Coronavirus: Ärzte mögen nicht auf Kinderimpf-Empfehlung warten
Kinderimpfungen gegen das Coronavirus sind zugelassen, doch der Impfstoff fehlt weiter. Erste Ärzte wollen nicht mehr warten und impfen Kinder auf eigene Faust.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich haben Ärzte mit Kinderimpfungen begonnen, obwohl der Kinderimpfstoff noch fehlt.
- Die Mediziner haben dafür einfach den Erwachsenen-Impfstoff selber dosiert.
- In der Schweiz empfehlen aber weder BAG noch Impfkommission einen solchen Einsatz.
Auch zehn Tage nach der Empfehlung durch Swissmedic wartet die Schweiz weiter auf den Covid-Impfstoff für Kinder. Das BAG hofft, dass «Anfang Jahr» die entsprechenden Lieferungen bei den Ärzten eintreffen werden.
Zu spät, finden einige Mediziner. Sie beginnen kurzerhand auf eigene Faust, Kindern einen selber dosierten Impfstoff gegen das Coronavirus zu spritzen.
Coronavirus: Zürcher Arzt dosiert Kinderimpfungen selbst
Einer dieser Ärzte ist Peter Tomasi, ein Zürcher Hausarzt, der direkt am Tag nach der Zulassung vom 11. Dezember zwei Buben eine Kinderdosis des Comirnaty-Vakzins von Pfizer-Biontech verabreichte. Er dokumentierte sein gesamtes Vorgehen auf Twitter.
18/ Aus medizinischer Sicht ist nicht nachvollziehbar, dass mit der Impfung der beiden oben erwähnten Gruppen zugewartet werden soll, bis die spezielle Kinderformulierung zur Verfügung steht, wo problemlos auch einfach 0.1 ml vom herkömmlichen Comirnaty gespritzt werden können.
— Peter Tomasi (@petertomasi1) December 20, 2021
Tomasi verwendete dafür einen Drittel der herkömmlichen Dosis von 0,3 Milliliter. Denn zwischen der Kinderimpfung von Pfizer/Biontech und dem «normalen» Comirnaty-Impfstoff gibt es nur zwei Unterschiede: Die Dosierung sowie ein fehlender Puffer-Inhaltsstoff, der die Dosen besser haltbar macht.
Eltern drängen auf Kinderimpfung
Derweil scharren viele Eltern aufgrund der hohen Inzidenz bei Kindern ungeduldig mit den Hufen. Tomasi erzählte gegenüber der «SonntagsZeitung», dass sich nach seinen Tweets zahlreiche Eltern bei ihm gemeldet hätten. Sie alle wollten ebenfalls ihr Kind von ihm impfen lassen.
Doch Tomasi ging es mehr darum, die Behörden auf die absurde Situation aufmerksam zu machen, wie er sagt. Er habe mit seiner Aktion eine vorübergehende Empfehlung für die Off-Label-Verwendung von Ekif und BAG provozieren wollen.
Doch da dies scheiterte, hat der Arzt seither keine weiteren Kinder gegen das Coronavirus geimpft.
Über 50 Kinder geimpft
Andere Mediziner sind da weniger zimperlich. Die «SonntagsZeitung» berichtet von mindestens zwei weiteren Ärzten, die bereits zahlreichen Kindern eine kleine Dosis des Erwachsenen-Impfstoff gespritzt hatten.
Ein anonymer Zürcher Arzt, der letzte Woche über 50 Kinder so geimpft hatte, sagte: «Ich will keine Probleme, ich will einfach nur Kinder und deren Familie schützen.»
Der Off-Label-Einsatz wird von den Behörden zwar nicht empfohlen, in anderen Ländern aber breit praktiziert. In Österreich sollen so bereits über 90'000 Kinder geimpft worden sein.
Das BAG versprach, dass diese Woche eine erste Lieferung von 250'000 Dosen Kinderimpfstoff eintreffen soll.