Coronavirus: Reisebüro bringt gestrandete Reporterin doch in Schweiz
Das Coronavirus verhindert die Rückkehr. Ein Berner Reisebüro macht gestrandeten Schweizern in Australien jetzt aber Hoffnung. Ein Heimflug sei möglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Lina Schlup arbeitet als Redaktorin für Nau.ch in Brisbane (Australien).
- Eine Rückkehr in die Schweiz sei zurzeit nicht möglich.
- Das Berner Reisebüro Travel-Solutions verspricht jetzt Rettung.
- In Australien befinden sich gegen 1500 Schweizer Touristen.
Um 07.47 Uhr klingelt das Telefon. «Ich bringe ihre Mitarbeiterin aus Australien zurück in die Schweiz», verspricht Koni Kölbl. Ihm gehört das Reisebüro Travel-Solutions in Bern.
Was ist passiert? Lina Schlup arbeitet für Nau.ch als Redaktorin in Brisbane (Australien). Wenn alle in der Schweiz schlafen, hält Schlup das Internetportal mit monatlich über 3 Millionen Unique Clients auf dem neuesten Stand.
Weil die internationalen Flughäfen in Hongkong, Singapur, oder in den Arabischen Emiraten wegen dem Coronavirus den Transit in den letzten Tage gestrichen haben, ist Schlup in Down Under gestrandet. Die geplant Rückreise sei nicht möglich, weil es keine Flüge mehr gibt.
Doch jetzt verspricht Kölbl doch noch Rettung!
Er hat die Story von Schlup gestern auf Nau.ch gelesen, sie hat ihn bewegt. Seither hat der Reiseprofi alle Hebel in Bewegung gesetzt. Auch in schwierigen Zeiten müsse man sich solidarisch zeigen und zusammenhalten, findet Kölbl. Gesagt, getan!
Nau.ch: Herr Kölbl. Darf sich unsere Mitarbeiterin in Australien jetzt tatsächlich auf eine Rückkehr in die Schweiz freuen?
Koni Kölbl: Ja. Qatar Airways ist wohl die einzige Retterin in der Not. Für Reisende aus Australien, die über Doha nach Hause fliegen möchten, ist der Transit-Aufenthalt bis auf weiteres noch möglich. Die Airline führt noch täglich gegen 150 Flüge durch, normalerweise wären es 600 Flüge. Sie bringen so viele Fluggäste wie möglich in ihre Heimat zurück. Die Fluggesellschaft versucht, grössere Flugzeuge einzusetzen, oder zusätzliche Flüge durchzuführen.
Nau.ch: Weshalb ist der Flughafen in Doha als einziger für den Transit-Verkehr geöffnet?
Koni Kölbl: Ich gehe davon aus, dass der Transit-Bereich in Doha gut abgeschirmt ist.
Nau.ch: Rechnen Sie damit, dass der Flughafen in Doha auch bald schliesst? Oder ist das Geschäft mit den Heimschaffungen zu lukrativ?
Koni Kölbl: Es ist anzunehmen, dass ab Mitte April, sobald die «Operation Heimschaffungen» abgeschlossen ist, auch Qatar Airways nicht mehr abheben wird. Aber stellen Sie sich vor: Die Maschinen bringen Australier nach Hause und gestrandete Touristen aus Australien wieder zurück. Aus finanzieller Sicht sind diese Einsätze interessant. Dazu kommt der gigantische Werbeeffekt. Die Airline geniesst einen Riesenfokus. Man spricht nur von Qatar Airways.
Nau.ch: Was kostet ein solcher One-Way-Flug von Australien in die Schweiz?
Koni Kölbl: Da haben wir alle möglichen Tarife bereits gesehen. Gehen Sie von 1700 Franken aufwärts aus.
Nau.ch: Wie viele Anfragen von gestrandeten Schweizer kriegen Sie zurzeit?
Koni Kölbl: Wir sind grundsätzlich keine Anlaufstelle für Heimschaffungen. Das ist in erster Instanz Sache des EDA und der Versicherungsgesellschaften. Wir erhalten jedoch von Seiten der Versicherungen solche Aufträge. Bei der Rückreise-Koordination ihrer Mitarbeiterin hat übrigens die Mobiliar mitgeholfen. Unser Aufwand ist enorm und die eigenen Kunden geniessen Priorität.
Nau.ch: Arbeiten Sie eigentlich wegen der Zeitverschiebung in der Nacht?
Koni Kölbl: Glücklicherweise sind sämtliche unserer Heimschaffungen aus Neuseeland gesichert. Bei Australien liegt die Zeitverschiebung je nach Standort zwischen sieben und zehn Stunden. Das ist nicht so tragisch. Aber «ja», es werden zwischendurch Nachtschichten eingebaut. Wir geben unser Bestes, um rasch effiziente Lösungen zu finden.
EDA informiert: Mehrere hundert Touristen an Rückreise interessiert
Laut dem Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) befinden sich in Australien gegen 1500 Schweizer Touristen. In Neuseeland sind es rund 1100 Reisende. Diese Leute haben sich auf einer Reise-App registriert. Mehreren hundert Personen seien an einer Rückreise interessiert, exakte Zahlen gibt es laut dem EDA keine.