Coronavirus: Personen Ü65 nicht mehr offiziell Risikopatienten

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Behördliche Fachpersonen informierten zwei Tage nach den letzten bundesrätlichen Massnahmen über die aktuelle Situation bezüglich Coronavirus.

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch verschärfte der Bundesrat die schweizweiten Corona-Massnahmen.
  • Heute informierten wieder Fachleute des Bundes über die aktuelle Lage.
  • Im Fokus standen die Schnelltests und der Mangel an Intensivplätzen.

Am Point de Presse zum Coronavirus der behördlichen Fachpersonen wurde eine beunruhigende Situation geschildert. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:

– Die Kapazitäten der Intensivstation werden im Angesicht der Verdopplungszeit sehr wahrscheinlich überschritten. Man müsse jetzt unbedingt die Kurve abflachen, ist der Konsens unter den Fachleuten.

– Die Schnelltests werden hoffentlich dazu führen, dass sich mehr Leute testen lassen. Diese könne man nämlich auch in Apotheken durchführen. Damit erhofft man sich eine tiefere Dunkelziffer. Ab kommendem Montag sind die Schnelltests gratis erhältlich.

– Über 65-Jährige sind nicht mehr offiziell Risikopersonen beim Coronavirus. Dies, weil das BAG ein allgemein hohes Alter als Risikofaktor einstuft, unabhängig von der genauen Zahl. Zudem seien auch Krankheiten und andere gesundheitliche Faktoren entscheidend für das Risiko einer schweren Erkrankung.

Hier können Sie das Protokoll der Pressekonferenz lesen:

15:10 Welche Fehler sollte die Schweiz bei zukünftigen Lockerungen nicht machen? Viele Massnahmen, die jetzt in Kraft sind, werden dies auch über längere Zeit sein, antwortet Ackermann. So könnten auch Jojo-Effekte vermieden werden. Auch gelernt hat man die langsame Lockerung der Massnahmen nicht zu erlassen, wenn man sich im exponentiellen Wachstum befindet.

15:06 Für die Kultur- und Sportbranche seien vom Bund Pakete vorgesehen, um ihnen finanziell beizustehen. Zusätzlich gelten auch die Kurzarbeit und andere wirtschaftliche Massnahmen des Bundes für diese zwei Härtefälle.

coronavirus
Das Coronavirus wirkt sich auch stark auf den Profisport aus. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa - dpa-infocom GmbH

Doch für dieses Jahr würden diese nicht ganz ausreichen, so Remund vom Bundesamt für Sport. Die Lage sei für Profi-Klubs ernst, doch man müsse sehen, wie sich die Situation entwickeln werde.

15:02 Die Disziplin der Menschen einzuschätzen sei schwierig, so Nartey. Es seien auch kritische Stimmen zu den Massnahmen zu hören. Allgemein könne man doch sagen, dass die Disziplin weniger gut sei als im Frühling, wo sie wirklich gut gewesen sei.

15:00 Im Moment sei eine spürbare Zunahme der Anträge für Arbeitslosigkeit-Entschädigung zu verzeichnen, sagt Oliver Schärli vom SECO. Doch verbleibe sie eher tief.

14:55 Beatmungsgeräte würden wieder beantragt und installiert. Doch die Experten betonen immer wieder, dass die einzige Chance auf eine Besserung der Lage die Abflachung der Kurve sei.

14:52 Seit den verschärften Massnahmen vom Wallis sind schon zehn Tage vergangen. Was kann man aus den Daten ziehen? Man könne es erst morgen oder übermorgen sehen, antwortet Ackermann. Die Hospitalisationen hinkten immer etwa zehn Tage hinterher.

14:48 Im Zweifelsfall sollte man draussen immer eine Maske tragen, wo öffentlicher Zugang besteht, sagt Masserey. Besonders, wenn der Abstand nicht eingehalten werden könne.

Genügend Impfdosen auf dem Markt

14:45 Die Grippe-Impfung ist auch Gesprächsstoff: Die Priorität für die Impfung hätten aber nach wie vor Risikopersonen, unterstreicht Masserey. Es werden aber genügend Dosen auf den Schweizer Markt verfügbar sein.

Grippe Impfung
Schutz vor Grippe: Ältere profitieren von Hochdosis-Impfstoffen. (Symbolbild) - dpa

14:43 Auch beim Gesundheitspersonal existierten Quarantänefällen und Infektionen. Dazu würde auch das Monitoring verschärft, sagt Nartey.

14:41 Welche Rolle spielt die Armee für die Unterstützung der Kantone? «Wir sind sicher froh um die Unterstützung», antwortet Nartey. Es seien auch schon Gesuche von Spitälern für die Armee eingetroffen, der Bundesrat werde diese prüfen.

14:33 Mit den Schnelltests werde der Zugriff auf das Testen vereinfacht, so Masserey. Vor allem, weil sie auch in Apotheken verfügbar seien.

Dem stimmt Nartey zu und hofft, dass dadurch mehr Leute getestet werden. Die langen Wartezeiten hätten in vielen Fällen die Situation verkompliziert.

Linda Nartey
Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey. - Keystone

14:30 Die Bezeichnung «Risikopersonen» für Menschen über 65 werde vom BAG geändert. Das sei der Fall, weil das Alter, unabhängig von einer genauen Zahl, ein Risikofaktor darstelle. Ausserdem hätten sich Personen beklagt, es sei diskriminierend.

Die Schnelltests würden die Situation nicht verfälschen, ist sich Masserey sicher. Auch viele negative Ergebnisse würden so nämlich erkannt.

14:26 Alle Eingriffe, die verschoben werden können, sollen verschoben werden, unterstreicht Masserey. Es seien aber auch Koordinationsprogramme zwischen den Intensivstationen mit der Rega am Laufen, um Patientinnen und Patienten zu versetzen.

14:24 Wie bewirkt sich die Pandemie auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung? Die Kantonsärztin Nartey bestätigt, dass viele Menschen sich Sorgen machten. Vor allem, weil Weihnachten vor der Türe stehe.

Verdoppelung von einer Woche

14:16 Martin Ackermann, Leiter der Covid-Taskforce, schildert die Lage in den Intensivpflegestationen. «Sie sehen ein exponentielles Wachstum, mit einer Verdoppelung von einer Woche», erklärt Ackermann.

Taskforce
Martin Ackermann, Präsident der Taskforce des Bundes. - Keystone

«Wir haben leider praktisch keine Zeit gewonnen», fährt er weiter. Doch es habe sich etwas Entscheidendes verändert, und zwar die einschneidenden Massnahmen des Bundes. Die Kapazitäten in den Spitälern werde aber überschritten. Deshalb müssten jetzt alle ihre Kontakte einschränken.

Die Schweiz brauche eine vorausschauende Pflegeplanung. Dabei solle man auch über Finanzierung sprechen, sagt Ackermann.

Um die Wirkung der Massnahmen auszumessen, seien Bewegungsdaten und Daten von Kantonen, die schon früher Massnahmen ergriffen haben, besonders wichtig.

14:10 Nun spricht Matthias Remund, Direktor für das Bundesamt für Sport BASPO. Er wiederholt die Massnahmen des Bundesrats, die den Sportbereich betreffen. Wichtig sei, dass sich Hobbysportlerinnen und -sportler nicht zu nahe kommen sollen, vor allem in Innenräumen. Sonst ist eine Maske zu tragen.

Professionelle Sportlerinnen und Sportler in Vereinen und Teams dürfen noch trainieren. Bei Anlässen dürfen aber nicht mehr als 50 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei sein.

14:06 Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey ruft die Schutzmassnahmen in Erinnerung, vor allem im Hinblick auf Halloween. «Denken Sie daran, am besten nicht von Tür zu Tür gehen», so Nartey.

14:03 Virginie Masserey schildert die Lage. Die Hospitalisationskurve sei steiler als im März, die Anzahl Todesfälle aber vergleichbar. Die Schweiz verzeichne nun eine 14-Tages-Inzidenz von über 900.

Point de Presse Coronavirus
Das Point de Presse über das Coronavirus am 27. Oktober 2020. - Keystone

Der Kanton Wallis sei mit der höchsten Inzidenz schweizweit ganz vorne.

Das BAG wird eine neue Kampagne für den Online-Corona-Check starten. Schnelltests würden ab Montag gratis zur Verfügung stehen. Diese seien für symptomatische Personen empfohlen.

Immer noch steigende Fallzahlen bezüglich Coronavirus

Ein paar Tage nach den letzten Corona-Massnahmen des Bundesrats gibt es nun eine Pressekonferenz mit Fachpersonen des Bundes. In einer Woche sind die Infektionszahlen wieder beträchtlich angestiegen, die Intensivstationen kommen schweizweit immer mehr unter Druck.

Die erlassenen Massnahmen werden wissenschaftlichen Einschätzungen nach erst in ein bis zwei Wochen ihre Wirkung zeigen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Fachleute keineswegs eine entspanntere Lage als letzte Woche präsentieren werden können.

Coronavirus
Am Freitag wird der Bundesrat über weitere Öffnungsschritte entscheiden – setzen sich die «Öffnungsturbos» oder die «Hardliner» durch? - Keystone

Die Mortalitätsrate hält sich jedoch für den Moment in Grenzen, wie die Zürcher Behörden heute bestätigten. Ebenso ist der Spitalaufenthalt der Covid-Patientinnen und -Patienten kürzer als im Frühling.

Die Massnahmen vom Mittwoch haben zudem die Tätigkeiten der Kultur- und Sportbranche massgeblich eingeschränkt. Der Bundesrat wird am nächsten Mittwoch über die Härtefallklausel sprechen, die genau jene Betroffene finanziell unterstützen soll. Die Situation dieser Branchen bleibt aber nach einem schwierigen Frühling kritisch.

Folgende Fachleute nahmen heute teil:

– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Isabelle Chassot, Direktorin, Bundesamt für Kultur BAK

– Matthias Remund, Direktor, Bundesamt für Sport BASPO

– Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung, SECO

– Linda Nartey, Kantonsärztin Bern, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

– Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force

– Amedeo Cianci, Leiter Sektion Rechtsbereich 2, Bundesamt für Gesundheit BAG

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