Berner Anwohner sucht halbe Stunde Parkplatz – vergeblich
Die Parkplätze in Bern sind ein grosses Streitthema. Ein Leser liefert nun den «Video-Beweis», wie schwierig die Suche ist. Die SVP kritisiert die Stadt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der öffentlichen Parkplätze in der Stadt Bern ist rückläufig.
- Anwohner beklagen sich – je nach Uhrzeit suche man eine halbe Stunde, finde aber keinen.
- Die Verkehrsplanung der Stadt Bern sieht keinen Handlungsbedarf – die SVP hingegen schon.
Nau.ch-Leser Pascal N.* wohnt seit sechs Jahren im Berner Breitenrain-Quartier. Wie lange noch, ist für ihn aber unklar, denn: «Für Autofahrer wird es hier immer mühsamer.»
Der Berner legt Nau.ch den «Video-Beweis» vor (Ausschnitt oben). «Fahre ich unter der Woche nach 20 Uhr in den ‹Breitsch›, muss ich immer mehr Zeit für die Parkplatz-Suche einrechnen.»
Es komme zu bizarren Szenen: «Bei der Parkplatz-Suche kreuzt man immer wieder die gleichen Autos. Alle suchen einen Parkplatz. Letztens habe ich nach einer halben Stunde aufgegeben und auf dem Trottoir parkiert.»
Er sei damit nicht der einzige – am nächsten Morgen sehe man jeweils viele Bussen auf den Scheiben. «Manchmal kommt es mir so vor, als wolle mich die Stadt vertreiben, nur weil ich ein Auto habe...»
Nau.ch hakt bei der Verkehrsplanung der Stadt Bern nach – und das Gefühl des Lesers wird bestätigt. «Es ist korrekt, dass die Zahl öffentlicher Parkplätze in der Stadt Bern rückläufig ist», heisst es.
Im Jahr 2021 gab es stadtweit 16'610 Parkplätze, das sind mehr als 300 weniger als noch zwei Jahre zuvor. Aber, so die Verkehrsplanung der Stadt Bern: «Rechnet man die privaten Parkplätze hinzu, zeigt sich ein anderes Bild.»
Von 86'903 Parkplätzen im Jahr 2019 sei die Zahl im Jahr 2021 auf 87'497 angestiegen. Auch im Stadtteil 5 (Breitenrain) habe die Gesamtzahl der Parkplätze in dieser Zeitspanne zugenommen.
Handlungsbedarf sieht man deshalb keinen. Bei der Stadtberner SVP schüttelt man den Kopf.
Kritik für Stadtpräsident: Parkplatz-Streichen, aber herumfliegen!
Alexander Feuz, SVP-Fraktionspräsident im Berner Stadtrat, hat bereits verschiedene Interpellationen eingereicht. «Seither hat sich die Situation aber leider noch erheblich verschärft.»
So wurden laut Feuz auch an der Schillingstrasse im unteren Kirchenfeld, wo er selbst wohne, 39 Prozent der Parkplätze abgebaut. Die Stadt «behaupte», dies passiere für die Einführung des Abfalltrennsystems und für die Durchfahrt der Fahrzeuge der Notfalldienste.
Beide Argumente lässt Feuz nicht gelten. «Diese rigide Abbaupolitik aus Klimaschutzgründen» sei scheinheilig. Stadtpräsident Alec von Grafenried fliege währenddessen nach Georgien, Südafrika und New York. «Und geniesst es, sich als Bürgermeister zu präsentieren».
Berner Stimmvolk wollte eine härtere Park-Politik
Auch dem Berner SVP-Stadtrat und -Nationalrat Erich Hess stösst die Parkplatz-Politik sauer auf. «Auch die Gebühren fürs Parkieren werden massiv erhöht. Wer vom Land kommt und in der Stadt einen Termin wahrnehmen muss, wird zu solchen Geduldsspielen verdonnert», kommentiert er das Leser-Video.
Nicht nur Anwohnern, die rot-grüne Politik schädige mit ihrer «Verkehrsideologie» KMU und dem lokalen Gewerbe. «Trotz Finanzmisere: Weder die Regierung noch das Parlament sehen ein, dass ausreichend Parkplätze sowohl nötig sind. Als auch Geld in die klamme Stadtkasse bringen.»
An den letzten Abstimmungen konnte die SVP in der Stadt Bern mit ihren Argumenten jedoch nicht punkten. Das Stimmvolk stimmte für eine strengere Park-Politik.
Die Anwohnenden-Parkkarte für die blaue Zone kostet neu 492 Franken statt wie bisher 264 Franken pro Jahr. Die gebührenpflichtigen Parkplätze werden mehr als einen Franken teurer pro Stunde.