Coop-Kunde gerät in Stichprobe – «Hatte Herzrasen»
Ein Kunde gerät im Coop in eine Stichprobenkontrolle und wird nervös, obwohl er nichts falsch gemacht hat. Woher kommt diese Nervosität? Nau.ch hat nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- In einer Coop-Filiale wurde kürzlich ein Kunde im Rahmen einer Stichprobe kontrolliert.
- Sofort macht sich Nervosität in ihm breit – obwohl er alles korrekt eingescannt hat.
- Ein Experte erklärt, warum viele trotz weisser Weste bei Kontrollen nervös werden.
«Ich hatte Herzrasen – aber war doch unschuldig.» Roger M.* (35) geht am Montagabend in einem Berner Coop einkaufen. Er macht einen Grosseinkauf für mehrere Tage.
Wie meistens steht er nicht an der Kasse an, sondern nutzt den Self-Checkout.
Doch als er mit Twint bezahlen will, steht der Computer still. Und ehe sich Roger versieht, steht eine Mitarbeiterin neben ihm. «Darf ich drei Dinge von Ihnen scannen», sagt sie. Als der Kunde ratlos bejaht, nimmt sie Hafernüssli, Mandarinli und Rahm aus seinem vollen Papiersack, scannt sie ein.
«Erst da merkte ich, dass ich in eine Stichprobe geraten war», so der treue Coop-Kunde. Bizarr: «Obwohl ich ehrlich war und alles eingescannt hatte, wurde ich nervös. Ich hatte sogar Herzrasen.»
Ähnlich ergeht es ihm jeweils auch bei einer Billettkontrolle im ÖV. Obwohl er auch da stets ein Ticket gekauft hat.
Warum fühlen sich manche verdächtig, obwohl sie eine weisse Weste haben?
Konsumexperte Christian Fichter erklärt gegenüber Nau.ch: «Nervosität bei einer Stichprobenkontrolle, auch wenn man nichts falsch gemacht hat, ist ganz normal.»
Kampf- oder Fluchtreflex sorgt für Nervosität
Das habe mit der «Präsumption von Schuld» zu tun: «Eine Situation, in der wir uns plötzlich in einer Kontrollsituation befinden und das Gefühl haben, uns rechtfertigen zu müssen.»
Fichter fügt hinzu: «Dieses Gefühl kann Stress auslösen, da wir unbewusst Sorge haben, uns missverständlich zu verhalten oder Fehler gemacht zu haben.» Zudem werde durch die unerwartete Situation unser Kampf- oder Fluchtreflex aktiviert. Das sorge zusätzlich für Nervosität.
Er betont: «Aus psychologischer Sicht ist es für die Konsumenten besonders wichtig, dass die Kommunikation transparent und freundlich erfolgt.»
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Fichter zufolge klar erklären, dass es sich um eine Stichprobenkontrolle handelt. «Und dass dies ein routinemässiger Vorgang ist, der keineswegs ein Fehlverhalten der Kundin impliziert», hält der Experte fest.
Coop und Migros: Die meisten Kunden sind ehrlich
Coop gibt sich wortkarger. Man könne «aus sicherheitsrelevanten Aspekten» nicht sagen, wie viele Stichproben man mache. Auch nach welchen Kriterien die Stichproben durchgeführt werden, sagt man nicht. Nur: Die «grosse Mehrheit der Kunden» sei ehrlich.
Die Migros führt solche Kontrollen ebenfalls durch. «Stichproben können jederzeit stattfinden und erfolgen zufällig», heisst es auf Anfrage. Auch der Orange Riese betont: «Die überwiegende Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden ist ehrlich.»
