Coronavirus: Schweizer Nachbarländer haben schon Zertifikatspflicht
Schweizer Nachbarländer haben die Zertifikatspflicht bereits eingeführt. Der Umgang damit und die Auswirkungen auf das Coronavirus sind unterschiedlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zertifikatspflicht könnte bald in der Schweiz stark ausgeweitet werden.
- Ein Blick über die Grenze zeigt bereits, wie das aussehen könnte.
- In Bezug auf Fall- und Impfzahlen zeigt sich allerdings ein unklares Bild.
Der Bundesrat plant die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf Innenbereiche von Restaurants, Kinos, Zoos oder Fitnesszentren. Mit dieser Massnahme zur Eindämmung des Coronavirus würde die Schweiz mit den Nachbarländern gleichziehen.
Wirte in Österreich ziehen positive Bilanz
Österreich hat bereits vor rund drei Monaten die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) eingeführt. Diese gilt etwa in der Gastronomie, Kulturbetriebe wie Museen und Bibliotheken und auch in Ausgehlokalen. Somit haben die Österreicher von unseren Nachbarn am meisten Erfahrung mit dieser Massnahme sammeln können.
Die Wirte hätten zu Beginn ein Ausbleiben der Gäste befürchtet. Doch dazu sei es nicht gekommen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Man habe sehr positive Erfahrungen gemacht, die Gäste würden sich nun besser vor dem Coronavirus geschützt fühlen. Einfacher Beizen hätten allerdings teils Einbussen erlitten.
Die Corona-Tests zum Erhalt des Zertifikats sind derzeit kostenlos erhältlich. Es läuft allerdings eine Debatte, ob sich dies ändern soll. Die sogenannten «Wohnzimmertests» werden ab November kostenpflichtig, dies könnte auch auf die anderen Test-Arten ausgeweitet werden.
Frankreich: Proteste gegen «Pass sanitaire» halten an
Frankreich hat den «Pass sanitaire» für weite Bereiche des öffentlichen Lebens vor einem Monat eingeführt. Die Zertifikatspflicht gilt sogar in Fernzügen und grossen Einkaufszentren. Dies führte zu landesweiten Protesten, die noch andauern. Am Freitag gingen mehr als 175'500 Menschen auf die Strasse.
In der ersten Woche nach der Einführung hätten sich in praktisch allen betroffenen Sektoren ein Rückgang der Gäste gezeigt. Dies berichtete das Portal «Ouest-France» anhand der Google-Mobilitätsdaten. Doch danach habe sich die Situation normalisiert, Kinos und Gastrobetriebe blicken auf «eine gute Saison zurück».
Bezüglich Kosten der Corona-Tests fährt Frankreich eine ähnliche Strategie wie auch die Schweiz plant. Wer ab Mitte Oktober ein Zertifikat will, muss den Test dafür selber zahlen.
Italien hat nächste Verschärfung bereits beschlossen
Italien hat die Zertifikatspflicht Anfang August eingeführt. Diese gilt für Fussballstadien, Museen, Kulturveranstaltungen und Restaurants. Nach anfänglichen Protesten habe sich die Mehrheit rasch an den «Green Pass» gewöhnt, wie die «NZZ» schreibt.
Am stärksten sei die Massnahme im Kampf gegen das Coronavirus in der Gastrobranche umstritten. Nach dem ersten Wochenende hätten die Wirte über einen Umsatzrückgang von 25 Prozent geklagt. Allerdings seien die Auswirkungen noch nicht gut einzuschätzen. Die meisten Gäste blieben im Sommer draussen – ausgenommen von der Zertifikatspflicht.
Bereits beschlossen ist der nächste Schritt: Ab September braucht es den «Green Pass» auch in Fernzügen, Überlandbussen sowie Schiffen und Fähren.
Für die Corona-Tests wurden einheitliche Preise von 15 Euro festgesetzt. Allerdings gibt es auch kostenlose Test-Angebote wie etwa vor dem Eingang von Sehenswürdigkeit.
Erste Woche mit 3G-Regel in Deutschland
Seit Montag gilt auch in Deutschland vielerorts die 3G-Regel – bereits ab dem sechsten Lebensjahr. Angewendet wird sie in Innenräumen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen und in Spitälern und Pflegeeinrichtungen.
Auch unser nördlicher Nachbar schafft die kostenlosen Corona-Tests ab dem 11. Oktober ab.
Coronavirus: Auswirkung auf Infektionsgeschehen unklar
Die Einführung der Zertifikatspflicht zeigt nicht in allen Ländern die gleiche Wirkung. In Frankreich sinken seither die Fallzahlen, bei den Impfungen gab es einen klaren, aber nur kurzzeitigen Schub.
In Italien steigen die Fallzahlen hingegen seit Wochen an, allerdings auf einem tieferen Niveau. Gleichzeitig lassen sich wieder mehr Menschen gegen das Coronavirus impfen.
In Österreich scheint die Massnahme keinerlei Wirkung auf die Impfbereitschaft zu haben. Bei der Zahl der Neuinfektionen ist die Situation ähnlich wie in Italien: Tiefe Inzidenz mit steigender Tendenz.