Coronavirus: Skigebiete sind sauer auf Berset-Beschränkungen
Wintersport über die Festtage? In Zeiten des Coronavirus eine Herkulesaufgabe für Skigebiete. Nun macht ihnen Berset mit geplanten Massnahmen das Leben schwer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Massnahmen sind für Skigebiete jetzt schon eine Herausforderung.
- Auf Druck unserer Nachbarn reagiert Alain Berset mit einem noch strengeren Vorschlag.
- Schweizer Skigebiete sind allerdings wenig begeistert davon und machen ihren Ärger kund.
Volle Gondeln und keine Mindestabstände. Letzte Woche schockierten Bilder aus Davos GR die Twitter-Gesellschaft. Und nun stehen auch noch die äusserst beliebten Weihnachtsfesttage an.
Unsere Nachbarn Italien, Deutschland und Frankreich verlangen, dass alle Skigebiete in Europa bis zum 10. Januar geschlossen werden sollen. Mittendrin: die Lockdown-Insel Schweiz. Diese hält an ihrem Sonderweg fest und will den Wintersportbetrieb weiter erlauben.
Strenge Massnahmen wegen Coronavirus in Skigebieten: Ein politischer Schachzug?
Gestern Montag hat Gesundheitsminister Alain Berset nun den Kantonen doch einen neuen Verordnungsentwurf präsentiert. Dies ist wohl als Antwort auf den Druck seitens der EU zu verstehen. Der Vorschlag Bersets stösst bei den Skigebieten jedoch nicht auf Begeisterung, die Ausführung der strengen Schutzkonzepte gleicht einer Herkulesaufgabe.
«Die Frustration ist sehr gross», bestätigt Markus Meili, Geschäftsführer des Skigebiets Engadin St. Moritz. «Es kann doch nicht sein, dass drei Leute bestimmen können, ob in Europa Ski gefahren werden kann oder nicht.»
Die strengen Massnahmen stossen auf Unverständnis. Für den Geschäftsführer ist klar, dass es hierbei nicht um den Gesundheitsschutz gehe, sondern um ein politisches Entgegenkommen gegenüber Europa.
Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus gehen zu weit
Treten die von Berset vorgeschlagenen Massnahmen wegen des Coronavirus tatsächlich in Kraft, bringe das grosse Komplikationen mit sich. Meili geht davon aus, dass die Massnahmen so sein werden, «dass ein Betrieb in der Weihnachtszeit nicht möglich ist». Und wenn doch, dann nur «unter ausserordentlichem finanziellen und organisatorischen Aufwand.»
Dem pflichtet auch Simona Altwegg, Content- und Medien-Managerin des Skigebiets Zermatt, bei. Die Vorgaben Bersets seien zwar umsetzbar. «Sie sind allerdings teilweise mit Mehraufwand verbunden und bedeuten eine wirtschaftliche Einbusse.» Altwegg ist der Überzeugung, dass die Schutzkonzepte, die bereits im Einsatz seien, ihren Zweck erfüllen.
Andere Skigebiete wie Arosa Lenzerheide und Saas-Fee wollen sich nicht zu den strengen Corona-Vorschlägen Bersets äussern. Hier wartet man noch einen definitiven Entscheid ab.
Bankrotterklärung an Schweizer Schutzkonzepte
Die Kontrolle der Personenbeschränkung dürfte äusserst schwierig ausfallen. Laut Vorschlag sind zwei Varianten vorgesehen: Entweder wird die Gästezahl auf zwei Drittel des Vorjahres oder auf 80 Prozent des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre reduziert. «Wir können nur den Verkauf limitieren», erklärt Markus Meili an dieser Stelle. «Gäste mit einem gültigen Ticket kann man den Transport und Zugang ins Gebiet nicht verweigern.»
Meili kritisiert ebenso die strengen Restaurant-Beschränkungen: «Wir verstehen nicht, wieso ein Self-Service-Restaurant in den Bergen eine Gefahrenherd darstellen soll.» Ein Migros-Restaurant in Zürich oder ein Marché-Autobahnrestaurant hingegen würde nicht als derartig gefährlich eingestuft. «Solch drastische Massnahmen sind eine Bankrotterklärung an die schweizweit geltenden Schutzkonzepte», so Meili.