass es «keine faire Methode» gebe, um die Karten zu verteilen.

Basel hofft auf Entspannung dank Preis-Erhöhung

Gleichzeitig verweist das Verkehrsdepartement Basel-Stadt darauf, dass in der Nacht mehr Parkplätze als Parkkarten verfügbar seien. Darunter sogenannte «Parkverbotsfelder», die nachts als Parkplatz genutzt werden dürfen.

Dazu kommt: Die Zahl der Anwohnerparkkarten ist leicht rückläufig. Gab es 2013 noch 23'610 Parkkarten mit Jahresbewilligung, waren es 2022 noch 21'302. Zwischenzeitlich erreichte die Zahl im Jahr 2017 aber ein Hoch von 26'645 Parkkarten.

Und die steigenden Gebühren in Basel sollen zu einer zusätzlichen Entspannung führen. «Wir rechnen zudem damit, dass die Erhöhung der Parkkartentarife ab dem 1. Januar 2025 zu einer Reduktion der Nachfrage führt. Damit lässt sich dann voraussichtlich einfacher ein Parkplatz finden.»

Die Stadtzürcher Dienstabteilung Verkehr verweist darauf, dass eine Parkkarte keine Garantie auf einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Wohnung sei.

Autofahrer-Verein kritisiert Parkkarten-Limitierung – «nicht zielführend»

Thomas Hurter vom ACS bleibt kritisch: «Der Automobilclub der Schweiz ist der Ansicht, dass den Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern genügend Parkplätze zur Verfügung stehen sollten.»

Zudem haben so auch Auswärtige zunehmend Mühe, einen Parkplatz zu finden, worunter das Gewerbe leide.

Stehen nicht genügend Parkplätze zur Verfügung, führe dies zu «Parkplatz-Suchverkehr».

«Das ist definitiv nicht zielführend», sagt Hurter.

«Aus diesen Gründen steht der Automobilclub der Schweiz einer Verschärfung der Bezugskriterien kritisch gegenüber.»

Die Städte verteidigen sich. Die Stadtberner Verkehrsdirektion betont etwa: Parkplätze würden «aufgehoben, wenn ein anderes öffentliches Interesse dahintersteht.» Ein Beispiel sei die Erhöhung der Verkehrssicherheit.

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Kommentare

User #1386 (nicht angemeldet)

Das Auto als Verkehrsmittel hat ausgedient. Der moderne Mensch geht zu Fuss oder geniesst die Vergünstigungen durch die Partei. Alle sind gleich, nur manche sind gleicher.

User #3191 (nicht angemeldet)

Wer ein Parkplatz will, soll dieser selber auf privatem Grund bereitstellen.

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