Coop verkauft Öko-Eiswürfel-Becher für über zwei Franken
Coop verkauft neu Eiswürfel im Becher für 2.20 Franken. Der Hersteller erklärt, dass Teenies darauf abfahren. Nicht allen gefällt der Trend aus Asien.
Das Wichtigste in Kürze
- Coop verkauft einen Becher mit Eiswürfeln – die «Neuheit» kostet 2.20 Franken.
- Der Hersteller sagt, der Trend komme aus Asien – der Becher boome auch wegen Tiktok.
- Coop ist zufrieden mit den Verkäufen.
- Obwohl die Becher kompostierbar sind, gibt es Kritik von Umweltschützern.
«Wie bitte?» Manuel F.* staunt nicht schlecht, als er kürzlich durch eine Berner Coop-Filiale läuft. Als «Neuheit» werden nämlich «Eiswürfel» verkauft.
Im Regal findet Manuel einen 150-Gramm-Becher. «Darin befinden sich neun Eiswürfel. Wer gibt dafür 2.20 Franken aus?»
Coop hält sich auf Anfrage, wie der Preis zustande kommt, bedeckt. Der Markenhersteller lege den Einstandspreis fest, der Verkaufspreis richte sich nach diesem. Das Produkt, das man bereits in dieser Form beziehe, biete man seit Mitte Juni an.
Hersteller: Bei den Eiswürfeln ist es wie beim Magenbrot ...
Der Detailhändler kauft die Eiswürfel von der «ICE Factory» in Uetendorf BE, in der Nähe von Thun. Beat Hofer ist Gründer und CEO der Firma. Das Schild von Coop könne irritieren. «Eiswürfel sind natürlich keine Neuheit, die Eiswürfel-Becher sind die Neuheit.»
Ob der 2.20-Franken-Preis für den 150-Gramm-Becher bei Coop zu hoch ist, will Hofer nicht beurteilen. Grundsätzlich sei es aber etwa ähnlich wie beim Magenbrot am Märit: «Dort kostet das 200-Gramm-Säckli im Verhältnis auch mehr als die 500-Gramm-Packung.»
Und wie sieht es mit den Herstellungskosten aus? «Jeder kann selbst ausrechnen, was ein Kubik Wasser kostet. Letztlich ist es aber nicht das Wasser, sondern die Herstellung der Eiswürfel, die Abpackung in kleine Becher, die Lagerung und vor allem die Logistik, die den Preis bestimmt. Um die grosse Nachfrage im Sommer zu decken, produzieren wir bereits ab Herbst für den nächsten Sommer.»
Junge fahren wegen Tiktok auf Eiswürfel im Becher ab
Die Becher mit Eiswürfeln habe man diesen Sommer kurzfristig schweizweit eingeführt, Coop sei einer der Bezüger. «Vor allem bei Teenagern und jungen Erwachsenen kommt der Becher gut an. Auch nicht zuletzt wegen Tiktok.»
Man wolle mit dem Trend gehen. Er selbst habe schon lange beobachtet, dass ähnliche Eis-Becher zum Beispiel in Korea stark boomen. «Man schüttet heissen Mate-Tee in den Becher mit Eis und kann ihn so kalt konsumieren.» Die Mate-Eis-Kombination «oder natürlich auch mit anderen Getränken» funktioniere auch in der Schweiz.
Becher sind kompostierbar – Umweltschützer finden's trotzdem «unsinnig»
Bis die Becher eingeführt wurden, sei monatelang getüftelt worden, was funktionieren kann und wie man Plastik-Abfall verhindern könne. «Wir setzen auf ein Produkt aus Polymilchsäure – der Becher ist kompostierbar, baut sich innerhalb von 30 Tagen ab.»
Trotz Öko-Gedanken: Nicht alle finden die Eisbecher-Idee von Hofer toll. Joëlle Hérin, Konsum- und Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Das Eis im Becher ist ein klassisches Einwegprodukt, wir finden es total unsinnig und verantwortungslos.»
Vom Argument «kompostierbar» hält sie nicht viel. Dies könne Leute gar dazu verleiten, ihn nach Gebrauch direkt in den Fluss oder den See zu werfen. «Es wäre interessant zu wissen, wie viele dieser Becher nach der Streetparade in Zürich auf dem Boden lagen.»
Hérin fordert von Coop, dass man besser unverpackte Eiswürfel verkaufen würde.
Zürcher Edelbar teurer als Coop: Ein Stutz für einen Eiswürfel
Zurück zum Preis: Coop verlangt für den 150-Gramm-Eiswürfel-Becher 2.20 Franken. Es geht aber noch deutlich teurer.
Kürzlich sorgte auch eine Zürcher Edelbar für Schlagzeilen. Wer im Storchen seinen Drink «upgraden» will, kann sich einen Spezial-Eiswürfel für einen Franken dazukaufen. Dieser ist etwas grösser als üblich und trägt das Logo des Hotels.
Man habe keine vertieften Kenntnisse über die Preise von Eiswürfeln, heisst es beim Preisüberwacher. Einschreiten würde man nur, wenn marktmächtige oder Monopol-Unternehmen missbräuchlich hohe Preise ansetzen, so Jana Josty-Widmer von der Medien- und Informationsstelle der Preisüberwachung, welche dem Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung angegliedert ist.
«In Wettbewerbssituationen hingegen ist es die Aufgabe der Konsumentinnen und Konsumenten, diese zu ihrem Vorteil zu nutzen.» Es gebe verschiedene Angebote und Anbieter. Die Empfehlung des Preisüberwachers lautet: «Vergleichen, vergleichen, vergleichen.»
Auch der Konsumentenschutz kommentiert: Man überlasse es den Kunden selbst, ob sie die Eiswürfel-Angebote zu diesen Preisen in Anspruch nehmen wollen.
*Name geändert