Coronavirus live: Tausende Deutsche bei Demos gegen Corona-Regeln

In der Schweiz sind 1532 Personen in Folge des Coronavirus gestorben, 30'251 sind infiziert. Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen.

Hände waschen seife
Hände waschen und zwei Meter Abstand bei Gesprächen. Diese Massnahmen seien unverändert nötig, um das Coronavirus in Schach zu halten, ist der Leiter der Covid-19-Taskforce, Matthias Egger, überzeugt. Er beobachte, dass sich nicht mehr alle daran hielten. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • 30'251 Personen wurden bisher in der Schweiz positiv getestet, 1532 sind verstorben.
  • Neueste Zahlen vom 9. Mai: +44 Infizierte +8 Tote innerhalb von 6 Stunden.
  • Hier im Ticker finden Sie alle nationalen und internationalen News zum Coronavirus.

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20.55: Angesichts der anhaltenden Ausbreitung der Corona-Pandemie hat das brasilianische Parlament eine dreitägige Staatstrauer für die Opfer des Coronavirus angeordnet. Vor dem Kongress in der Hauptstadt Brasília wurde am Samstag die Nationalflagge auf halbmast gesetzt. Während der Trauerzeit sind öffentliche Feiern untersagt.

Über 10'000 Todesopfer in Brasilien

Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 war zuletzt auf über 10'000 gestiegen. Damit liegt das grösste Land Lateinamerikas weltweit an sechster Stelle. Bislang haben sich in Brasilien 148'670 Menschen nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.

Die Gouverneure einiger Bundesstaaten verhängten zuletzt strenge Ausgangsbeschränkungen verhängten. Die Regierung des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro lehnt hingegen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ab. Sie fordert deshalb eine rasche Rückkehr zur Normalität.

18.45: In Deutschland haben am Samstag Tausende Menschen gegen die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie demonstriert. Einer der Schwerpunkte war Stuttgart. Auch in Berlin, München und Frankfurt gab es Proteste.

Initiative «Querdenker» steht hinter Protesten

In Stuttgart waren auf dem Cannstatter Wasen mehrere Tausend Menschen unterwegs. Die Schutzmassnahmen seien meist eingehalten worden. Die Behörden hatten maximal 10'000 Teilnehmer erlaubt.

Hinter dem Protest steht eine Initiative namens «Querdenken». Kritiker befürchten eine Vereinnahmung durch Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten.

Coronavirus - Stuttgart
Eine Frau hält während einer Protestkundgebung der Initiative «Querdenken 711» ein Schild mit der Aufschrift «Viren bringen keine Krankheit! Im kranken Immunsystem fühlen sich Viren wohl!» hoch. Foto: Sebastian Gollnow - DPA

In Berlin nahm die Polizei wegen Nichteinhaltung von Regeln vor dem Reichstagsgebäude etwa 30 Menschen fest. Dabei sei es vor allem um die Feststellung der Personalien gegangen, sagte ein Sprecher. Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am Alexanderplatz zu einer nicht angemeldeten Zusammenkunft. In Berlin sind aktuell nur Versammlungen mit bis zu 50 Teilnehmern an einem festen Ort erlaubt.

Auf dem Münchner Marienplatz demonstrierten etwa 3000 Menschen gegen zu strikte Infektionsschutzbestimmungen. Die Demonstration sei angemeldet gewesen, allerdings nur für 80 Teilnehmer, sagte ein Polizeisprecher. Aus «Gründen der Verhältnismässigkeit» habe man die Demonstration laufen lassen. Alle hätten sich friedlich verhalten.

13.45: Die Schweiz wird diesen Sommer keine Herdenimmunität gegen das Coronavirus erreichen. Das glaubt der Freiburger Epidemiologe Arnaud Chiolero. Das Virus sei in der Bevölkerung aufgrund der Hygienemassnahmen nur wenig verbreitet.

Nur rund 10 Prozent der Genfer Bevölkerung war bisher Covid-19 ausgesetzt. Dies zeigten am Freitag veröffentlichte Ergebnisse der ersten Phase der Corona-Immunitas-Studie. «Diese Rate ist niedrig.» Aber sie steht «im Einklang mit anderen Studien, die auf der ganzen Welt durchgeführt wurden», so Chiolero gegenüber «La Liberté».

50 bis 60 Prozent müssten mit Coronavirus infiziert sein

Der Forscher wird die Freiburger Sektion der Studie Corona Immunitas leiten. Diese wurde von der Schweizerischen Hochschule für Gesundheit (SSPH+) lanciert. «Es ist sicherlich ein Zeichen dafür, dass die Massnahmen des 'Social Distancing' gewirkt haben», sagte er weiter.

Man gehe aber davon aus, dass die Rate nicht genüge, um ein Wiederaufflammen der Epidemie zu verhindern.

Coronavirus
Aufkleber des Bundesamtes für Gesundheit zur Einhaltung des Social Distancing. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

So wird laut Chiolero im Sommer wahrscheinlich eine Herdenimmunität nicht erreicht. Dafür müssten 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung dem Virus bereits ausgesetzt gewesen sein und Antikörper entwickelt haben.

Der Professor für öffentliche Gesundheit an der Universität Freiburg ruft zur Vorsicht auf, was die Vorhersagen betrifft. Alle Anzeichen deuteten jedoch darauf hin, dass «das Virus wieder ausbrechen kann». Sie hätten wir bereits in einigen Ländern sehen können, «die die Einschränkungen bereits gelockert haben».

Coronavirus: Die Frage nach der Immunität bleibt (noch) offen

Offen bleibe die Frage, ob eine Kontaminierung mit Covid-19 einen Menschen dauerhaft immun gegen das Virus mache. Es sei wahrscheinlich, dass das Immunsystem, nachdem es dem Virus ausgesetzt war, einen gewissen Schutz biete. Aber Grad und Dauer dieses Schutzes seien ungewiss, sagte Chiolero weiter.

Studien zu diesem Thema sind im Gange, insbesondere an der Universität Lausanne, die auch an der Corona-Immunitas-Studie beteiligt ist.

12.38: Italiens Regierung will in Kürze ein neues Hilfspaket in Höhe von rund 55 Milliarden Euro vorstellen. Damit sollen die Folgen der Corona-Pandemie abgefedert werden.

Offenbar feilte das Kabinett von Ministerpräsident Giuseppe Conte am Wochenende an Details. Geplant seien Stützungsmassnahmen für angeschlagene Wirtschaftszweige wie Tourismus, Landwirtschaft und Kultur.

Dazu kämen Gelder für Kurzarbeit und Familien, etwa Zuschüsse für Babysitter. Auch das Gesundheitssystem soll gestärkt werden. Nach Angaben der Zeitung «Corriere della Sera» umfasste der Entwurf der Ministerien mehr als 760 Seiten. Wegen des Umfangs dürfte sich die Vorstellung bis Anfang der Woche verzögern, schrieb die Zeitung am Samstag.

11.19: In der Schweiz und in Liechtenstein haben sich innerhalb eines Tages 44 Personen neu mit dem Coronavirus angesteckt. Dies ist etwas weniger als am Vortag (81 Neuinfizierte).

Insgesamt gab es nach Angaben des BAG vom Samstag 30'251 laborbestätigte Fälle. Die Anzahl Todesfälle stieg um sechs auf 1532.

10.13: Die Arbeitslosen-Quote stieg in der Schweiz im April deutlich an auf 3,3 Prozent. Nun warnt Bildungsökonom Stefan Wolter vor einem extremen Anstieg in der Jugend.

Langfristig hätten zudem im Bildungssystem Lohnforderungen des Personals oder höhere Forschungsetats wohl keine Chancen mehr.

«Wir werden im Sommer ein extrem stärkeres Anschwellen der Jugendarbeitslosigkeit erleben», erklärte Wolter in den Tamedia-Zeitungen. Die Stellensituation für Schul- und Lehrabgänger werde zu einer wahren Herausforderung.

Zehn Jahre Nachteile wegen Coronavirus

Analog zu früheren Krisen werde man den Lehrbetrieben empfehlen, ihren ehemaligen Lehrling länger zu beschäftigen. In vielen Fällen werde dies aber nicht möglich sein, weil bereits der Lehrvertrag für den nächsten unterschrieben sei. Viele Lehrbetrieb kämpften zudem ums Überleben.

Coronavirus
Der Bildungsökonom Stefan Wolter. - keystone

Untersuchungen zeigten, dass jene, die in einer Rezession in den Arbeitsmarkt eintreten, bis zu zehn Jahre Nachteile mit sich schleppten. Dies in Form tieferer Löhne oder Arbeitslosigkeit. Das gilt laut Wolter auch für Akademiker. Diese könnten zwar ihre Studienzeit verlängern, was aber ebenfalls seinen Preise habe.

Der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF), warnte auch vor den langen Bremsspuren der Corona-Krise. «Lohnforderungen des Personals oder höhere Forschungsetats haben auf lange Sicht hinaus wohl keine Chancen mehr», sagte Wolter.

09.18: Mehr als 5000 Menschen haben am Freitagabend in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana gegen die Einschränkung von Bürgerrechten demonstriert. Kleinere Kundgebungen fanden auch in anderen Städten wie Maribor, Celje und Koper statt, berichtete die Nachrichtenagentur STA. In Ljubljana zogen die Demonstranten auf Fahrrädern vor das Parlament, um mit Klingeln und Kuhglocken ihrem Protest Ausdruck zu geben.

Coronavirus Slowenien
Tausende Slowenen demonstrierten gegen die Einschränkung der Rechte infolge der Corona-Pandemie. - keystone

In Slowenien gelten wegen der Pandemie des Coronavirus seit März Ausgangsbeschränkungen, die zuletzt stufenweise gelockert wurden. Weiterhin gilt ein Versammlungs- und Demonstrationsverbot. Der Protest am Freitag richtete sich auch gegen mutmassliche Korruption im Umfeld des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Janez Jansa.

07.22: Angesichts der gelockerten Kontaktbeschränkungen sind Besuche von Kindern bei Oma und Opa Altersmedizinern zufolge unproblematisch. Jedenfalls unter bestimmten Bedingungen, sagt Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie.

Wegen Coronavirus: «Lassen Sie es langsam angehen»

Der Besuch von Enkelkindern bei Grosseltern sei trotz dem Coroanvirus «sicher kein Problem». Wenn dies «für eine beschränkte Zeit, ohne körperlichen Kontakt und unter Einhaltung der nun allen bekannten Hygieneregeln» passiere.

Er sagt aber auch: «Wir wissen alle, wie sehr Familien, und besonders Grosseltern, darunter leiden, sich einander nicht treffen zu können. Aber lassen Sie es langsam angehen. Damit wir nicht Gefahr laufen, dass Beschränkungen wieder eingeführt werden müssen.»

06.03: Das Jahr 2020 dürfte für den Schweizer Tourismus nach Ansicht von Martin Nydegger, Direktor des Tourismus-Dachverbandes, schrecklich werden. Eine Welle von Konkursen aufgrund des Coronavirus dürfte unabwendbar sein.

Schweiz Tourismus habe diverse Umfragen gemacht, sagte Nydegger in einem Interview mit den Zeitungen der CH Media. Von rund 4000 Betrieben hätten 23 Prozent angegeben, dass sie nicht unbeschadet aus der Coronakrise herauskommen würden.

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Martin Nydegger, Chef von Schweiz Tourismus. (Archiv) - Keystone

Es werde noch lange dauern, bis die Buchungszahlen von 2019 wieder erreicht würden. «Ich befürchte eher fünf als drei Jahre. Der Einschnitt ist so tief», sagte Nydegger weiter.

Der Effekt sei immer der gleiche. Runter gehe es schnell und steil, hinauf aber langsam.

Kapazitäten wegen Coronavirus reduziert

Am schnellsten werde das Niveau von vor der Krise in den Bergen erreicht werden. Dann folgten die Städte. Und sehr lange werde es im Geschäftstourismus gehen.

Die Prognosen für den Sommer seien intakt. Die Branche hoffe, dass die Gäste Vertrauen hätten.

Allerdings seien die Kapazitäten reduziert. Die Restaurants, Hotels und Bergbahnen könnten nur die Hälfte ihrer Kapazität anbieten. Die Gäste wären daher gut beraten, in den Restaurants, Hotels, Bahnen oder Museen zu reservieren. Nydegger erwartet nicht, dass es zu einer Rabattschlacht kommt.

06.00: Die Kantone sind laut Bundesrat Alain Berset in der Pflicht, sich bei der Nachverfolgung von Infektionsketten (Contact Tracing) zu engagieren. Laut Epidemiengesetz liege das Contact Tracing in der Verantwortung der Kantone.

Die Kantone seien daran, die Nachverfolgung aufzubauen, sagte Berset in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Es bestehe sonst das Risiko, dass die Schweiz die Kontrolle über die Infektionsketten verliere. Das müsse verhindert werden.

Coronavirus
...und auf die Politik. Hier abgebildet: Gesundheitsminister Alain Berset. - Keystone

Derzeit einfacher auf Coronavirus zu testen

Die Kantone hätten beim Aufbau des Contact Tracing aber auch noch ein wenig Zeit. Jetzt im Frühsommer hätten nur wenig Leute Erkältungssymptome durch andere Erkrankungen als dem Coronavirus. So könne man Personen mit Symptomen derzeit leicht erkennen und testen.

Derzeit sei mit den tiefen Zahlen neu infizierter Personen das Contact Tracing absolut machbar, so Berset weiter. Die Frage sei aber, was später nach den Lockerungen passiere; und was im Herbst, wenn eine zweite Welle drohe. Darauf müssten die Kantone sich jetzt vorbereiten - namentlich beim Contact Tracing.

02.44: Ab kommender Woche gibt es zahlreichen Lockerungen der Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Doch der Leiter der Covid-19-Taskforce, Matthias Egger, beobachtet dies mit einer gewissen Sorge. Er befürchte, dass sich einige Leute nicht an die nach wie vor gültigen Regeln hielten.

Es bestehe das Risiko, dass es wieder mehr Coronavirus-Fälle gebe. Dies sagte Egger in einem Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Freitagabend.

matthias egger coronavirus
Matthias Egger, Präsident der wissenschaftlichen Task-Force des Bundesrats im Kampf gegen das Coronavirus. - Keystone

Die Bevölkerung habe es selbst in der Hand, eine zweite Welle von Ansteckungen zu verhindern.

Coronavirus ist noch nicht vorbei

Egger rief die Bevölkerung dazu auf, sich weiter an die Distanz- und die Hygiene-Regeln zu halten. Als Bürger rufe er den Menschen zu: «Haltet Euch an die Regeln. Es ist noch nicht vorbei.»

Neben diesen Regeln seien auch Massnahmen im Gesundheitssystem sehr wichtig: das Contact Tracing, vermehrte Tests und die neue App. Je früher diese App komme, umso besser. Geplant ist die flächendeckende Einführung der App frühestens im Juni.

00.21: Die rasche Rückkehr zur Normalität ist laut Bundesrat Ignazio Cassis oberstes Ziel der Landesregierung. Es müsse jedoch sichergestellt sein, dass die Kurve der neu infizierten Personen nicht wieder steige. Und auch, dass die Wirtschaft nicht noch grösseren Schaden nehme.

Die wichtigste Lockerung ab kommender Woche sei für ihn, dass die Menschen wieder eine räumliche und zeitliche Struktur bekämen. Dies sagte Cassis in einem Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten» (Samstagausgabe).

Ignazio cassis
Bundesrat Ignazio Cassis wird von Medienleuten interviewt. - Nau

Die letzten Wochen seien von grosser Ungewissheit geprägt gewesen. Das sei auf die Dauer schwierig zu ertragen.

Krise wegen Coronavirus werde Spuren hinterlassen

Bei der Öffnung der Grenzen mit den Nachbarländern werde eine gewisse Normalität bald kommen, so der Aussenminister. Da sei er optimistisch. «Ich bin überzeugt, dass wir uns in naher Zukunft wieder so frei bewegen können wie früher», sagte Cassis weiter.

Die Coronakrise werde jedoch Spuren hinterlassen. Der Welthandel werde sich verändern. Die Krise habe global riesige Abhängigkeiten offengelegt. Die Krise sei noch nicht zu Ende und das Virus noch nicht besiegt.

Trotz schrittweiser Öffnung lebe die Schweiz noch immer unter Notrecht und die Grundrechte seien eingeschränkt.

Den Bundesrat habe die Krise noch mehr geeint. «Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir uns im Bundesrat immer einigen konnten. Auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung waren», so Cassis.

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