Coronavirus: BAG sträubt sich gegen einheitliches Kontaktdatensystem
Um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern, werden vielerorts die Kontaktdaten erfasst. Ein einheitliches System gibt es nicht. Das BAG sträubt sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizweit werden unzählige verschiedene Registrierungssysteme genutzt.
- Für effektives Contact Tracing ist eine fehlerfreie Registrierung notwendig.
- Trotzdem sieht das BAG keine einheitliche App oder Lösung vor.
Die Kontaktangaben auf einen Zettel kritzeln, QR-Codes scannen, ein digitales Kontaktformular ausfüllen – um allfällige Ansteckungen mit dem Coronavirus zurückzuverfolgen werden in der Schweiz derzeit unzählige Methoden angewendet.
Während in Restaurants teils nur eine Person einer Gruppe Kontaktdaten angeben muss, werden in den Clubs die Angaben von jedem einzelnen Besucher abgesahnt. Für erfolgreiches Contact Tracing ist eine lückenlose Registrierung die Grundlage. Doch kann das bei diesem Chaos überhaupt noch funktionieren?
Eine schweizweite einheitliche Lösung wäre angebracht. Dieser Meinung sind auch Unternehmer, die solche Registrierungssysteme anbieten. Einige hätten sogar schon lange eine Lösung parat, so zum Beispiel das Unternehmen Mindnow.
«Wird nicht geplant»
Der Co-Geschäftsführer Jakob Kaya erklärt gegenüber SRF, dass sie dem BAG ein einheitliches Registrierungssystem für nur einen Franken anbieten könnten. Und dies auch bereits taten. Mehr als einen Franken würde man nicht verlangen, schwört Kaya.
Das Bundesamt ging auf den Schnäppchenpreis nicht ein.
Denn erst kürzlich betonte Stefan Kuster, Leiter übertragbare Krankheiten BAG, an einer Pressekonferenz: «Eine einheitliche App oder Lösung für die Registrierungen sind im Moment nicht geplant.» Warum, ist unklar.
Es gäbe zahlreiche Anbieter von Registrierungssystemen, darunter auch das Ticketportal «Ticketcorner», welches derzeit etliche Anfragen für das System erhalte. Nicht aber vom BAG. Aktiv das System anderen wie dem Bund anbieten wolle man das eigene System nicht, erklärt der Verkaufschef bei SRF.
Auch aus Sicht des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Adrian Lobsiger wäre ein einheitliches System besser. «Je weniger Systeme genutzt werden, desto einfacher ist ihre Aufsicht», erklärt er.
Dennoch: Ein einheitliches Registrierungssystem, welches für die ganze Schweiz gilt, gibt es bis heute nicht.
In den kommenden Monaten gilt also weiterhin: Bei gedruckten Kontaktformularen schön schreiben nicht vergessen!