Corona verdrängt Grippe – Impfung trotzdem empfohlen
Wegen der Corona-Schutzmassnahmen litten wenige Personen im Winter 2020/21 an der Grippe. Dasselbe ist auch in diesem Jahr zu erwarten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grippewelle verlief letzten Winter wegen Corona sehr milde.
- Es wurde nur eine Probe positiv auf Influenza getestet.
- Aufgrund der Schutzmassnahmen wird ein ähnlicher Verlauf für diese Saison erwartet.
Im letzten Jahr haben sich nur wenige mit den Grippeviren infiziert. Die Menge der Verdachtsfälle war sehr niedrig. Noch tiefer lagen die Zahlen der effektiv nachgewiesenen Ansteckungen mit dem Grippevirus. Das BAG führt die tiefe Anzahl Fälle auf die Corona-Schutzmassnahmen zurück.
Von den 1172 Verdachtsfällen für eine grippeähnliche Erkrankung im Sentinella-System wurde nur eine einzige positiv auf Influenza getestet. Dies geht aus dem am Montag veröffentlichten Bulletin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hervor.
Im Vorjahr waren dagegen 488 von 1130 durch das nationale Referenzzentrum für Influenza getesteten Nasen-Rachen-Abstrichen positiv. Dies entsprach einem Anteil von 43 Prozent.
Verdacht auf grippeähnliche Erkrankung: Knapp Zwei Prozent
Über das obligatorische Meldesystem wurden lediglich 41 laborbestätigte Influenzafälle registriert. In der Saison 2019/2020 registrierten die meldepflichtigen Laboratorien dagegen 11'504 bestätigte Fälle, in der Saison 2018/2019 gar deren 13'412.
Insgesamt gingen letzten Winter gemäss Schätzungen rund 182'000 Personen wegen Verdachts auf eine grippeähnliche Erkrankung zum Arzt. Das entspricht 2,1 Prozent der Bevölkerung.
Die saisonale Maximalinzidenz bei der Grippe war nur knapp halb so hoch wie im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die durchschnittliche saisonale Inzidenz lag knapp 25 Prozent tiefer als jene der letzten zehn Grippesaisons.
Klassische Grippewelle fiel wegen Corona aus
«Eine klassische Grippewelle mit Anstieg, Höhepunkt und nachfolgendem Abfall blieb aus», bilanziert das BAG. Eine massgebliche Rolle dürften dabei die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus gespielt haben, schätzt die Behörde.
Die registrierte Übersterblichkeit von Anfang November 2020 bis Ende Januar 2021 sei auf die zweite Welle der Corona-Epidemie zurückzuführen. Insgesamt habe sich die Grippewelle nicht eindeutig abgrenzen lassen. Dafür spreche der ähnliche Wellenverlauf der Covid-19-Pandemie und der Meldungen zu grippeähnlichen Erkrankungen. Bei zahlreichen Patienten mit grippeähnlichen Symptomen ergab sich ein positiver Test auf Sars-Cov-2.
Auch in Europa und in Nordamerika war die Grippeaktivität in der letzten Wintersaison laut BAG ungewöhnlich tief. Hospitalisationen und Todesfälle wurden in den EU/EAA-Ländern keine verzeichnet. Der Schwellenwert für den Beginn der Grippeepidemie wurde nicht annähernd erreicht. Dieser Schwellenwert liegt bei einer Positivitätsrate von zehn Prozent aller im Rahmen der Sentinel-Überwachung untersuchten Proben.
Impfung gegen Grippe nach wie vor empfohlen
In der letzten Saison wurde nur eine einzige positive Influenzaprobe gefunden. Daher kann über die Abdeckung durch die Grippeimpfstoffe 2020/2021 keine Aussage gemacht werden.
Auch in ganz Europa und Nordamerika sind nur wenige Influenzafälle gefunden worden. Deshalb «stehen für die Saison 2020/21 bisher keine Studien über die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe zur Verfügung». Dies hält das BAG in seinem Bulletin fest.
Trotzdem empfiehlt die Behörde auch in der kommenden Saison die Grippeimpfung. Diese Empfehlung gilt vor allem Menschen mit einem erhöhten Risiko von Komplikationen und ihren Angehörigen. Zur Covid-Impfung gebe es keine Kontraindikationen. Die Covid-Impfung könne gleichzeitig mit der Grippe-Impfung erfolgen.
Kleine Grippewelle erwartet
Das BAG rechnet damit, dass die Grippe im kommenden Winter erneut kleiner als gewohnt ausfällt. Im Fall, dass weiterhin umfangreiche Schutzmassnahmen gegen Covid-19 gelten.
Die Grippedurchimpfung lag im März 2021 laut einer Umfrage des BAG bei Personen über 65 Jahren bei 38 Prozent. Das waren rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gesundheitswesen waren 26 Prozent gegen die Grippe geimpft, etwa gleich viele wie im Vorjahr.