Berner Stadt-Mitarbeiter bestellt illegal Möbel für 1,6 Millionen
Ein Mitarbeiter der Stadt Bern ist per sofort freigestellt worden. Der Grund: Er hatte illegal bei einem befreundeten Unternehmer Aufträge vergeben.

Das Wichtigste in Kürze
- Jahrelang vergab ein Angestellter der Stadt Bern Aufträge an einen Freund.
- Die Stadt geht von einem «namhaften finanziellen Schaden» aus.
- Der Mitarbeitende wurde per sofort freigestellt.
Ein Mitarbeiter der Stadt Bern hat beim Einkauf von Büromobiliar über mehrere Jahre gegen die Beschaffungsregeln der Stadt verstossen.
Nach einer externen Administrativuntersuchung wurde er nun per sofort freigestellt, wie die Stadt am Donnerstag bekanntgab.
Er hatte Aufträge ohne Ausschreibung an eine Firma vergeben. Zu dem Unternehmer habe er ein «als problematisch einzuordnendes enges persönliches Verhältnis». Das schreibt die «Berner Zeitung» unter Berufung auf den Schlussbericht.
Der Mann sei an Geburtstagen, Mittagessen und Sportveranstaltungen eingeladen gewesen. Eine Zeit lang war in seinem Büro sogar ein Foto von ihm mit dem Firmeninhaber und dessen Lebenspartnerin aufgestellt. Es verschwand jedoch, als die Direktion skeptisch wurde.
In den E-Mails zwischen dem Angestellten der Stadt Bern und dem Unternehmer wird letzterer angewiesen: «Bitte für dich behalten und nicht nach aussen kommentieren.»
In einer anderen Korrespondenz ist von einer «streng geheimen Mission» die Rede.
Die Stadt geht davon aus, dass ihr ein «namhafter finanzieller Schaden» entstanden ist. Die Höhe des Schadens lasse sich jedoch nicht genau eruieren. Denn rückwirkend könne nicht mehr festgestellt werden, zu welchen Preisen die Stadt mit Konkurrenzofferten hätte einkaufen können.
In den vier von insgesamt zehn untersuchten Jahren vergab der Ex-Mitarbeiter ein Auftragsvolumen von 1,6 Millionen Franken ohne Ausschreibung.
Verstösse über fast ein Jahrzehnt
Die Verstösse geschahen in den Jahren 2015 bis 2024. Der Mitarbeiter von Logistik Bern vergab Aufträge «freihändig unter Umgehung des Wettbewerbs und zu überhöhten Preisen». Er habe dies vorsätzlich und wider besseren Wissens getan.
Die Stadt verzichtet in dem Zusammenhang jedoch auf eine Anzeige. «Weil wir nicht genügend Material haben, um damit vor Gericht zu gehen», sagt Gemeinderätin Melanie Mettler (GLP). Bei dem Fall zeigten sich auch Lücken bei der internen Kontrolle.
Logistik Bern versorgt die Stadtverwaltung und Kundinnen und Kunden aus dem öffentlichen Sektor mit Verbrauchsgütern und Mobiliar.