Coronavirus: Bund bestellt Hunderttausende Kinderimpfdosen zu viel
Die Nachfrage nach Kinderimpfungen gegen das Coronavirus ist minim. Deshalb prüft der Bund die Weitergabe von hunderttausenden Impfdosen an andere Länder.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Beginn des Jahres werden Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona geimpft.
- Nur rund sieben Prozent der Kinder dieser Altersklasse haben bisher eine Impfung erhalten.
- Nun prüft der Bund die Weitergabe von hunderttausenden Impfdosen an andere Länder.
Seit Anfang Jahr können Eltern ihre Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. Dies, nachdem der Impfstoff für diese Altersklasse im Dezember zugelassen wurde.
Gleich zu Beginn war das Interesse gross: In Zürich und Bern stürzten sich viele Eltern auf einen frühestmöglichen Termin. Jetzt, rund fünf Wochen nach dem Start der Kinderimpfungen, ist die Nachfrage deutlich eingebrochen.
Von Seiten des Verbands der Kinder- und Jugendärztinnen heisst es, dass «aktuell kaum noch eine Nachfrage nach neuen Kinder-Impfterminen besteht». Wer sein Kind impfen lassen wolle, habe das mit der Verfügbarkeit der Impfstoffe Anfangs Januar getan.
Coronavirus: Nur sieben Prozent der Kinder sind geimpft
Deshalb geht der Verband auch nicht von einer Zunahme des Interesses aus: «Die Nachfrage ist gering, jene nach neuen Impfterminen faktisch gleich null.» Momentan gebe es keine Hinweise darauf, dass sich das ändern sollte.
Doch Impfstoff hätte es eigentlich mehr als genug: «CH Media» berichtet, dass der Bund bisher 500'000 Kinderimpfdosen erhalten habe.
Davon wurde bisher nicht einmal ein Zehntel verimpft: Von den 600'000 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren sind lediglich 7,4 Prozent mindestens einmal geimpft. Das sind etwas mehr als 40'000 Kinder.
Bund prüft Weitergabe des Kinderimpfstoffes
Für den Bund heisst das also, dass er auf mehreren hunderttausend Kinderimpfdosen sitzen bleibt. Selbst wenn noch einige tausend Kinder geimpft werden sollten, dürften zahlreiche Dosen bis zum Ablaufdatum im Sommer 2022 nicht wegkommen.
Hat sich der Bund bei der möglichen Nachfrage also total verschätzt? Nein, man habe bloss sicherstellen wollen, dass allen Kindern dieser Altersklasse Zugang zu einer Impfung gegen das Coronavirus geschaffen wird, so das BAG.
Es sollen auch keine Impfdosen vernichtet werden müssen. Deshalb passe der Bund die Liefermengen laufend an. Zudem prüfen die Behörden eine «Weitergabe von Impfstoffen an andere Länder, sollten diese in der Schweiz nicht benötigt werden».
Hohe Fallzahlen und milde Verläufe Grund für tiefe Impfquote?
Grund für die tiefe Impfquote dürfte einerseits die bereits hohe Immunität der Kinder sein. In den letzten Wochen haben sich zahlreiche Schüler mit dem Coronavirus infiziert, die nun alle Antikörper aufweisen.
Einen weiteren Grund sieht das BAG bei den meist milden Verläufen und der tiefen Zahl der Hospitalisationen von Kindern: «Wir nehmen an, dass die tiefe Impfquote das geringe Kinder-Risiko für schwere Krankheitsverläufe spiegelt», sagt ein BAG-Sprecher zu «CH Media».