Coronavirus: «Skeptiker stellen Ideologie vor Wohl ihrer Kinder»
Ein weiteres Mal arteten die Proteste wegen der Massnahmen gegen das Coronavirus aus. Dass Skeptiker gar ihre Kinder mitschleppen, macht einem Experten Sorge.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstagabend kam es bei einer Skeptiker-Demonstration in Bern zu Ausschreitungen.
- Bilder zeigen: Demo-Teilnehmer missbrauchten ihre Kinder teils als «Schutzschild».
- Corona-Experte Marko Kovic findet das Verhalten der Eltern «höchst verantwortungslos».
Wüste Ausschreitungen am Donnerstag an der unbewilligten Demonstration gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Bern: Hunderte Skeptiker marschierten durch die Bundesstadt, wo es im Laufe des Abends zu massiven Ausschreitungen kam.
Und mittendrin: Kinder!
«Ja, Kinder sassen auf den Schultern ihrer demonstrierenden Eltern», so ein Nau.ch-Reporter. Das habe die Polizei daran gehindert, einzugreifen, als sich der Zug in Richtung Bundeshaus bewegt, so seine Einschätzung.
Kinder nicht vom Mitteleinsatz der Polizei betroffen
Auch die Polizei bestätigt gegenüber Nau.ch, dass Kinder mitgelaufen seien. Sie blieben aber von Gummischrot und Wasserwerfern verschont. «Uns wäre nicht bekannt, dass die Kinder vom Mitteleinsatz betroffen waren», sagt Sprecherin Isabelle Wüthrich.
Dennoch drängt sich die Frage auf: Was macht das den Kindern, wenn ihre Eltern sie an die Demos mitschleppen?
Sozialwissenschaftler Marko Kovic findet es «höchst verantwortungslos», seine Kinder an eine Kundgebung mitzubringen, an der es zu Ausschreitungen kommen kann. «Das zeugt meines Erachtens von einem gefährlich hohen Mass an ideologischer Verblendung», so Kovic zu Nau.ch.
Coronavirus: Demos können für Kinder «traumatisierend» sein
Die Demonstrationen seien für die Kinder womöglich eine «unmittelbare psychische Belastung». Schliesslich werde an den Demos geschrien und es komme gar zum Einsatz von Wasserwerfen und Gummigeschossen.
«Das ist ganz sicher kein geeignetes Umfeld für kleine Kinder und es könnte sogar traumatisierend sein.»
Dass die betroffenen Kinder durch die Teilnahme radikalisiert werden, glaubt Kovic, der zu Verschwörungstheorien und dem Coronavirus forscht, nicht. «Gemäss den Aufnahmen scheint es sich um Kinder zu handeln, die zu jung sind, um zu verstehen, worum es geht.»
Marko Kovics Fazit über das Verhalten der Eltern lautet deshalb auch: «Sie stellen ihre radikale Ideologie vor das Wohl der eigenen Kinder.»