Coronavirus: So wurde das Tessin zum Vorzeigekanton
Das Tessin mausert sich vom Corona-Hotspot zum Vorzeigekanton im Umgang mit der Pandemie. Man nehme das Virus ernster, beobachtet Virologe Andreas Cerny.
Das Wichtigste in Kürze
- Der anfängliche Corona-Hotspot Tessin hat beinahe die tiefste Neuinfektionsrate.
- Den Tessiner Epidemologe Andreas Cerny freuts ganz besonders.
- Er warnt aber gleichzeitig: Man dürfe die guten Zahlen nicht leichtfertig riskieren.
Wo ist man in der Schweiz derzeit mitunter am sichersten vor dem Coronavirus? Im Tessin. Wie bitte? Ja genau: Still und leise mauserte sich das ehemalige Corona-Problemkind zum Vorzeigekanton im Umgang mit der Pandemie.
Die Analyse der 7-Tage-Inzidenz im September zeigt: Kaum jemand steckt sich in der Sonnenstube der Schweiz noch mit dem Virus an. Die 5,6 Ansteckungen auf 100'000 Einwohner unterbietet nur noch der Kanton Uri (5,5) knapp.
Tessiner nehmen Virus ernst
Das freut den Tessiner Virologen Andreas Cerny natürlich ganz besonders: «Die Bevölkerung im Tessin nimmt das Virus als reale Bedrohung wahr», sagt er zu Nau.ch.
Er glaubt, dass sich die Tessiner generell vorsichtiger als der Rest der Schweiz verhalten - wegen der Nähe zu Italien.
«Aus epidemiologischer Sicht ist der Tessin als Teil der Lombardei zu betrachten», erklärt Cerny. Die Fallzahlen und deren Anstieg im Verlauf der ersten Welle seien, wenn auch um wenige Tage verzögert, mit dem Verlauf der Fälle in den Nachbarregionen Italiens vergleichbar.
Kalte Jahreszeit birgt Gefahr
«Wir mussten deshalb die Schutzmassnahmen früher als der Rest der Schweiz einführen und trotzdem wurde unsere Region hart getroffen. Dies erklärt die Tatsache, dass die Bevölkerung generell die Schutzmassnahmen ernst nimmt», so der Professor der Uni Bern.
Trotzdem gelte es weiter vorsichtig zu sein. «Mit der kalten Jahreszeit sind mehr Leute in geschlossenen Räumen nahe zusammen und damit kann sich das Virus erneut verbreiten.»
In solchen Situationen mache das Maskentragen Sinn. Weiter sei es wichtig die Infektionen rasch zu diagnostizieren. «Ganz nach dem Motto ‹Testen, testen, testen›.» Dann könne man mit dem Contact Tracing die Infektionsketten rasch stoppen.