Coronavirus: «Schliessung um 21 Uhr ist eine Katastrophe»

Seit heute Montag müssen Gastrobetriebe im Kanton Bern wegen des Coronavirus um 21 Uhr schliessen. Nur noch 50 Gäste erlaubt. Das macht die Beizer hässig.

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Die Berner Beizer freuen sich auf das Ende der Zertifikatspflicht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Bern hat die Corona-Massnahmen verschärft.
  • Gastrobetriebe müssen ab sofort täglich um 21 Uhr schliessen.
  • Dafür haben die Berner Beizer kein Verständnis.

Am Freitag verkündete der Kanton Bern einen weiteren Paukenschlag für die Gastrobetriebe: Trotz zurückgehender Corona-Fälle müssen die Betriebe ab heute Montag bereits um 21 Uhr schliessen. Auf eine komplette Schliessung wie zum Beispiel in den Westschweizer Kantonen wird verzichtet.

Zudem wird die Gästezahl auf maximal 50 begrenzt. Die neue Regelung gilt vorerst bis zum 14. Dezember. «Wir wollen damit die Durchmischung einschränken», sagte Regierungsrat Christoph Ammann an der Pressekonferenz.

Nicht betroffen von der neuen Massnahme seien Take-aways und Firmenkantinen.

Massnahmen stossen auf Unverständnis

Die verschärften Massnahmen stossen bei Bernern auf Unverständnis. «Für uns als Restaurant mit 270 Plätzen ist die 100er-Grenze im Kanton Bern schon eine grosse Einschränkung. Und jetzt noch das», so der Tramdepot-Chef Thomas Baumann auf Anfrage von Nau.ch.

Altes Tramdepot Bern
Das Alte Tramdepot in Zeiten von Corona. - Facebook/@Altes Tramdepot

Für den Restaurantbesitzer ist die Verschärfung «völlig unbegründet und nutzlos». Baumann wandte sich sogar direkt an den Kanton. «Das E-Mail wird nicht gelesen und mit einer Standardantwort geantwortet», sagt er verärgert.

Er geht sogar davon aus, dass die neuen Massnahmen gerade den gegenteiligen Effekt haben. Statt nur bis um 21 Uhr in der Beiz zu hocken, werden viele Menschen ihre Bekannten zu Hause treffen. Das sei «viel gefährlicher als in einem kontrollierten Raum mit Lüftung, wie es in der Gastronomie der Fall ist».

Gastrobranche blutet und im Detailhandel klingeln am Black Friday die Kassen

Ins selbe Horn bläst auch Michel Gygax, Mitbegründer des KG Gastrokultur. Dieses betreibt in Bern und Umgebung sechs Restaurants und eine Weinhandlung. «Die Massnahmen sind völlig unlogisch», so Gygax.

Zwar verstehe er das Bemühen der Regierung, die Ansteckungen möglichst gering zu halten. Aber dass wieder die Gastronomiebranche dafür blutet, sei unverständlich: «Wir müssen nun noch mehr Umsatzeinbussen hinnehmen, während am Black Friday die Läden von H&M und Co. eingerannt werden.»

McArthurs Pub Thun
Ein Bild aus alten Zeiten: Als 2014 noch ohne Maske und Mindestabstand das Bier im McArthurs Pub genossen werden durfte. - Facebook/@McArthurs Pub Thun

Der Besitzer des McArthurs Pub, Tony McArthur, in Thun findet die Verschärfung eine Frechheit: «Am Wochenende fallen mit den neuen Regelungen unsere grössten Spitzenzeiten weg. Ich rechne mit einem Umsatzeinbruch von 60 bis 65 Prozent in den nächsten zwei Wochen.»

Coronavirus – «Wo bleibt hier die Planungssicherheit?»

Dominic Kummer vom Betrieb Oscar Elch hat grosse Mühe mit der Entscheidung des Kantons: «Wir planen an einem Sicherheitskonzept, passen es an und verbessern es. Wir versuchen, uns in den Regeln des Kantons zu bewegen, setzen diese um und akzeptieren sie. Doch plötzlich kann der Kanton willkürliche neue Regeln erlassen. Wo bleibt hier die Planungssicherheit?»

Auch der Präsident Gastro Stadt und Umgebung Tobias Burkhalter schliesst sich den Meinungen seiner Branchenkollegen an. Auf die Frage, ob er die Argumentation des Berner Regierungsrates nachvollziehen kann, antwortet Burkhalter: «Nein. Nachvollziehen kann ich höchstens, dass die Zahlen nicht zufriedenstellend sind. Jedoch wird es einmal mehr auf dem Buckel der Gastronomie ausgetragen.»

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