Coronavirus: Was tun Sexarbeiterinnen nach Bordell-Schliessung?

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Bern,

Auch für Sexarbeiterinnen hat das Coronavirus schwerwiegende Folgen. Einige versuchen sich nun mit Gutscheinen über Wasser zu halten.

BORDELL Coronavirus
Sexarbeiterinnen sitzen in einem Bordell. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sexarbeiterinnen sind ebenfalls vom Coronavirus betroffen.
  • Mit Gutscheinen versuchen sie einigermassen über die Runden zu kommen.
  • Kurzarbeit können viele nicht beantragen.

Das Coronavirus und die damit verbundene «ausserordentliche Lage» in der Schweiz kommt mit einem Hammerschlag in der Wirtschaft an. Nicht nur grössere Firmen, auch Selbstständige müssen nun einstecken.

Auf wen das Coronavirus eine besonders grosse Auswirkung hat, sind Menschen, welche Berufe mit viel Menschenkontakt ausüben. Dazu gehören auch Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen in der Schweiz.

Verbände und Einzelpersonen warnen vor grossen finanziellen Problemen und appellieren an den Bund.

Betriebe werden in Existenz bedroht sein

Christa Ammann, Stellenleiterin der XENIA Fachstelle für Sexarbeit in Bern, ist schwer besorgt. «Selbständige Sexarbeiterinnen haben seit Dienstag keine Einkommensmöglichkeiten mehr. Fixkosten für Miete, Krankenkasse und Essen bleiben aber bestehen. Da viele Sexarbeiterinnen am selben Ort wohnen wie arbeiten, sind sie nicht nur von Armut, sondern auch von Obdachlosigkeit bedroht.»

Prostitution
Sexarbeiterinnen haben es in Zeiten von Coronavirus sehr schwer. - Keystone

Ammann betont, dass es dringend einen Kredit des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) bräuchte. Zusätzlich auch «unkomplizierte und wirksame Nothilfe über Städte und Kantone für nicht sozialhilfeberechtigte Sexarbeitende. Damit die Weisungen des BAG eingehalten werden können».

Bordell
Sexarbeiterinnen in einem Bordell warten auf Kundschaft. - Keystone

Diese Hilfe sollte ohne mögliche Repressionen aufgrund fehlender Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung stattfinden. Dies mit dem Ziel, dass Sexarbeitende nicht aus Angst vor einer Busse, Ausweisung oder Einreisesperre auf die Inanspruchnahme der Leistung verzichten. Auch würden sie Gefahr laufen, aus finanzieller Not weiter zu arbeiten. Obwohl sie zum Beispiel erkrankt sind oder in Quarantäne sein müssten.

Gutscheine als Notlösung in Zeiten des Coronavirus

Ähnlich wie Restaurants versuchen auch Sexarbeiterinnen mit Gutscheinen über die Runde zu kommen. So beispielsweise die bekannte Berliner Edel-Prostituierte Salomé Balthus.

salome balthus
Salomé Balthus. - ZVG/Uwe Hauth, Berlin

Auf ihrer Website verkündet sie: «Bis Ende April 2020 werden wir keine Escort-Dates mehr annehmen». Auch wenn dies einen grossen Verlust bedeutet. «Ich kann unmöglich sagen, ob das mit den Gutscheinen klappt - für mich und meine Kolleginnen», erzählt sie gegenüber Nau.ch besorgt.

Coronavirus
Salomé Balthus mahnt auf Twitter, dass sie und ihre Kolleginnen in Zeiten des Coronavirus auf Gutscheine angewiesen seien. - Screenshot Twitter

«Gutscheine können eine Möglichkeit sein. Ob es funktioniert, kann sicher nicht nach zwei Tagen beantwortet werden», findet auch Ammann. Auch Kurzarbeit anzumelden ist für viele keine Option.

«Sexarbeiterinnen sind in aller Regel selbständig erwerbend. Wir gehen aktuell davon aus, dass sie die vom Bundesrat versprochene Taggeldentschädigung für selbständig Erwerbende, die wegen behördlichen Massnahmen Erwerbsausfälle erleiden, werden beantragen können», so Ammann.

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