Coronavirus: Mit Maske müssen wir lauter sprechen
Mit der wieder eingeführten Maskenpflicht wegen des Coronavirus fällt schnell auf: Die Maske dämpft den Schall. Ein Experte erklärt, wie uns das beeinflusst.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Montag gilt wegen des Coronavirus wieder die ausgeweitete Maskenpflicht.
- Jetzt merken wir wieder, wie sehr diese unsere Kommunikation beeinträchtigt.
- Ein Experte erklärt wieso, und wie es gelingt, sich trotz Maske verständlich zu machen.
«Was?» – «Wie bitte?» Das hört man wohl jetzt in vielen Schweizer Büros wieder öfter – auch an den Redaktionssitzungen von Nau.ch.
Die vielerorts wiedereingeführte Maskenpflicht erschwert nämlich schon rein akustisch die Kommunikation.
Das bewiesen Studien bereits im August 2020, nachdem schon in den ersten Monaten der Pandemie dazu geforscht wurde. So zeigte eine Untersuchung des Amerikaners Ryan M. Corey, dass Einweg- und Baumwollmasken die Lautstärke um bis zu drei Dezibel dämpfen. Bei FFP2-Masken sind es bei gewissen Frequenzen sogar fünf Dezibel.
«Betroffen sind vor allem hochfrequente Signale, die etwa bei der Unterscheidung von ‹s› und ‹sch› helfen», sagt René Bürgin. Der Akustiker und Präsident des Schweizerischen Fachverbandes der Hörgeräteakustik erklärt ausserdem: «Das sind die Laute, mit denen Schwerhörige sowieso schon am meisten Schwierigkeiten haben.»
Masken schützen vor Coronavirus, aber blockieren Lippenlesen
Ein fast noch grösseres Problem als die Akustik sei jedoch, dass die Maske den Mund des Sprechenden verdeckt. «Wir alle lesen unbewusst Lippen», verrät Bürgin. Seit Beginn der Corona-Pandemie kämen immer wieder Personen zum Hörtest, die sich eigentlich nicht als Kandidaten für Hörgeräte sähen. «Jetzt, da sie sich nicht mehr mit Lippenlesen behelfen können, müssen sie sich damit auseinandersetzen», vermutet der Akustiker.
Für Personen, die eigentlich gut hören, kann die gedämpfte Akustik durch die Maske dennoch anstrengend sein. Bürgin erklärt: «Man muss sich viel mehr konzentrieren, um alles zu verstehen. Und über die Zeit lässt die Konzentration nach.»
Sobald man weniger als 50 Prozent des Gesagten verstehe, würde man sich innerlich aus dem Gespräch ausklinken. Besonders schwierig ist das wohl bei Sitzungen und Meetings im Büro, wo man sich auch noch aktiv beteiligen sollte.
Zwei Lösungen für Verständnisprobleme bei Meetings
Hier gibt es aber gemäss Bürgin eine relativ einfach umsetzbare Lösung, die wohl viele schon in der Schule gelernt haben: «Ich bezeichne das gerne als ‹Funkdisziplin› – es sollte jeweils nur einer sprechen.» Somit falle die Konzentration leichter.
Eine zweite Möglichkeit seien Schutzmasken mit Sichtfenstern aus Plastik. «Ich benutze diese selbst im Gespräch mit Patienten, die mich sonst nur schlecht verstehen», so Bürgin. Diese, auch wenn sie zunächst bizarr anmuten, schützen nicht nur vor dem Coronavirus, sondern ermöglichen trotzdem das Lippenlesen.