Bullycats: Neue Quälzucht-Katzen erreichen die Schweiz – Aufschrei
Mini-Beine und Mega-Falten. Neue Quälzucht-Katzen erreichen die Schweiz. Der Boom um «Bullycats» wird durch Tiktok befeuert. Tierschützer fordern ein Verbot.
Das Wichtigste in Kürze
- Tierschützer schlagen wegen einer neuen Katzen-Qualzucht Alarm – und fordern Verbote.
- Nackte «Bullycats» leiden etwa unter Hautentzündungen und können sich schlecht bewegen.
- Der Trend aus England findet auch wegen Social Media den Weg in die Schweiz.
Riesenohren, verkürzte Beine, nackte und faltige Haut, dazu eine breite Brust. Immer mehr Menschen sind Halter von sogenannten «Bullycats».
«Es ist eine traurige Trenderscheinung», stellt die Tierschutzorganisation Peta Schweiz fest. Die Tiere seien aufgrund ihrer Nacktheit der Sonne «schutzlos ausgeliefert, sie erleiden im Sommer häufiger einen Sonnenbrand.»
Im Dunkeln finden sie sich hingegen kaum zurecht. Weil die Tasthaare fehlen, können die Quäl-Katzen schlechter mit anderen Tieren kommunizieren.
«Rückenhaare aufstellen oder Schwanzhaare aufrichten ist nicht mehr möglich ...», fügt der Schweizer Tierschutz STS hinzu. Und wenn Schnurrhaare fehlen, ein wichtiges Sinnesorgan, dann sei eine Katze sowieso sehr eingeschränkt.
Bei Bullycats handle es sich um eine «besonders ausgeprägte, schlimme Form der Extremzucht», die mit viel Leid verbunden sei.
Die faltige Haut führe zu «Infektionen und Hautentzündungen». Schlimm seien zudem die Mini-Beine und die Riesen-Brust.
«Bewegungsabläufe sind nur noch eingeschränkt möglich, erhöhte Ebenen können sie nicht durch einen Sprung erreichen. Wegen der ‹bulligen› Brust muss mit Geburtsschwierigkeiten gerechnet werden.»
Der Bullycat-Boom erreicht die Schweiz
Vor allem in England trenden die aussergewöhnlichen Tiere. Mittlerweile sind die Katzen aber wohl auch in der Schweiz angekommen, sagt Judith Röthlisberger, Geschäftsführerin der Schweizer Kantonstierärzte.
Wie und wo die Tiere in die Schweiz gelangen, sei schwer zu sagen. «Es gibt keine Meldepflicht beim Import von Bullycats.» Hunde müssen hingegen registriert werden.
Verboten ist die Haltung der Kreuzung von Sphynx- mit Munchkin-Katzen nicht. In der Schweiz gebe es lediglich Bestimmungen bezüglich Zucht, so Röthlisberger.
«Es dürfen keine Zuchtziele verfolgt werden, die für Tiere mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder tiefgreifenden Eingriffen ins Erscheinungsbild oder in die Fähigkeiten verbunden sind. Unter dieses Verbot fällt die Munchkin-Katze und damit auch die Bullycat.»
Tiktok-Videos machen Bullycats beliebt
Dass sich Schweizer Bullycats kaufen, liegt auch an Tiktok, Instagram und Co. «Die sozialen Medien stellen aus Tierschutzsicht ein grosses Problem dar», bestätigt STS.
«Qualzucht-Rassen wie Bullycats bedienen meist den Geltungs- und Selbstdarstellungsdrang von Menschen», kritisiert Peta. «Sie versuchen, sich damit interessanter zu machen oder mit einer vermeintlich ‹exklusiven› Rasse anzugeben.»
Auch Röthlisberger spricht von einem zunehmenden Problem. «Besonders gravierend ist der Social-Media-Trend bei Zuchtformen, die ausschliesslich wegen ihres speziellen Aussehens ‹kreiert› worden sind. Wie es bei der Bullycat der Fall ist.»
Eigentlich belastende Merkmale wie Haarlosigkeit oder verkürzte Beine würden in Tiktok-Videos «verharmlost oder gar verniedlicht».
Jetzt fordern Tierschützer ein Verbot
Tierschützer von Peta fordern nun Massnahmen. Einerseits sei die Liste der verbotenen Zuchtformen in der Schweiz viel zu kurz. «Dort müssen viel mehr konkrete Rassen sowie Ausschluss-Kriterien aufgeführt werden.» Zum Beispiel die Haarlosigkeit bei Katzen.
Andererseits reiche das Zuchtverbot alleine nicht. «Wir fordern vom Gesetzgeber ein Handels- und Zuchtverbot für Tiere mit Qualzuchtmerkmalen. Dazu gehören ganz eindeutig auch Nacktkatzen wie die Sphynx-Katze und die Bullycat.»
Vor allem Sphynx-Katzen können heute nämlich ganz einfach auf Auktionsplattformen wie Tutti bestellt werden.