Bilder der Vergangenheit für die Zukunft
Die engen verwinkelten Gassen von Soglio, die alten Steinhäuser in Bondo, der Bilck auf die Sciora Gruppe mit Piz Cengalo oder die Kastanienhaine bei Castasegna. Wunderschöne Bildmotive aus der Bregaglia, die der leidgeprüften Gemeinde nun zu Gute kommen sollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 23. August 2017 wurde das Dorf Bondo GR von einem Felssturz getroffen.
- Schweizer Fotografen versteigern ihre Bilder aus dem Bergell, um mit dem gesammelten Geld den Wiederaufbau Bondos zu unterstützen.
Es sind Bilder aus einer besseren Zeit, die Freitagabend in Zürich unter den Hammer kommen. Fotografien, die in den malerischen Dörfern der Bündner Gemeinde Bregaglia aufgenommen wurden.
Aufnahmen, bei denen die Fotografen noch vor dem 23. August 2017 auf den Auslöser drückten. Bevor mehrere Millionen Kubikmeter Felsmasse Richtung Dorf Bondo hinunter stürzten und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten.
Auktion «Per Bondo»
«Meine Arbeit hat von der Schönheit des Bergells profitiert, Schönheit die einfach nur da steht, meist ruhig und elegant», schreibt der Schweizer Fotograf Gian Giovanoli auf seiner Facebookseite. Es sei eine Schönheit voller unbändiger Kraft. Das musste leider auch Bondo diesen Sommer erfahren.
Mit den wunderschönen Aufnahmen, die ihnen im Bündner Südtal Bergell gelungen sind, wollen 28 Schweizer Fotografen Geld sammeln um zu helfen. Insgesamt werden 30 Bilder versteigert. Die Preisspanne geht von 250 bis 4000 Franken pro Bild und der Erlös soll für den Wiederaufbau Bondos eingesetzt werden.
Ob ihm eine Wunsch-Summe vorschwebt, die mittels Auktion zusammen kommen soll, wollte Giovanoli auf Anfrage von Nau nicht verraten. Er hoffe einfach, dass möglichst viele Menschen vorbei kommen. Und eins sei versprochen: Es soll ein Abend ganz im Sinne der Bergeller werden, also gemütlich und gesellig.
Anna Giacometti, Gemeindepräsidentin Bregaglia, im Interview mit Nau zur Auktion «Per Bondo»
Anna
Giacometti, Sie werden heute Abend in Zürich persönlich vor Ort sein, warum
ist Ihnen das ein Anliegen?
Zürich
und das Bergell pflegen seit Jahrzehnten eine wichtige Partnerschaft. Die
Elektrizitätswerke der Stadt Zürich betreiben im Bergell mehrere
Wasserkraftwerke und haben uns in den Tagen und Wochen nach dem Ereignis wichtige Hilfe geleistet.
Mein Besuch ist auch ein Dank an Zürich.
Was
bedeutet die Foto-Auktion «Per Bondo»
für das Bergell?
Sie
ist ein Symbol für die Solidarität der Schweiz mit mit unserem Tal. Die beteiligten
Fotografen haben alle schon im Bergell und mit den Bergellern gearbeitet. Nun
geben sie uns grosszügige Hilfe zurück und versteigern ihre Bilder. Das
bedeutet uns sehr viel.
Bei
der Sammelaktion der Glückskette sind bereits 5,8 Millionen Franken, zugunsten
der Gemeinde Bondo, zusammengekommen. Sind denn privat organisierten Aktionen noch nötig?
Tatsächlich
sind sehr namhafte Beträge zusammengekommen und das ist eine grosse
Erleichterung für uns; vor allem weil wir in den kommenden Jahren wieder mit
Murgängen rechnen müssen. Die Aktion hat aber nicht nur einen finanzielle
Komponente: Sie zeigt mit ihren Bildern auch, wie lebendig und schön das
Bergell ist. Unser Tal ist nicht nur Bergsturz und Murgang.
Das
Geld wird für den Wiederaufbau verwendet. Was hat erste Priorität?
Als
erstes haben wir alles daran gesetzt, das Leben der Betroffenen wieder zu
normalisieren. Fast alle Bewohner konnten wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Nun geht es daran, die Infrastruktur der Gemeinde zu reparieren.
Wasserleitungen und Brücken, Wege und Gebäude wurden zerstört. Die Liste der
Aufgaben ist lang.
Geologen
gehen davon aus, dass die Gefahr noch nicht gebannt ist. Im Frühling könnte
nochmals Material nach Bondo fliessen, erneute Felsstürze am Piz Cengalo können
nicht ausgeschlossen werden. Wie empfinden Sie die Stimmung in der Gemeinde
aufs neue Jahr hin?
Die Menschen sind froh, wieder in ihrem Dorf leben zu
können. Wer im Bergell lebt weiss, dass er auch mit Naturgefahren lebt. Die
Schutzmassnahmen für Bondo wurden verbessert und wir arbeiten an einem neuen
Schutzkonzept. Ein gewisses Risiko bleibt aber immer bestehen. In der Bergen,
wie auch im Flachland.
An
der Auktion beteiligen sich 28 Schweizer Fotografen mit rund 30 Bildern. Wenn
sie selbst Fotografin wären, welches wäre wohl ihr Lieblingsmotiv im Tal?
Für mich gehört das Bergell zu den schönsten Gegenden
unseres Planeten. Es wimmelt von guten Fotosujets. Aber es sind die Menschen,
die unser Tal zu etwas Speziellem machen. Einheimische, wie auch Gäste. Wäre
ich eine begnadete Fotografin, würde ich sie fotografieren.
Update:
An der Auktion vom Freitagabend konnten die 28 Fotografen ihre Bilder insgesamt CHF 40'000 sammeln. Verschiedene Wiederaufbauprojekte werden damit finanziert.
Nau sprach mit Fotograf Gian Giovanoli und Bregalia-Sprecher Christian Gartmann vor der Auktion im Zürcher Löwenbräu-Areal über die Aktion: