Coronavirus: Demonstrieren nach Lockerungen die Massnahmen-Fans?
Für die raschen Lockerungen der Regeln wegen des Coronavirus erntet der Bundesrat auch scharfe Kritik. Kommt es nun zur Radikalisierung der Massnahmen-Fans?
Das Wichtigste in Kürze
- Für die raschen Corona-Lockerungen erntet der Bundesrat auch Kritik.
- Auf Twitter kommt es zu radikalen Forderungen von Massnahmen-Befürwortern.
- Dennoch glaubt Soziologe Marko Kovic nicht, dass es zu Protesten kommen wird.
Der Bundesrat hat am Mittwoch fast alle Massnahmen gegen das Coronavirus aufgehoben: Das Zertifikat ist Geschichte und auch die Maske muss in den meisten Bereichen des öffentlichen Lebens nicht mehr getragen werden.
Nicht alle sind mit dem Vorgehen der Landesregierung einverstanden. In den sozialen Medien gibt es zahlreiche User, die sich um die Gesundheit der Bevölkerung sorgen. Sieben zivilgesellschaftliche Organisationen fordern in einer Mitteilung sogar die Einführung von FFP2-Masken.
Auch andere anonyme Nutzer wettern über die Lockerungen: Die Entscheide seien «eine Schande für das Land» und «die dümmsten eines Bundesrates in der Geschichte». Alain Berset sei «ein Verräter», er soll abtreten, wird mehrfach gefordert.
Experte glaubt nicht an Radikalisierung
Solch deutliche Kritik ist von den Massnahmen-Befürwortern nicht neu: Bereits Anfang Jahr machten einzelne Twitter-User mit knallharten Lockdown-Forderungen auf sich aufmerksam.
Trotz diesen extremen Meinungen glaubt der Zürcher Soziologe Marko Kovic nicht, dass es zu einer Radikalisierung führen könnte. «Lautstarken Unmut über die Corona-Politik von Bund und Kantonen gibt es seit Beginn der Pandemie», sagt er zu Nau.ch.
Kritik an zu schnellen Öffnungsschritten, ohne alle Risiken im Blick zu haben, sei ohnehin nicht mit Verschwörungs- und Hassideologien gleichzusetzen.
«Bei den Massnahmen-Gegnern war die Rede oft von ‹Diktatur›. Zudem gehörten Drohungen und Gewaltfantasien zur Tagesordnung.» Das sei bei jenen Personen, welche die Verlängerung der Massnahmen wünschen, nicht der Fall, erklärt Kovic.
Demos von Massnahmen-Fans wegen Coronavirus nicht «realistisch»
Deshalb glaubt der Verschwörungstheorie-Experte auch nicht, dass die Bundesrats-Kritiker wegen den raschen Lockerungen auf die Strasse gehen werden. «Wären solche Proteste realistisch, hätten wir sie bereits erlebt», meint Kovic.
Eine Demonstration ist aktuell auch für die Organisation «Corona-Mahnwache», die sich für strengere Massnahmen einsetzt, (noch) kein Thema. Zumindest heisst es in einem Tweet, dass man wegen der hohen Fallzahlen derzeit keinen Protest auf der Strasse verantworten könne.
Auf die Strasse protestieren zu gehen können wir derzeit nicht verantworten wegen der hohen Fallzahlen, doch einen Hashtag im Internet verbreiten können wir: #YesWeCare#CoronaInfoCH #Coronavirus #COVID19
— CoronaMahnwache (@CoronaMahnwache) February 16, 2022
Wie die Massnahmen-Befürworter reagieren, wenn die Fallzahlen des Coronavirus zurück gehen, ist unklar. Klar ist laut Kovic hingegen, dass die Regierung nie der gesamten Bevölkerung gerecht werden kann. Radikale Haltungen gäbe es definitionsgemäss immer und zu jedem Thema.