Bezirksgericht: Beschuldigter und Opfer waren Freunde
In einem Mordprozess, der einen Mordfall vom September 2018 betrifft, sind durch einen Zeugen neue Details ans Licht gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Weitere Details zum Mordfall sind zum Vorschein gekommen.
- Das erstochene Opfer und der Beschuldigte stammen aus dem gleichen rumänischen Dorf.
Im Mordprozess am Bezirksgericht Meilen ist am Dienstagvormittag ein ehemaliger Arbeitskollege des Beschuldigten und des Opfers als Zeuge befragt worden. Seine Aussagen sollten erklären, was am 2. September 2018 in der Arbeiterunterkunft passierten.
Opfer und Beschuldigter waren Nachbarn und Freunde
Die beiden seien als Nachbarskinder aufgewachsen und Freunde gewesen. Das spätere Opfer war als erster der beiden in die Schweiz gekommen. Er habe dem Freund eine Stelle verschafft, so dass der nachkommen konnte.
Beide arbeiteten als Bauarbeiter in Samstagern ZH und wohnten dort mit anderen Arbeitern, darunter dem Zeugen, in einer firmeneigenen Unterkunft. Der Zeuge war am Tattag, einem Sonntag, mit dem späteren Opfer und einem andern Kollegen in einem Restaurant. Auf dem Heimweg am Abend kauften sie noch eine Flasche Whiskey.
Plötzlicher Stimmungsumschwung
Der Beschuldigte war zu Hause geblieben, guckte Horrorfilme und trank Bier. Laut Zeuge trank er in der Freizeit regelmässig viel - um die 24 Dosen pro Tag. Auch das Opfer pflegte viel zu trinken.
Laut Zeuge wurde getrunken und Musik gehört. Die Freunde hätten getanzt, sich gefilmt, seien ausgelassen gewesen. Plötzlich habe die Stimmung umgeschlagen.
Weshalb, könne er nicht sagen, versicherte der Zeuge, der sich auch in anderen Fragen nicht festlegen wollte. Er sei zwar da gewesen, habe aber mit der Familie in Rumänien telefoniert.
Heftiger Streit brach aus
Auf damals aufgenommenen Handy-Videos sind Beschimpfungen der offensichtlich schwer Betrunkenen zu hören. Das spätere Opfer äusserte unter anderem sexuelle Beleidigungen über die Mutter des Beschuldigten. Der Zeuge versucht vergeblich zu schlichten.
Es kam zu einer Schlägerei. Die beiden hätten gekämpft «wie Pitbulls», sagte der Zeuge, der zu Beginn des Verfahrens vorübergehend selbst unter Verdacht stand. Ein Glastischchen und die Whiskeyflasche seien zu Bruch gegangen - «die beiden wälzten sich in den Scherben».
Streit konnte eigentlich noch geschlichtet werden
Der Zeuge vermochte die Streithähne zu trennen. Nach und nach zogen sich alle in ihre Zimmer zurück. Der Beschuldigte stiess noch gegenüber seinem Kontrahenten eine Drohung aus. Laut der Dolmetscherin sagte er «pass auf, ich werde dich fertig machen» oder «ich werde dich erledigen».
Gemäss Anklageschrift schlich sich der Beschuldigte später in der Nacht in den Raum, wo das Opfer auf einem Sofa schlief. Dort versetzte er ihm mindestens 15 Stiche mit einem selbstgemachten Messer. Dabei verletzt er ihn tödlich. Die beiden Freunde hätten je ein solches Messer angefertigt, sagte der Zeuge.
Der Staatsanwalt fordert eine Verurteilung des 33-Jährigen wegen Mordes. Bestraft werden solle er mit 20 Jahren Freiheitsstrafe und 15 Jahren Landesverweis. Der Verteidiger wird auf Freispruch mangels Beweisen plädieren. Das Urteil wird voraussichtlich am kommenden Dienstag eröffnet.