Coronavirus Schweiz: Bleiben Leute trotz Hammer-Wetter zu Hause?
In der Schweiz sind inzwischen 484 Personen am Coronavirus gestorben, 19'303 sind infiziert. Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz aus. Erfahren Sie alle News im Ticker.
- 19'303 Personen wurden bisher positiv getestet, 484 sind verstorben.
- Neue Zahlen vom 3. April: +1036 Infizierte, +52 Tote innerhalb von 24 Stunden.
- Unter 058 463 0000 hat das BAG eine Hotline aufgeschaltet.
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16.50: Das Coronavirus hat das Leben der Schweizer Fahrenden auf den Kopf gestellt. Mit dem Frühling würde eigentlich die Reisesaison beginnen, doch sie müssen auf ihren Standplätzen verharren und können nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Die Kantone überprüfen nun einen Erlass der Platzgebühren.
Wird das Wetter im Frühjahr allmählich wärmer, machen sich die Schweizer Reisenden auf die Reise und wechseln alle zwei oder drei Wochen ihren Standort. Doch in diesem Jahr hat die Coronavirus-Epidemie alles verändert.
«Wir sind alle eingesperrt. Diejenigen, die einen Winterstandplatz haben, sind dort geblieben, die anderen leben an einem offiziellen Platz», sagt Albert Barras, Westschweizer Sprecher der fahrend lebenden Jenischen und Sinti, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wie alle anderen auch, leben die Reisenden in Angst vor der Ausbreitung des Coronavirus. «Wir halten Abstand voneinander. Bislang ist meines Wissens niemand angesteckt worden. Wenn es Fälle gegeben hätte, hätte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in der Gemeinschaft verbreitet», sagt er.
Neben der Angst, krank zu werden, plagen die Fahrenden auch erhebliche finanzielle Sorgen. Fahrende müssen reisen, die Standorte wechseln und Kontakt zu den Menschen haben, denen sie ihre Dienste anbieten können. Neben Handwerk wie Reparaturen, Unterhalts- und Renovationsarbeiten, Metall-und Holzbearbeitung und anderes gehört auch das Hausieren mit diversen Artikeln zu den bevorzugten Erwerbstätigkeiten von Fahrenden.
Aber auch in diesem Bereich hat das Coronavirus den Alltag umgekrempelt. «Die Leute wollen uns die Tür nicht mehr öffnen, sie haben Angst und das ist normal», sagt Barras.
14.11: Es ist Woche drei der «ausserordentlichen Lage» in der Schweiz und dem einen oder anderen dürfte zu Hause langsam die Decke auf den Kopf fallen. Besonders gemein: Das Wochenende wird sommerlich warm!
Nach den heutigen 13 Grad in der Zentralschweiz klettert das Thermometer am Samstag gemäss «MeteoSchweiz» auf 16 Grad und erreicht am Sonntag gar Spitzentemperaturen um die 20 Grad nördlich der Alpen. Bis mindestens am Mittwoch soll es sonnig und bis zu 22 Grad warm bleiben.
Trotz Hochdruckwetter am Wochenende mit Sonnenschein und blauem Himmel sowie stetig ansteigendem Temperaturniveau gilt:
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) April 3, 2020
(ps) pic.twitter.com/MCHrMFSmod
Solche Prognosen machen noch mehr Lust auf einen Ausflug, einen kurzen Kick mit den Kumpels oder eine Velotour. Dabei sind die Anweisungen des Bundes klar: Bleiben Sie zu Hause! Sperren die Schweizer also trotz dem Hammer-Wetter weiter in ihrer Corona-Quarantäne ein?
Die Polizei jedenfalls bereitet sich schon einmal auf das Gegenteil vor. In Luzern wird die Seepromenade teilweise abgesperrt, im Aargau Parks per Video überwacht und in St.Gallen die Sportanlagen kontrolliert. Verstösse gegen den Sicherheitsabstand würden konsequent geahndet werden.
12.41: Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat eben die neusten Corona-Zahlen publiziert. Stand Freitagmittag wurden 19'303 Personen positiv getestet. Das sind 1036 mehr als gestern. 484 Personen sind dem Virus bereits erlegen. Das ist eine Zunahme von 52 Personen in 24 Stunden.
12.05: In den letzten vier Wochen wurden rund 50 Patienten mit Rega-Jets aus dem Ausland zurück in die Schweiz geflogen.
Gemäss Mitteilung der Rega waren ein Dutzend davon entweder Coronavirus-Patienten oder Verdachtsfälle. Die Schweizer wurden aus Ländern wie Brasilien, Südafrika oder Kambodscha zurückgebracht.
11.36: Mitte März verkündete PubliBike den Abzug sämtlicher E-Bikes im Raum Bern. «Unser Logistikpartner nimmt wegen Vorgaben des Kantons gewisse Mitarbeitende aus Schutz vor Corona aus dem Dienst», hiess es damals in einer Mitteilung. Folglich sei auch die Wartung der elektronischen Velos vorübergehend nicht möglich.
Nicht gerade der beste Zeitpunkt, wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung aktuell auf den Öffentlichen Verkehr verzichten sollte. Das Bike-Sharing würde sich somit als geeignete Alternative anbieten.
Doch der Schein trügt. Wie PubliBike auf Anfrage bestätigt, ist die Nachfrage sinkend. «Seit Mitte März wurden PubliBikes in der ganzen Schweiz weniger genutzt», so Mediensprecherin Masha Foursova. Man hoffe deshalb, dass das gute Wetter nun mehr Fahrten einbringen werde.
10.22: Google veröffentlicht in der Coronavirus-Krise eine Auswertung anonymisierter Bewegungsdaten. Das soll den Behörden zusätzliche Anhaltspunkte zum Verständnis der Verhaltenstrends liefern. In Deutschland wird auf Bundesland-Ebene gezeigt, wie sich die Zahl der Menschen etwa in Parks und Einkaufsläden sowie auf Bahnhöfen entwickelt hat. Dabei bekommt man nur eine prozentuale Veränderung insgesamt zu sehen, nicht aber die Entwicklung an einzelnen Orten.
Mit der Zeit könnten die Daten auch auf tiefere regionale Ebenen heruntergebrochen werden, erklärte der Internet-Konzern zur Vorstellung des Plans am Freitag.
Die Trends decken einen Zeitraum von mehreren Wochen ab, die jüngsten Daten sind 48 bis 72 Stunden alt. Die Daten sind für 131 Länder verfügbar. In Zukunft könnten mit den Daten möglicherweise auch Annahmen zur weiteren Entwicklung getroffen werden.
Google greift für die Auswertung auf anonymisierte Daten von Nutzern zurück, die ihre Aufenthaltsorte in ihren Google-Profilen aufzeichnen lassen.
09.43: An Therapie-Methoden gegen das Coronavirus wird auch in der Schweiz fieberhaft geforscht. Nun wendet das Unispital Basel seit Dienstag als europaweit erstes Spital eine Methode mit Antikörpern an.
Mit einer Transfusion können Ärzte das Blutplasma mit den Antikörpern von geheilten Coronavirus-Erkrankten an Patienten abgeben, die um ihr Leben kämpfen. Diese Methode heisst im Fachjargon «passive Immunisierung» und hatte bei Viren wie Sars oder Ebola teilweise gewirkt. 40 Prozent der Patienten ging es danach besser.
Andreas Buser, Chefarzt des Blutspendezentrums Basel erklärt gegenüber SRF in «10 vor 10», dass dies eine für den Patienten sichere Methode sei. Die Hoffnungen in die Plasma-Transfusionen sind gross, trotzdem wollen sich Buser und seine Kollegen nicht zu früh freuen. Auch das Unispital Zürich startet am Montag eine Bluttransfusions-Studie mit 30 Testpersonen.
Sind die Tests in Basel und Zürich erfolgreich, will der Blutspendedienst des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK das Blutplasma in der ganzen Schweiz herstellen lassen.
09.32: Der Discounter Aldi setzt für die Beschränkung der Kundenzahl in seinen Filialen in der Schweiz nun ein elektronisches Zählsystem ein. Wie Aldi Suisse am Freitag schreibt, wird der sogenannte Crowd Monitor bis am 9. April in 110 der gesamthaft rund 210 Filialen installiert.
Das System zählt automatisch die Kunden, die in eine Filiale eintreten und diese wieder verlassen. Eine Art Ampel weist neue Kunden beim Eingang darauf hin, dass sie warten müssen, wenn die Maximalzahl von Kunden bereits erreicht ist.
Sobald andere Kunden den Laden verlassen, wird dies entsprechend angezeigt. Wegen des Coronavirus darf nur noch eine begrenzte Anzahl Kunden gleichzeitig in die Läden.
08.26: Wegen des Coronavirus sind zurzeit viel mehr Pakete unterwegs als sonst - es droht sogar der Kollaps. Die Post will deshalb für ihre 100 grössten Kunden ein Paket-Kontingent einführen.
Das sei dringend notwendig, um die Versorgung mit Paketen in der Schweiz aufrecht zu erhalten, sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer gegenüber der NZZ. Auch die Mitarbeiter müssten geschützt werden. 65 seien mit dem Coronavirus infiziert, 2500 gehörten der Risikogruppe an und arbeiten nicht.
Die Online-Händler sind jedoch gar nicht erfreut und warnen vor einschneidenden Folgen.
08.08: Die Schweiz hat weitere 117 im Ausland gestrandete Touristen repatriiert. Am Freitagmorgen landete in Zürich ein Flug aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Es war der sechste organisierte Rückflug aus Südamerika.
Die Maschine der Fluggesellschaft Edelweiss mit 117 Passagieren aus der Schweiz und 182 Passagieren aus anderen Ländern setzte um 6.05 Uhr in Zürich-Kloten auf. Dies teilt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitagmorgen mit.
Nach zwei Flügen aus Lima sowie je einem Flug aus Bogotà, Santiago de Chile und Buenos Aires sei dies der sechste vom EDA organisierte Flug aus Südamerika.
Ebenfalls für Freitag werden noch Maschinen aus Phuket (Thailand), und Phnom Penh (Kambodscha) in Zürich erwartet. Am Sonntag ist ein Flug von Sydney (Australien) nach Zürich geplant.
06.53: Novartis testet ein neues Medikament gegen das Coronavirus. Dies zusammen mit der Firma Incyte. Gemeinsam starten die beiden Unternehmen eine Phase-III-Studie mit dem Mittel Jakavi.
Konkret soll dieses bei der Behandlung einer Art schweren Immunüberreaktion, Zytokin-Sturm genannt, zum Einsatz kommen, wie Novartis in der Nacht auf Freitag mitteilte. Diese Überreaktion kann bei Patienten, die sich am Coronavirus infiziert haben, zu lebensbedrohlichen Atemwegskomplikationen führen.
Für Patienten mit Pneumonie
Die vorgeschlagene Studie werde Jakavi in Kombination mit einer Standardtherapie (SoC) im Vergleich zur alleinigen SoC-Therapie bei Patienten mit schwerer Lungenentzündung (Pneumonie) als Folge einer Coronavirus-Infektion untersuchen.
Jakavi ist bereits im 101 Ländern zur Behandlung der Knochenmarkserkrankung primäre Myelofibrose zugelassen.
05.00: Der Kanton Zürich hat ein neues Testregime beschlossen. Dieses sieht laut Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli vor, künftig auch Personen zu testen, die keine Symptome haben.
Dabei sei es wichtig, die besonders vulnerablen Personen zu testen, so Rickli. «Wir erlauben allen Spitälern, alle Patienten zu testen. Wir wollen hier vorangehen. Es geht um Patientensicherheit, und auch Mitarbeiter haben diesen Wunsch geäussert.»
Die SVP-Politikerin erklärte in einem Interview mit SRF den Entscheid damit, dass mehr Tests verfügbar seien, «aber auch mehr Testkapazitäten in den Laboren».
Mit dem neuen Testregime geht Rickli also weiter als die BAG-Richtlinien. Sie will so viele Tests durchführen lassen wie möglich. Man könne schliesslich nicht sagen «wir haben jetzt mehr Tests» und dann ginge tagelang nichts, so die Politikerin weiter und fügt an: Man mache damit natürlich auch einen gewissen Druck.
Sie hofft deshalb auch, dass das BAG nachzieht. «Ich bin sicher, dass Bern ungefähr das machen wird, was wir in Zürich entschieden haben – vielleicht auch noch etwas darüber hinaus», wird Rickli zitiert.
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin stellt aber auch klar, dass im Moment noch zu wenig Tests vorhanden seien, um wie von Epidemiologen gefordert, flächendeckend zu testen.
«Es ist schon mal sehr positiv, dass wir überhaupt ausweiten können. Man muss Ruhe bewahren und Schritt um Schritt weitergehen. Sollten wir einmal genügend Tests haben, sollten wir das unbedingt ausweiten», so Rickli.