Coronavirus: Fitness-Center fallen Öffnungs-Regime zum Opfer
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will Innenräume mit langer Aufenthaltsdauer frühstens im April öffnen.
- Grosser Verlierer dieser Strategie sind neben der Gastronomie die Fitness-Center.
- Der Entscheid sei «der Todesstoss» für viele Betreiber, so der Fitness-Verband.
Keine Gnade für Restaurants: Obwohl die Branche im Vorfeld viel öffentlichen Druck auf die Regierung auszuüben versuchte, bleibt der Bundesrat hart. Gelockert wird ab 1. März nur bei Läden, Zoos und Museen.
Der Bund scheint sich nach einem Jahr Coronavirus relativ sicher zu sein, wer sich wo ansteckt. Denn geöffnet wird jetzt im gleichen Rhythmus, in dem geschlossen wurde. Dabei wurden offenbar vor allem Innenräume mit langer Aufenthaltsdauer als Pandemietreiber ausgemacht.
Fitness-Center enttäuscht
Grosse Verlierer dieser Taktik sind neben der Gastronomie die Fitness-Center: Weil Sport in Innenräumen frühestens ab dem 1. April wieder möglich sein soll, drohen die Gyms ihre umsatzstärkste Zeit zu verpassen. Zwischen Januar und April bescheren Neujahrsvorsätze sowie die Aussicht auf baldige Strandfotos den Fitness-Centern normalerweise einen wahren Kundenansturm.
«Es ist ein ganz schwarzer Tag für die KMU der Fitnessbranche», sagt Claude Ammann, Präsident des schweizerischen Fitness- und Gesundheitsverbandes. «Viele meiner Kollegen haben gehofft, dass sie ihre Fitness-Center demnächst wieder öffnen dürfen. Die Verlängerung des Lockdowns ist für viele der Todesstoss.»
Ammann ist enttäuscht, weil im Vorfeld eigentlich ein «sehr intensiver Austausch» mit Behörden wie Politik stattgefunden habe. Trotzdem verwechsele der Bundesrat jetzt die Fitness-Center mit den Billigketten oder grossen Anbietern, die auf unendliche finanzielle Reserven zurückgreifen können. «Unser Verband besteht aber aus KMU welche hart arbeitende Büezer sind, die sich ihr Geschäft über Jahre aufgebaut haben. Sie stehen nun vor dem Aus.»
Verband will sich wehren
Besonders störend sei auch, dass versprochene Hilfsgelder in gewissen Kantonen einfach nicht ausbezahlt würden, so Ammann. «Diese geben gar keine Rechtfertigung dafür ab, sie zahlen einfach nicht oder zu wenig. Ganz nach dem Motto ‹friss oder stirb›.»
Er wünscht sich, dass der Bund zukünftig die Hilfsgelder selber an die Unternehmen auszahlt. «So würde es auch eine gleichberechtigte Behandlung für die Geschäfte der einzelnen Kantone geben», ist er überzeugt. In einem Brief an Alain Berset bittet der Verband ausserdem darum, Fitness-Center als systemrelevant einzustufen.
Doch damit nicht genug, der Verband plant gar eine Schadensersatzklage gegen den Bund. Die Hürden seien aber «hoch», besonders die finanziellen. Das Geld dafür soll via Crowdfunding zusammenkommen.
«Wir haben auch sehr viele kleinere Beträge von Mitarbeitern und Mitgliedern der Fitness-Center erhalten. Das zeigt uns auf, dass wir nicht die einzigen sind, die so denken», gibt sich Ammann hoffnungsvoll.
Coronavirus: Berliner Studie als Ausgangspunkt für Bundesrat?
Gegenwind bekommt Ammann von einer Berliner Studie. Die jetzt vom Bundesrat vorgeschlagenen Lockerungen decken sich mit den Ergebnissen der Untersuchung, die letztes Wochenende durch die Medien ging. Sie bescheinigt Kulturstätten und Einkaufsläden nur ein geringes Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus via Aerosol-Partikel.
Anders sieht es bei Restaurants und eben Fitness-Center aus. Restaurants mit 50 Prozent Belegung wird ein doppelt so hohes Ansteckungsrisiko wie einem Einkaufsladen zugeordnet. Fitnessstudios mit halber Kundenanzahl sollen gar auf Faktor 3,4 kommen.
Fast gar nicht thematisiert wurde gestern dafür ein anderer viel besuchter Innenraum: Die Schulen. Das ist insofern überraschend, als dass die Studie besonders den weiterführenden Schulen ein hohes Ansteckungsrisiko bescheinigt. Selbst bei halber Belegung und Maskenpflicht soll das Risiko immer noch fast drei Mal höher sein, als in einem Einkaufsladen.