Coronavirus: Schweizer trinken über Festtage weniger Alkohol
Der Weihnachtsmarktsplausch mit Glühwein ist in Zeiten des Coronavirus eine Seltenheit geworden. Doch trinken Schweizer deswegen wirklich weniger?
Das Wichtigste in Kürze
- Durch Corona-Massnahmen fallen viele festliche Traditionen wie Weihnachtsmärkte weg.
- Gleichzeitig schafft die Pandemie auch ein ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch.
- Trinken Schweizer nun mehr Alkohol über die Festtage oder nicht? Zwei Experten ordnen ein.
Das «Blaue Kreuz Schweiz» warnt vor übermässigem Alkoholkonsum während der Festtage. Die Suchthilfeorganisation lanciert 2021 den «Dry January». Sinn ist es, den gesamten Januar über keinen Alkohol zu konsumieren.
Die Aktion findet im Januar statt, da «viele Menschen über die Festtage von Weihnachten bis Neujahr besonders viel Alkohol trinken». Doch trifft das auch im Corona-Jahr zu?
Viele Anlässe, die sonst zum Alkoholkonsum einladen, fallen dieses Jahr weg: Weihnachtsmärkte, Silvesterpartys oder Jahresendfeiern im Büro.
Coronavirus und Festtage: Schweizer trinken generell weniger Alkohol
Die Frage lasse sich nicht so einfach beantworten, sagt Lukas Weber, Bereichsleiter Kommunikation und Fundraising beim «Blauen Kreuz Schweiz».
Es gebe beides, so Weber. Einige Menschen würden durch die erhöhte Einsamkeit und Unsicherheit in den Konsum getrieben. Die Corona-Pandemie schaffe ein ideales Umfeld für den Suchtmittelmissbrauch.
Dennoch: An vielen Weihnachtsmärkten – sofern sie überhaupt stattfinden – wird dieses Jahr kein Alkohol ausgeschenkt. Kontakte sollen so stark wie möglich limitiert werden. Entsprechend fallen auch viele Trinkgelegenheiten mit Freunden weg.
Genau wegen dieser Gegebenheiten konsumiere die Schweizer Bevölkerung dieses Jahr gesamthaft weniger Alkohol. So schätzt es Vitus Hug, Bereichsleiter Beratung beim «Blauen Kreuz St. Gallen – Appenzell», ein.
Ob mehr oder weniger Alkohol getrunken werde, sei aber regional unterschiedlich – je nach geltenden Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Doch Fakt sei, so Hug, dass weniger Partys und Events stattfinden, an denen sonst übermässig Alkohol fliessen würde.
Zahlen aus dem Lockdown im Frühling zeigen jedenfalls, dass bereits damals der Weinabsatz um bis zu 35 Prozent zurückging. Bier wurde bis Ende April 2020 5,9 Prozent weniger abgesetzt als zum gleichen Zeitpunkt des letzten Jahres.