Coronavirus: Swissmedic lässt Boosterimpfungen gegen Covid-19 zu

Die Booster-Impfung ist nun für alle Personen ab 65 Jahren zugelassen und wird vom BAG empfohlen. Die Experten des Bundes informierten am Dienstag aus Bern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Experten des Bundes informieren heute über die neusten Corona-Entwicklungen.
  • Swissmedic hat bekannt gegeben, dass die Auffrischungsimpfungen freigegeben werden.

Nun ist der Weg für Booster-Impfungen gegen Covid-19 auch in der Schweiz frei: Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat am Dienstag grünes Licht gegeben für Auffrischimpfungen der beiden Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna.

Die Experten des Bundes haben am wöchentlichen Point de Presse über die neuesten Entwicklungen rund um das Coronavirus informiert, insbesondere zur Booster-Impfung. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen:

Swissmedic
Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung, Swissmedic, spricht über die Zulassung der Booster-Impfung. - Keystone

- Swissmedic genehmigt die dritte Impfung nun «für besonders gefährdete Personen» und «für Menschen mit geschwächtem Immunsystem». Beim mRNA-Impfstoff von Moderna erhalten Betroffene demnach nur eine halbe Dosis, bei jenem von Pfizer/Biontech eine ganze Dosis.

- Das Bundesamt für Gesundheit BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) haben ebenfalls bereits reagiert. Sie empfehlen nun Personen über 65 Jahren eine Auffrischimpfung. Die Empfehlung gelte ganz besonders für Bewohnerinnen und Bewohner in Alters- und-Pflegeheimen und für ältere Personen mit schweren Grunderkrankungen, so EKIF-Präsident Christoph Berger. Die dritte Dosis soll vom gleichen Hersteller stammen wie die ersten Impfdosen.

Coronavirus
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, am Point de Presse am 26. Oktober 2021, in Bern. - keystone

- Die detaillierten Impfempfehlungen werden in den kommenden Tagen publiziert. Alle berechtigten Personen können sich demnach ab Anfang November zur Auffrischimpfung anmelden. Die ersten Impfungen sollen ab Mitte November verabreicht werden.

- Für die breite Bevölkerung sei eine Auffrischimpfung aufgrund der aktuellen Datenlage derzeit nicht zu empfehlen, so Berger. Die verfügbaren wissenschaftlichen Daten zeigten, dass geimpfte Personen sehr gut vor einer schweren Covid-19 Erkrankung geschützt seien. Der Impfschutz betrage nach einer vollständigen Impfung weiterhin über 90 Prozent. Wer sich trotz Impfung anstecke, habe meist keine oder nur milde Symptome und erkranke selten schwer. Wenn sich auch unter 65-jährige Personen ein drittes Mal impfen lassen möchten, sei das im Einzelfall jedoch möglich.

Hier finden Sie das Protokoll zur Medienkonferenz

15.15: In der Schweiz wird ein analoges Impfschema empfohlen, also den gleichen Impfstoff für die Booster-Impfung wie bei den zwei ersten Dosen. Für dieses Vorgehen habe man Daten der Hersteller, so Berger. Daher sei es auch zugelassen.

Für eine Kombination der Impfstoffe liegen in der Schweiz keine Daten vor. «Man kann es aber machen, wenn man unbedingt will.» Wir wollen die Kombination nicht unterbinden.

15.11: Nachfrage: Warum dauert die Freischaltung dann so lange? Die IT-Tools müssen auf die Empfehlung angepasst werden, die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Die Umsetzung obliege den Kantonen gemäss Epidemiengesetz. Also könne der Bund nicht vorschreiben, wann diese beginnen. Aber man gehe davon aus, dass die Kantone Mitte November loslegten.

15.10: Ab dem 4. November sind die Anmeldetools des Bundes bereit, ab wann sie aktiv seien, könnten die Kantone entscheiden.

15.06: Muss ein Arzt eine Impfung verabreichen, wenn ein 50-Jähriger eine Booster-Impfung will? Berger erklärt, die Impfkommission mache nur Empfehlungen, die Entscheidung selbst müsse zwischen Arzt und Patient gefällt werden.

15.03: Die Erfassung der Impfdurchbrüche habe man reduziert, weil das BAG wusste, dass man die Situation massiv unterschätze. Viele Personen sind erkrankt, ohne dass sie Symptome entwickelten. So habe man mit dem System nicht die vollständigen Daten erhoben, zu wie vielen Impfdurchbrüchen es tatsächlich gekommen ist.

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Andreas Gassen, KBV-Chef, plädiert für eine Booster-Impfung. - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER

14.59: Die Beurteilungen der Swissmedic und der EKIF sind nicht gleich, da sie nicht die gleichen Rollen erfüllen, erklärt Berger. Dass die Positionen nicht deckungsgleich sind, sei nicht ungewöhnlich, doppelt Bolte nach.

14.57: Die Auswirkungen der dritten Dosis wird erheblich überschätzt, stellt anschliessend Claus Bolte klar.

14.55: Die erste und zweite Impfung sei der richtige Game-Changer, so Mathys. Die Auffrischimpfung verbessere nur den persönlichen Schutz, verändere aber den Pandemie-Verlauf nicht entscheidend.

14.52: Die Impf-Booster werden nicht während der nationalen Impfwoche anlaufen, da die Kantone noch Anlaufzeit brauchen. Ausserdem liege der Fokus auf den Personen, die noch nicht geimpft wurden.

14.51: Die Empfehlung gilt für alle Personen über 65 Jahren, stellt Berger auf Nachfrage klar.

14.50: Die ersten Zertifikate laufen im Januar aus, das sei richtig, so Mathys. Ob die Gültigkeit bei 12 Monaten bleiben werden, werde sich zeigen. «Es gibt gute Hinweise, dass ein Schutz auch über 12 Monate möglich wäre.» Die Daten dazu gebe es noch nicht, da noch nicht viele Menschen seit länger als einem Jahr geimpft seien.

14.48: Was bedeutet die Booster-Impfung für das Zertifikat? Mathys erklärt, dieses werde nicht verlängert dadurch.

14.43: Claus Bolte hebt erneut hervor, dass die Unabhängigkeit der Swissmedic ein Privileg der Schweiz sei. Berger erklärt, weshalb es keine Off-Label-Empfehlung der EKIF gegeben habe bisher. Die jetzige Lösung habe den Vorteil einer getrennten und zweimaligen Beurteilung durch BAG/EKIF auf einer Seite und Swissmedic auf der anderen.

14.40: Im Einzelfall könne man auch von der Empfehlung abweichen. Ärzte können auch Off-Label eine Impfung verabreichen. «Solange sie die Sorgfaltspflicht nicht verletzen, ist das auch versicherungstechnisch kein Problem», so Berger.

14.38: Die Impfstoffe sind ab 12 zugelassen, empfohlen aber erst ab 65 Jahren. Für die jüngere Bevölkerung gebe es keine Nachweise, dass der Schutz abgenommen habe. Falls dies komme, werde die Empfehlung angepasst.

14.32: Es beginnt die Fragerunde. Der Entscheid sei nicht leicht gefallen, die Daten widersprüchlich, weshalb kam trotzdem die Zulassung? Claus Bolte sagt, man könne die Entscheidung gut rechtfertigen. Die Daten gelte es abzuwägen bezüglich Nutzen und Risiko, und gewisse Personengruppen können von der Booster-Impfung profitieren. Es seien aber nicht alle diese Gruppen einzeln untersucht worden.

14.25: Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, stellt die Grundsätze der Impfempfehlungen vor. Diese werden in rund zwei Wochen detailliert vorliegen. Im Laufe der zweiten Hälfte im November werde man voraussichtlich die ersten Booster-Impfungen verabreichen können.

«Gemäss aktueller Evidenz gibt es keine Hinweise für eine Abnahme der Schutzwirkung für doppelt geimpfte Personen in der allgemeinen Bevölkerung.» Dies zeigten Studien aus der Schweiz und aus dem Ausland.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF. - keystone

Einzelne Studien wiesen aber darauf hin, dass eine Abnahme des Schutzes vor einem schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung von maximal rund 10 Prozent bei älteren Personen stattfinde.

Das Gesundheitspersonal sei derzeit gut geschützt und deshalb sei die Auffrischimpfung derzeit nicht empfohlen. Berger verweist auch auf die Bedenken skandinavischer Länder in Bezug auf Herzmuskelentzündungen, insbesondere bei jungen Personen.

14.17: Nun spricht Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung der Swissmedic, über die Booster-Impfung.

Bei immunsupprimierten Menschen sei der Swissmedic die Entscheidung leicht gefallen. Es sei klar, dass diese durch die Impfung besser geschützt seien. «Daher sprechen wir von einer notwendigen dritten Impfung, nicht von einer Booster- oder Affrischungsimpfung.»

Die zweite Entscheidung allerdings sei schwierig zu fällen gewesen. «Es gibt nur eine recht dünne, zum Teil durchmischte Evidenzgrundlage.» Dies betreffe den Rest der Bevölkerung mit relevanten Vorerkrankungen. Diese können ohne Alterseinschränkungen eine Booster-Impfung erhalten.

Die Situation in der Schweiz könne nicht mit anderen Ländern gleichgestellt werden, die Zulassungsentscheide könnten also nicht einfach übernommen werden. Kulturelle Faktoren, die Gesundheitsversorgung und der politische Kontext spiele auch eine Rolle. «Wir in der Schweiz dürfen stolz darauf sein, dass wir rein wissenschaftlich völlig unabhängig und eigenständig entscheiden können.»

14.09: Nun spricht Tanja Stadler, Präsidentin der Task Force. «Aktuell wird die Verdoppelung der Fallzahlen alle zwei Wochen erwartet», sagt sie in Bezug auf den R-Wert.

Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes sieht in der Impfung den einzig gangbaren Ausweg aus der Pandemie. Sie erneute ihren Appell, den Fokus darauf zu legen, die Impfquote im Land zu steigern. Wer keine neuen einschränkenden Massnahmen und auch keine Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung in Kauf nehmen wolle, der solle sich unbedingt dafür engagieren, dass die Impfquote steige.

«Rund 1,6 Millionen Menschen sind in der Schweiz noch nicht immunisiert.» Davon würden sich rund 15'000 bis 30'000 Personen hospitalisiert werden, falls sie sich nicht impfen liessen. Durch eine hohe Welle würde also die Qualität der Gesundheitsversorgung leiden.

Tanja Stadler Coronavirus omikron
Tanja Stadler, Präsidentin der Nationalen Covid-19 Science Task Force, sagte am Samstag: «Omikron wird schon in diesen Tagen landesweit die dominante Variante.» - Keystone

Aus wissenschaftlicher Sicht sei die Impfung das beste Mittel, um unsere Situation nachhaltig zu verbessern.

Die Schutzwirkung der Impfung nehme bei der älteren Menschen laufend ab. Dies zeigten auch Daten aus der Schweiz. Doch die Impfung verhindere dennoch weiterhin acht von zehn Hospitalisierungen.

Die Variante «Delta-Plus» scheine ansteckender zu sein, als die bisherigen Varianten. Doch es gebe keine Anzeichen dafür, dass sie zu schwereren Verläufen führe oder die Impfung umgehen könne.

14.00: Patrick Mathys beginnt wie üblich mit der Einführung zur aktuellen Covid-Situation. «Wie erwartet nehmen die täglichen Infektionen zu.» Die Inzidenz sei über die Kantone weiterhin sehr unterschiedlich. In der Zentral- und Ostschweiz bleibe das Infektionsgeschehen am höchsten.

Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG, äussert sich an einem Point de Presse zur Covid 19 Situation, am 12. Oktober 2021, in Bern. - Keystone

«Bei den Hospitalisationen ist kaum mehr von einer Abnahme zu reden», so Mathys. Auch bei den Covid-Patienten, die eine Behandlung auf der Intensivstation benötigen, sei nur eine ganz leichte Abnahme zu verzeichnen.

Coronavirus
Entwicklung des Trends der Fallzahlen über die letzten vier Wochen. - BAG

Bei den Todeszahlen habe sich nichts verändert mit rund drei bis vier Corona-Toten pro Tag.

«Es muss davon ausgegangen werden, dass die Übertragungen des Coronavirus in der Schweiz weiter zunehmen werden», so der Ausblick von Mathys. Durch die tiefen Temperaturen werden die Fälle höchstwahrscheinlich noch weiter zunehmen.

Folgende Fachleute nahmen teil:

- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung, Swissmedic

- Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

- Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force

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