Brienz GR: Umsiedlungspläne stossen auf gemischte Reaktionen
Die erneute Evakuierung des Bündner Bergdorfs Brienz wegen Erdrutschgefahr führt zu kontroversen Diskussionen über mögliche Umsiedlungsszenarien.
Die Gemeinde Albula/Alvra hat ihr Umsiedlungskonzept für Brienz GR überarbeitet. Laut «SRF» sollen zwei Spezialzonen für Doppel- und Mehrfamilienhäuser entstehen, die explizit für die Umsiedlung vorgesehen sind.
In Alvaneu Dorf GR soll es beim Altersheim Platz für rund 70 Menschen geben. In Tiefencastel GR beim Schulhaus ist Wohnraum für etwa 100 Menschen geplant.
Beide Standorte liegen innerhalb der Gemeinde Albula/Alvra.
Bevölkerung bevorzugt Vazerol
Die Brienzer Bevölkerung würde jedoch lieber nach Vazerol GR umgesiedelt werden, das wie Brienz am Hang statt im Tal liegt. Gemäss «SRF» ergab eine Umfrage von 2020, dass 70 Prozent der Betroffenen diesen Standort bevorzugen.
Ein betroffener Brienzer kritisierte die Pläne der Gemeinde scharf und bezeichnete das Vorgehen als «Boykott». Es sei an den Wünschen der Betroffenen vorbei geplant worden.
«20 Minuten» berichtet, dass die Finanzierung der Umsiedlung noch nicht vollständig geklärt ist. Unbewohnbare Gebäude werden von der Gebäudeversicherung gedeckt, verlorenes Land jedoch nicht. Umsiedlungen sollen finanziell unterstützt werden.
Hoffnung auf Rückkehr schwindet
Laut «20 Minuten» haben einige Einheimische den Eindruck, dass die Verantwortlichen nicht mehr an eine Rückkehr nach Brienz glauben. Sie zweifeln an der Wirksamkeit des geplanten Entwässerungsstollens zur Stabilisierung des Hangs.
Gemeindepräsident Daniel Albertin widerspricht dieser Einschätzung. Er betont: «Wir sind guter Hoffnung, dass der Entwässerungsstollen in den nächsten Jahren fertiggestellt wird.»
Allerdings vernehme er aus der Mehrheit der Bevölkerung den Wunsch umzuziehen. Viele Bewohner könnten die anhaltende Belastung und Ungewissheit nicht mehr ertragen.
Bevorzugung von Erstwohnenden
Silvio Sauter, Gesamtprojektleiter für die Umsiedlung, informierte laut «20 Minuten» über die Priorisierung bei den Umsiedlungsplänen. Erstwohnende werden gegenüber Zweitwohnenden bevorzugt behandelt.
Dies bedeutet, dass Personen mit Hauptwohnsitz in Brienz bei der Zuteilung neuer Wohnstandorte Vorrang erhalten. Die Nutzungspflicht der neuen Standorte wäre auf zehn Jahre begrenzt.
Sauter wies darauf hin, dass bei den Standorten in Vazerol West die Beantragung des Baulands noch nicht abgeschlossen sei. Dieser Prozess wurde erst vor drei Monaten gestartet.
1,2 Millionen Kubikmeter Schutt bedrohen Brienz
Das Bündner Bergdorf Brienz wurde am Sonntag evakuiert. Grund dafür ist die drohende Gefahr eines Schuttstroms, rund 1,2 Millionen Kubikmeter Schutt befinden sich in Bewegung.
Seit der Evakuierung gilt die Phase ROT mit einem totalen Betretungsverbot. Die Dauer dieser Phase ist noch unklar.
Experten hoffen auf eine Stabilisierung der Berglage. Dies könnte jedoch Monate dauern.