Bündner Baukartell: Bericht über Whistleblower kritisiert Polizei
Das Wichtigste in Kürze
- Ein unabhängiger Experte hat die Polizeiarbeit punkto Bündner Baukartell beurteilt.
- Der Bericht von Andreas Brunner geht mit der Bündner Polizei hart ins Gericht.
- Die Polizeiarbeit müsse in naher Zukunft «entschieden verbessert» werden.
Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) hatte am Wochenende ihren Bericht zum Bündner Baukartell um Andrea Quadroni vorgestellt. Heute hat der frühere Oberstaatsanwalt des Kantons Zürich, Andreas Brunner, nachgezogen. Der als unabhängige Experte engagierte Anwalt wirft darin den Bündner Behörden zahlreiche Versäumnisse und Fehler vor.
Schwieriger Mensch in schwieriger Situation
Der Whistleblower Adam Quadroni zeichnet das Bild des schleichenden Niedergangs eines erfolgreichen Kleinunternehmers und Familienmenschen. Quadroni tritt 2006 aus dem Baukartell aus.
Daraufhin geht erst seine Firma pleite. Danach muss er Privatkonkurs anmelden. Gleichzeitig will ihn auch seine Ehefrau verlassen.
Für Brunner steht aber «der Rechtsstaat besonders im Umgang mit schwierigeren Menschen auf dem Prüfstand». Diesem Rechtsstaat wird im Whistleblower Bericht kein gutes Zeugnis ausgestellt.
Whistleblower Adam als gewaltbereit und gefährlich Eingestuft
Kritisiert wird vor allem das Vorgehen der Polizei. So entbehrt für Brunner bereits die erste Hausdurchsuchung im Dezember 2016 einer nachvollziehbaren Begründung. Quaroni wurde vom Postenchef als gewaltbereit und gefährlich eingestuft. Diese Einschätzung basiere auf einer verbalen Auseinandersetzung und sei später nie mehr überprüft worden.
Besonders das Handeln des Postenchefs wird allgemein infrage gestellt. Das Management des Falles sei «praktisch ausschliesslich in der Hand eines einzigen Polizeibeamten» gelegen.
Polizeikommandant lässt Beweise verschwinden
Ebenfalls hebt Brunner hervor, dass die Führungsebene keinerlei Verantwortung übernommen hätte. Alles sei «abgenickt» worden, ohne zu hinterfragen, obwohl der Fall einzigartig gewesen sei. Polizeikommandant Walter Schlegel hätte sich in der Aufarbeitung unkooperativ gezeigt und erst noch fallrelevante Akten der Voruntersuchung vernichtet. Dies sei höchst problematisch, wenn nicht gar unzulässig.
Die Bündner Regierung hat bereits auf die Kritik vonseiten PUK und Brunner reagiert. Sie sprach Schlegel und den involvierten Personen trotz den Vorwürfen das Vertrauen aus. Regierungsrat Peter Peyer (SP) sagte gegenüber den Medien am Mittwoch in Chur, er wolle weiterhin mit Schlegel zusammenarbeiten.
Die Festnahme von Whistleblower Adam Quadroni verlief duch 14 Polizeigrenadiere. Diese hätten ihn mit übermässiger Härte aus dem Auto gezerrt. Die Polizei widerlegt dies nicht. Für Brunner ist dieses Vorgehen im Fall Bündner Baukartell «noch knapp vertretbar».
Der Bericht über Whistleblower Adam Quadroni schliesst mit insgesamt 19 (!) Verbesserungsempfehlungen ab.