Coronavirus: Risikogruppen sollen weiterhin geschützt werden
Der Aargauer Pflegeheim-Präsident findet, eine Durchseuchung der Bevölkerung mit Corona schütze auch die Alten. Für viele andere geht dies zu weit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Präsident der Aargauer Pflegeheime meint, für diese sei eine Durchseuchung sogar gut.
- Andere sehen in einer Lockerung der Massnahmen aber grosse Gefahren für Risikogruppen.
- So fordert etwa Pro Senectute eine «Maskenpflicht Light» als Übergang.
Bald könnte der Bundesrat (fast) alle verblieben Massnahmen gegen das Coronavirus aufheben. Mehrere Kantone und andere Organisationen haben sich bereits für diesen Schritt ausgesprochen. Gerade in Alters- oder Pflegeheimen finden jedoch viele, dass die vulnerablen Gruppen weiterhin besser geschützt werden müssen.
Einer, der in der möglichen Durchseuchung nach dem Massnahmen-Ende auch eine Chance sieht, ist Andre Rotzetter. Der Präsident der Aargauer Pflegeheime sagte, eine Immunisierung der Gesellschaft durch Genesung würde auch den Altersheimen nützen. So könnte nämlich eine neue Welle im Herbst verkleinert werden.
Coronavirus: Lockerungen bringen Gefahren
Andere sehen darin aber auch Gefahren, besonders für die Alten. «Da die Heimbewohner während der Pandemie durch die Massnahmen stark geschützt wurden, bedeutet eine Aufhebung der Massnahmen eine höhere Gefährdung.» Das sagt Daniel Stäheli, Leiter der Alterszentren der Stadt Biel BE, auf Anfrage.
Einig mit Rotzetter ist er sich darin: Dass auch nach einem Massnahmen-Ende für die generelle Bevölkerung in Heimen weiter Corona-Vorsichtsmassnahmen gelten müssen.
Stäheli präzisiert: «Abstand, Masken und Händehygiene bieten Schutz für allerlei Erkrankungen. Diese sollten also auf den Pflegeabteilungen beibehalten werden, und zwar für alle Besuchenden, Therapeuten und Mitarbeitenden.»
Erst, wenn die Entwicklung des Coronavirus in der Bevölkerung stabil bleibe, könne man auch diese langsam loslassen.
Winterthur ZH warnt vor Personalausfällen bei Durchseuchung
Dieser Meinung sind auch die Zuständigen für Alter und Pflege der Stadt Winterthur ZH. Sie erinnern: «Die Konsequenzen bei einem Covid-19-Ausbruch in einer Institution sind weitreichend. Bewohnende wie auch Personal sind gleichermassen stark betroffen.» Daher fordern auch sie einen schrittweisen Ausstieg aus den Corona-Massnahmen.
«Unverändert gilt es, Infektionen in den Institutionen zu verhindern. Denn diese führen zu starker Einschränkung der Bewegungsfreiheit, des Soziallebens beziehungsweise der Lebensqualität», heisst es in Winterthur auf Anfrage. Zudem führten solche Ausbrüche auch zu empfindlichen Ausfällen beim Personal.
Pro Senectute fordert «Maskenpflicht Light»
Auch Pro Senectute spricht sich für eine stufenweise Lockerung der Massnahmen gegen das Coronavirus aus. «Wir begrüssen die vorgeschlagenen Öffnungsschritte. Auch, weil Seniorinnen und Senioren damit wieder mehr Aktivitäten im Alltag offen stehen.»
Dennoch sollen die Risikogruppen weiterhin geschützt werden. Daher möchte Pro Senectute, dass die folgenden Massnahmen erhalten bleiben: Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Läden, sowie angepasste Besucher-Regelungen in Heimen. Diese «Maskenpflicht Light» «verringere das Risiko für vulnerable Personen im öffentlichen Raum auf eine zumutbare Art.»