Coronavirus: Oberster Schulleiter kritisiert Impftrucks vor Schulen
Mit Impftrucks vor Schulen sollen Jugendliche zur Impfung gegen das Coronavirus bewogen werden. Der oberste Schulleiter kritisiert den Druck auf die Schüler.
Das Wichtigste in Kürze
- Aargau, Zürich und Graubünden setzen auf Impftrucks vor Schulen.
- Die Impfung soll mit möglichst wenig Hürden an Jugendliche gebracht werden.
- Der oberste Schulleiter fürchtet, dass der Impf-Graben an die Schule getragen werde.
Es ist Schulbeginn in einigen Kantonen. Gleichzeitig rollen grosse Trucks auf dem Schulgelände vor. Mit diesen mobilen Impfstationen soll die Impfung gegen das Coronavirus zu denen gebracht werden, die bisher am wenigsten geimpft sind: Die Jugendlichen.
Bisher wollen die Kantone Aargau, Zürich und Graubünden auf diese Strategie setzen. Das kommt aber nicht bei allen gut an, wie SRF-«10 vor 10» am Dienstagabend berichtet. So etwa bei Thomas Minder, Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. Für ihn ist diese Impf-Strategie an Schulen sehr problematisch.
Coronavirus: Impf-Graben an Schulen?
Er mache sich Sorgen, dass Kinder voneinander wissen, ob sie geimpft seien oder nicht und sie darüber in Streit geraten. Mit diesen Impf-Bussen würden Gräben, die derzeit in der Gesellschaft auftreten, auch in die Schule geschleppt. «Das ist für das soziale Zusammenleben in einer Schule sehr schlecht», so die Kritik von Minder. Der Kanton Thurgau verzichtet deshalb auf diese Impf-Praxis an Schulen.
Dem hält Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz entgegen. «Ich glaube nicht, dass der Druck unter den Jugendlichen grösser sein wird als unter den Erwachsenen», so die oberste Lehrerin.
«Dürfen Junge nicht unterschätzen»
Die Jugendlichen würden miteinander sprechen und sich informieren. Und schliesslich würden sie selbst entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. «Ich glaube, wir dürfen die Jungen nicht unterschätzen und bin fast sicher, dass der Druck nicht grösser werden wird.»
Rösler betont aber, dass es wichtig sei, dass die Impfung von den Kantonen und nicht den Schulen angeboten werde.
Auch Tanja Stadler, die neue Präsidentin der Covid-19-Taskforce des Bundes, unterstützt die Impftruck-Strategie an Schulen. Man habe aus verschiedenen Kantonen erfahren, dass es für Jüngere gar nicht so einfach war, an einen Impftermin zu kommen.
«Ich denke, es ist sinnvoll es so einfach wie möglich für alle Impfberechtigten zu machen.» Um eine Impfung gegen das Coronavirus zu erhalten, dürften keine Hindernisse im Weg stehen, so die Biostatistikerin.