Coronavirus: Kosmetikerin zeigt ihren neuen Alltag
Seit Montag dürfen Coiffeusen, Physiotherapeuten und Kosmetikerinnen wieder Kunden empfangen. Die Reportage aus Bern.
Das Wichtigste in Kürze
- Als erste Etappe der Exit-Strategie haben seit Montag Kosmetikerinnen wieder geöffnet.
- Ohne Schutzkonzept geht allerdings nichts.
- Das Beispiel von Aurora Cosmetics in Bern zeigt, an was alles gedacht werden muss.
Es sei für sie wie Geburtstag und Weihnachten zusammen, sagt Aurora Cirasa. Die 30-Jährige führt in der Berner Altstadt das Kosmetikstudio Aurora Cosmetics. Am Montag konnte sie nach sechs Wochen erstmals wieder Kunden begrüssen. «Ich habe mich mega gefreut, denn ich liebe meine Kunden und meinen Beruf.»
Doch der Betrieb ist auch mit einer ganzen Reihe zusätzlicher Massnahmen verbunden. Es geht um die Vermeidung des Worst Case: einer Infektion des Coronavirus. «Gleich beim Eintreten in mein Studio bitte ich die Kunden, sich die Hände zu waschen.» Anschliessend folgen das Desinfizieren der Hände und das Anziehen einer Gesichtsmaske.
Dann befragt Cirasa die Kunden nach Ihrem Wohlbefinden. «Eine kurze Anamnese», nennt sie es. Tee oder Wasser gibt es nur im mitgebrachten Mehrwegbecher. Bücher lesen, um die Wartezeit bis zur Behandlung zu verkürzen, ist tabu.
FFP-Maske, Face Protector, Handschuhe
Während der Behandlung trägt die Kosmetikerin Handschuhe. Nach jedem Kunden werden sie ausgewechselt. Eine Rückenmassage mit Handschuhen sei schon speziell. «Die Kunden sagen mir jedoch, dass sie den Unterschied gar nicht spüren.»
Die Gesichtsmaske – eine sogenannte FFP-Maske der höchsten Schutzklasse – legt Cirasa den ganzen Tag über nie ab. Je nach Behandlung kommt ein zusätzlicher Face Protector hinzu. Kann man so überhaupt noch arbeiten? «Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das wird auch hier so sein», sagt die Geschäftsinhaberin.
Ist die Behandlung einmal vorbei, gehen die Spezialmassnahmen aufgrund des Coronavirus weiter. Cirasa rechnet zwischen den Kunden eine Viertelstunde Extrazeit ein, um Räume zu neutralisieren und Instrumente zu reinigen. Pro Tag gehen so rund zwei bis drei Stunden flöten. Ein beachtlicher Betrag, der in der Kasse fehlt.
Berührende Solidarität
Apropos Kasse: In der Woche vor der Wiedereröffnung sei die staatliche Unterstützung eingetroffen. Doch: «Der Betrag reicht nicht einmal für eine Monatsmiete.» Rund zwei Drittel davon seien gleich wieder für die ganzen Zusatzmassnahmen wegen des Coronavirus drauf gegangen. «Trotzdem bin ich sehr froh über die Hilfe des Bundes», sagt Cirasa.
Sie sei in den Wochen der Schliessung nicht auf der faulen Haut herumgelegen, sondern habe sich um ihre Kundschaft gekümmert. Was zurück kam, hat die Erwartungen der Selbstständigen übertroffen. «Viele sagten mir schlicht: ‹Gib mir einfach deine Kontonummer, wir überweisen dir etwas›.» Ohne diese überwältigende Solidarität hätte sie es nicht über die Runden geschafft.
Nebst der Dankbarkeit bleibt in Zeiten des Coronavirus dasselbe, wie beim Verabschieden im Studio: ein «virtual hug» – eine virtuelle Umarmung.